VW in Mexiko:Golf 7 soll US-Markt aufrollen

Letzter Check des Golf 7 im VW-Werk in Mexiko

Seit 20 Jahren arbeitet Abel Perez Sanchez im VW-Werk Puebla. Hier legt er noch einmal letzte Hand an das Heck eines Golf 7.

(Foto: dpa)

In Mexiko steht das zweitgrößte VW-Werk der Welt. Eine halbe Million Fahrzeuge bauen die Wolfsburger in Puebla jedes Jahr. Der neue Golf soll nun helfen, den Absatz in den USA zu steigern.

Ein Wolkenbruch geht auf den Beetle nieder - trotz schönsten Sonnenscheins. Nachdem der künstliche Regen im VW-Werk Puebla nachgelassen hat, kriecht José Abel Pérez in den Neuwagen und sucht nach undichten Stellen. "Ich war schon in der Presserei, der Montage und der Lackiererei", sagt der Mexikaner. "Jetzt kontrolliere ich in der Endabnahme die Qualität." Seit 20 Jahren arbeitet Pérez bei Volkswagen. Er hat Fahrzeugmodelle kommen und gehen sehen, bald wird er die Dichtungen des Golf VII prüfen.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Volkswagen Mexiko ist in Puebla die Produktion der neuesten Version des Wolfsburger Klassikers angelaufen. Von Sommer an soll der Golf in den Vereinigten Staaten bei den Händlern stehen. "Der Produktionsstart des Golf 7 wird Volkswagen in Nordamerika ordentlich Schub nach vorn geben", verlieh VW-Chef Martin Winterkorn bei der Jubiläumsfeier in Puebla seiner Hoffnung Ausdruck. Bis 2018 will Volkswagen in der Region sieben Milliarden US-Dollar investieren. Ein Großteil davon dürfte nach Mexiko fließen. Das ist auch dringend nötig. Auf dem wichtigen US-Markt gaben die Verkäufe der Kernmarke im vergangenen Jahr um annähernd sieben Prozent auf 408.000 Fahrzeuge nach. Verantwortlich dafür ist nach Einschätzung von Experten vor allem, dass VW zuletzt keine neuen Modelle mehr vorstellte und deshalb gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geriet.

Die meisten Fahrzeuge gehen in die USA

Volkswagen de Mexico - VW Beetle

Das Werk in Mexiko ist die Eintrittskarte VWs in den US-Markt. Hier kontrolliert Mitarbeiter Paulo Castillo Sandoval noch einmal die fertigen Modelle.

(Foto: dpa)

Nach Wolfsburg ist Puebla mit knapp 15.000 Mitarbeitern das zweitgrößte VW-Werk weltweit. Mehr als eine halbe Million Fahrzeuge werden dort pro Jahr gefertigt. Ein Großteil der Fahrzeuge liefert VW in die USA. In Puebla laufen auch die Modelle Jetta, Beetle und Beetle Cabrio vom Band. "Das Unternehmen profitiert von der Nähe zu den USA, den Währungsvorteilen und der guten Infrastruktur", sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach.

Mexiko hat Freihandelsabkommen mit mehr als 40 Ländern unterzeichnet. Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo sagte, er wolle die wirtschaftliche Integration seines Landes in die globalen Märkte noch weiter vorantreiben. Vor einem Jahr eröffnete Volkswagen im mexikanischen Silao sein 100. Werk. Dort werden TSI-Motoren für Puebla und den US-Standort Chattanooga gefertigt. In Querétaro unterhält der Konzern zudem eine Fabrik der Nutzfahrzeugtochter MAN. Von 2016 an will die Premium-Marke Audi in San José Chiapa den Geländewagen Q5 bauen.

60 Prozent der Teile kauft VW in Mexiko

Doch keine Region in Mexiko hat Volkswagen so stark geprägt wie Puebla. VW ist der größte Arbeitgeber der Stadt, zahlreiche Zulieferer in der Umgebung sind von dem Autokonzern abhängig. Mehr als 60 Prozent der Teile kauft Volkswagen im Land ein. "Die Zukunft des Standorts Mexiko hängt nun davon ab, ob VW Antworten auf die Herausforderungen in den Vereinigten Staaten findet", sagt Bratzel.

Die Automobilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Mexiko. Im vergangenen Jahr wurden dort 2,9 Millionen Fahrzeuge gefertigt. Bereits jetzt erwirtschaftet die Branche vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 2018 könnte sie acht Prozent und damit genauso viel wie der Erdölsektor beitragen, prognostizierte der Analyst Marco Oviedo von der britischen Großbank Barclays im vergangenen Jahr.

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