VW Beetle Cabrio:Spaßauto und Sympathieträger

"Nice car": Sogar im cabrio-überfluteten Beverly Hills fällt das neue Beetle Cabriolet auf. Denn Volkswagens neuer offener Zweisitzer setzt auf Gefühle. Doch an den Verstand hat VW auch gedacht - und bewährte Golf-Technik in den Käfer-Nachfolger verbaut.

Von Michael Specht

Tradition verpflichtet. Das weiß am besten, wer lange im Geschäft ist. Volkswagen feiert demnächst sein 75-jähriges Bestehen. Seit 67 Jahren gibt es den Käfer. Und schon 1949 schnitt man ihm bei Karmann das Dach ab. 32 Jahre später war Schluss. Dann kam 1998 der New Beetle im Retrolook und 2002 erneut eine Cabrioversion. Nörgler bescheinigen diesem Modell immer wieder eine gewisse Erfolglosigkeit, weil es sich optisch zu wenig am Original orientiert. Doch immerhin hat VW bis zur Einstellung 2010 fast eine viertel Million davon verkauft.

Auf der Los Angeles Auto Show feierte die dritte Generation des Beetle Cabrios vergangene Woche Weltpremiere. In wenigen Tagen beginnt in Amerika der Verkauf. Deutsche Frischluftfans müssen sich noch bis Februar gedulden. Doch das Warten lohnt. Volkswagen hat nicht nur ein Spaßauto, sondern auch einen Sympathieträger auf die Räder gestellt. Selbst im mondänen Beverly Hills oder Malibu - Orte mit der wohl weltweit höchsten Dichte an Luxuscabriolets - zog der offene Beetle während unserer Testfahrt die Blicke auf sich. "Nice Car", hören wir an der roten Ampel nicht nur einmal. Daran ist das Design mit den flachen und breiten Formen nicht unschuldig. Wie sein Blechdach-Bruder wirkt auch das Beetle Cabrio besser proportioniert.

Viel Mühe haben die Entwickler in die Verdeckkonstruktion gesteckt. Zusammengefaltet trägt das gefütterte Stoffdach längst nicht mehr so dick auf wie zuvor. Was zum einen die Sicht nach hinten verbessert, zum anderen die mitgelieferte Persenning so gut wie überflüssig macht. Man wird diese höchstens bei längeren Fahrstrecken nutzen. Heute, wo selbst Verdecköffnungszeiten in Zehntelsekunden gemessen werden - VW gibt 9,5 Sekunden an - verbinden wohl nur noch Nostalgiker das Überziehen einer Schutzhülle mit dem Charme längst vergangener Cabriotage .

Beetle Cabrio ohne Überrollbügel

Ein Überrollbügel Marke "Erdbeerkörbchen" blieb dem Beetle Cabrio erspart. Falls es wirklich einmal brenzlig werden sollte, schießen innerhalb weniger Millisekunden Schutzbügel hinter den Fondkopfstützen hervor. Anders als beim New Beetle Cabrio wurde das Überrollsystem so konzipiert, dass sich erstmals die Rücksitzlehnen umklappen lassen, was dem kleinen Kofferraum (225 Liter) zu ein wenig mehr Variabilität verhilft. Große Erwartungen allerdings sollten daran nicht geknüpft werden. Die Durchladeöffnung ist nur rund 60 Zentimeter breit.

Dass sich der Beetle mit seiner bewährten Golf-Technik narrensicher fahren lässt, versteht sich nahezu von selbst. Weder Motor und Schaltung noch Fahrwerk und Lenkung geben Anlass zur Kritik. Am meisten Spaß macht der offene Beetle natürlich mit dem 200 PS starken Zweiliter-Turbobenziner, der hier in den USA wie auch bei uns die Topmotorisierung bildet. Während amerikanische Kunden noch die Wahl zwischen einem 140-PS-Diesel und einem Fünfzylinder-Benziner (170 PS) haben, bietet Volkswagen bei uns auch schwächere Motoren an: zwei TSI mit 105 und 160 PS sowie einen TDI mit 105 PS. Preislich startet das Beetle Cabrio bei 21.350 Euro. Es ist damit exakt 4400 Euro teurer als die Limousine.

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