Volvo S60 T6:Volvo schafft die Sechszylinder ab

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Der Volvo S60 T6 ist als Fronttriebler und Allradler erhältlich.

(Foto: SOM)

Volvo verkleinert jetzt seine Motoren und auf dem Papier klingt das gut. Nur noch vier Zylinder statt sechs sollen zwar mehr Kraft bieten, aber weniger verbrauchen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Von Marcel Sommer

Liebe Freunde eines althergebrachten Benzin-Sechszylinders, die schwedische Marke Volvo fällt in Zukunft beim Kauf des nächsten Neuwagens aus dem Raster. Denn die Schweden machen Ernst mit Downsizing und verbannen nach und nach Motoren mit mehr als vier Brennkammern aus ihrem Portfolio. Vierzylindermotoren mit zwei Litern Hubraum sollen diese ersetzen. Sie sind trotz geringerer Anzahl an Brennkammern leistungsstärker und sollen bis zu 30 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen.

Eine Kombination aus Turbolader und Kompressor soll den fehlenden Hubraum kompensieren. Der Kompressor vermittelt den Eindruck eines großen Saugmotors und arbeitet bei niedrigen Drehzahlen. Teilweise Elektrifizierung durch Plug-in-Hybridtechnik verleiht den Aggregaten wahlweise zusätzliche Leistung.

T6 mit vier Zylindern

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Das neue T6-Triebwerk mit 306 PS

(Foto: SOM)

Die frontangetriebene Limousine S60 mit der weiterhin gültigen Motorenbezeichnung T6 wird einen solchen neuen Motor erhalten. Der in Verbindung mit entweder einem neuen Achtgang-Automatikgetriebe oder einer manuellen Sechsgang-Handschaltung erhältliche Schwede leistet 306 PS. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern ist ebenfalls dazu geeignet, um am Stammtisch angeben zu können.

Optisch wurde der Wagen nur leicht überarbeitet, vor allem im Frontbereich. Die bisher sichtbaren Düsen der Scheibenwaschanlage sind nun unter der Motorhaube platziert, die Radarabdeckung im Kühlergrill ist in glänzendem schwarz lackiert und das Volvo Markenlogo ist nun größer. Der Wagen kostet mindestens 45.200 Euro.

Die Kombination von neuem Getriebe und kleinerem Motor hat allerdings den Hauptnutzen, für eine deutliche Reduzierung des Verbrauchs zu sorgen. Doch beim 4,64 Meter langen S60 ist kein Effekt zu sehen. War der Sechszylinder des Vorgängermodells schon nicht als Spritverächter bekannt, gönnt sich de neue Motor ebenfalls deutlich mehr, als Volvo angibt.

Auffällige Gangwechsel

Ein Realverbrauchswert von etwas weniger als neun Litern steht dem Laborwert von 6,4 Litern gegenüber. Zudem wechselt die Automatik bei zügiger Fahrt ständig und leicht spürbar die Gänge.

Bei schneller Fahrt wird zudem ebenso schnell klar, dass die Bremspunkte nicht gerade denen eines Sportwagens entsprechen. Und auch der Beschleunigungswert von 5,9 Sekunden auf Tempo 100 liest sich auf dem Papier schneller als er sich anfühlt. Der knapp 1,7 Tonnen schwere S60 fährt sich behäbig und nickt bei starken Bremsmanövern deutlich ein, was ein heftiges Untersteuern zur Folge haben kann. Durch die komfortablen Sportsitze und eine gelungene Geräuschdämmung ist wenigstens der Fahrkomfort hoch. Selbst bei flotter Fahrt und hoher Drehzahl dringen nur geringe Störgeräusche in den Innenraum.

Hohes Sicherheitsniveau

Die Sicherheit ist eine der großen Stärken des Volvo - mit jedem Motor. Die piependen und selbständig bremsenden Helfer mögen nerven können, doch sie sind äußerst hilfreich. So erkennt die zweite Generation des Blind Spot Information Systems von hinten herannahende Fahrzeuge in bis zu 70 Metern Entfernung und warnt vor riskanten Spurwechseln. Zu den besonders im Stadtverkehr hilfreichsten Neuerungen gehört der Cross Traffic Alert. Er warnt zum Beispiel beim Rückwärtsausparken aus einer Parklücke vor Querverkehr in einem Umkreis von bis zu 30 Metern, sowie vor sich nähernden Fußgängern und Fahrradfahrern. Ein kleiner Nachteil ist dabei die Lautstärke des Warntons und sein Geräusch an sich - er ist einfach zu laut. Das City Safety System, das bis zu einem Tempo von 50 Kilometer pro Stunde selbständig bremsen kann, ist ebenfalls an Bord.

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Die zweite Generation des Blind Spot Information Systems warnt vor riskanten Spurwechseln.

(Foto: SOM)

Noch können Sechszylinderfreunde aufatmen: Der Allrad-S60 wird weiterhin mit sechs Zylindern erhältlich sein. Das bedeutet zwei PS weniger, 40 Newtonmeter Drehmoment mehr und eine auf 250 Kilometer pro Stunde abgeriegelte Endgeschwindigkeit. Der mit 9,9 Liter angegebene Spritverbrauch ist und bleibt jedoch auch bei ihm, wie die skandinavischen Trolle, ein nettes Märchen.

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