VW Tiguan:Zarte Gesichtspflege

Verspätet, aber doch: Der neue Tiguan kommt. Um den Erfolg seines Kompakt-SUV-Bestseller nicht zu gefährden, hat VW aber nur ein bisschen Kosmetik betrieben.

Günther Fischer, Ellmau

Knapp über 700.000 Tiguans hat Volkswagen bisher verkauft - der Bestseller im Segment und eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass das alte Modell seit Februar ausverkauft ist - und das neue erst ab 24.6. beim Händler stehen wird.

Vier lange Monate, in denen der Möchte-gern-Erster-der-Welt-sein-Konzern das Feld der Kompakt-SUVs fast kampflos Konkurrenten wie BMW X1, Nissan Qashqai oder Mitsubishi ASX überlassen musste. Kleines Trostpflaster für die Wolfsburger, immerhin: VW hat bereits wieder mehr als 18.000 Vorbestellungen eingeheimst.

Der facegeliftete Neue durfte jetzt erstmals ausgeführt werden. Optisch gab es nur zarte Retuschen: Die Kühlergrill läuft jetzt bis zu den Scheinwerfern - das ist inzwischen bei allen VW-Modellen so, nennt sich "Markengesicht". Ein bisschen läuft VW aber Gefahr, in die Audi-Falle zu tappen: Im Rückspiegel ist meist kaum noch zu erkennen, welcher Single-geframte Audi-Grill sich da nun wieder nähert. Der Innenraum des Tiguan: brav und berechenbar wie gehabt. Aber auch: einladend, bequem, ergonomisch perfekt.

Immherhin: Das Angebot an Assistenzsystemen wurde aufgestockt. So gibt es jetzt einen Müdigkeitswarner sowie einen Spurhalte- und Fernlichtassistenten, optional auch eine elektronische Differentialsperre. Wie gehabt können die Tiguan-Fans weiterhin zwischen Front- und Allradvarianten und zwischen den leicht unterschiedlichen Karosserieformen "Trend & Fun", "Track & Field" (das ist dann der mit der Offroad-Nase) und "Sport & Style" wählen.

Das Motorenangebot blieb im Grunde gleich, einige Benziner kommen nun mit zehn PS mehr Leistung. Die Basismotorisierung ist der 1,4-Liter-Turbo mit 90 kw / 122 PS und Frontantrieb - er dürfte dem nicht gerade leichten Tiguan (1,5 bis knapp 1,7 Tonnen) seine Mühe haben. Der von uns gefahrene 1,4-TSI leistet zwar 160 PS, ließ aber einiges an Spritzigkeit vermissen. Wer Agilität sucht muss also zu einem der beiden Zweiliter-TSI greifen, die 180 oder 210 PS leisten.

Für Diesel-Fans stehten drei Leistungsstufen des 2,0-Liter-TDI zur Verfügung: 81 kW / 110 PS, 103 kW / 140 PS und 125 kW / 170 PS. VW rechnet damit, dass der begehrteste Motor wieder der 103-kW-starke Diesel sein wird - wie schon beim Vorgängermodell. Bei der ersten Ausfahrt überzeugte er allerdings nicht wirklich: Obwohl mit kräftigen 320 Nm Drehmoment ausgestattet wirkte er merkwürdig schaumgebremst, brachte den Wagen nicht wirklich willig voran.

Leise und sparsam

Was wirklich überzeugte, war der Fahrkomfort. Der neue Tiguan zeigte sich erstaunlich leise, was souverän zu bewegen. Die Dynamik lässt aber - fast passend zu den beiden eher unwillig agierenden Motoren, die wir testeten - ein wenig zu wünschen übrig: In Kurven, die wir schneller durcheilten, neigte sich der Tiguan doch eher stark zur Seite und untersteuerte zu früh.

Die von VW angegebenen Höchstgeschwindigkeiten (für den Diesel immerhin 188 km/h) ließen sich nur bergab mit Rückenwind erfahren: Ab Tempo 180 wird es zäh und immer zäher. Bei 183 km/h zuckte unser Fuß wieder vom Gaspedal zurück - es dauerte schlicht zu lange.

Was wir aber einmal mehr loben müssen, ist das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) von VW, das auch im Tiguan optional zu haben ist: Es stellt immer noch die Benchmark im Markt dar. Kein anderes schaltet so schnell, willig und geschmeidig - und selbstverständlich. Und: Der Tiguan kann jetzt auch "segeln": Die sogenannte Segelfunktion trennt den Motor bei gleichmäßiger Fahrt vom Antrieb und lässt den Wagen im Leerlauf rollen - was sich spürbar auf den Verbrauch auswirkt.

Das Normverbrauchsspektrum, das VW angibt, reicht denn auch von nur 5,3 bis 8,6 Liter auf 100 Kilometer. Bei unseren ersten Ausfahrt kamen wir wie zur Bestätigung mal auf knapp sieben Liter (Benziner), mal auf knapp über sechs (Diesel) - sehr anständige Werte.

Die Preise beginnen bei 24.175,- Euro (90 kW / 122 PS; Trend & Fun) und enden bei 34.225 Euro (TDI 4Motion BMT, 103 kW / 140 PS, Track & Style). Alle Modelle können mit dem sogenannten BlueMotion-Paket kombiniert werden - dann ist stets auch eine Start-Stopp-Automatik mit dabei.

Darüber hinaus stellt VW natürlich gerne noch eine Aufpreisliste zur Verfügung ...

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