Verkehrsprojekt "China-Russia plus America line":China plant angeblich Zuglinie in die USA

A resident rides a tricycle past the head of a CRH Harmony bullet train outside an exhibition for the Seventh World Congress on High Speed Rail in Beijing A resident rides a tricycle past the head of

China plant angeblich eine spektakuläre Bahnlinie bis in die USA.

(Foto: REUTERS)

Eine Bahnlinie, die durch einen 200 Kilometer langen Tunnel unter der Beringstraße führt: China soll eine Eisenbahnstrecke bis in die USA planen. Doch der Megatunnel wäre nicht die einzige Schwierigkeit an dem ambitionierten Projekt.

Von Thomas Harloff

Es wäre eins der größten Verkehrsprojekte der Geschichte: Laut der Onlineausgabe des Guardian prüft China derzeit Pläne einer Hochgeschwindigkeits-Zuglinie, die bis in die USA führt. Die englische Website bezieht sich dabei auf einen Bericht der staatlich kontrollierten Zeitung Beijing Times. Die Eisenbahnlinie soll etwa 13 000 Kilometer lang sein und wäre damit mehr als 3000 Kilometer länger als die Transsibirische Eisenbahn, die derzeit die längste Zuglinie der Welt ist.

Die Strecke, die aktuell den Projektnamen "China-Russia plus America line" trägt, würde im Nordosten Chinas beginnen, durch Sibirien verlaufen und unter der Beringstraße nach Alaska führen. Von dort ginge es durch Kanada bis in die Vereinigten Staaten. Der Zug soll die Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 350 km/h zurücklegen, was einer Reisezeit vom Start- zum Zielpunkt von mehr als 37 Stunden entsprechen würde. Ein Flug von Peking nach Chicago dauert etwa 13 Stunden.

200-Kilometer-Tunnel unter der Beringstraße

Um die Beringstraße, die Meerenge zwischen Sibirien und Alaska, zu passieren, müsste ein rund 200 Kilometer langer Tunnel gegraben werden. Laut Mengshu Wang, Professor an der Jiaotong University in Peking, befinde man sich derzeit in Gesprächen, ob das Projekt realisierbar sei. "Russland denkt darüber bereits seit vielen Jahren nach", sagt der Tunnelexperte.

Laut China Daily existiert die erforderliche Tunnel-Technologie bereits und wird aktuell auf der Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke zwischen der Provinz Fujian im Südosten Chinas und Taiwan eingesetzt. "Das Projekt wird von China finanziert und gebaut", schreibt die staatlich kontrollierte Tageszeitung auf ihrer Internetseite. "Die Einzelheiten des Projektes müssen nun finalisiert werden."

Pläne, die Beringstraße zu untertunneln, gab es immer wieder. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll es erste Überlegungen in diese Richtung gegeben haben. 2007 wurden konkrete Pläne für einen mehr als 100 Kilometer langen Tunnel ausgearbeitet, die 2011 gar vom damaligen russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew abgesegnet worden sein sollen. Seitdem ist es jedoch ruhig geworden um das Projekt. Bislang gibt es keine Hinweise, dass dort tatsächlich gebaut werden soll.

Der längste Untersee-Tunnel der Welt

Und es gibt weiteren Anlass zur Skepsis. Bisher hat sich neben Mengshu Wang kein anderer Experte zu dem Thema geäußert. Unklar ist zudem, ob die chinesische Regierung bereits die Behörden in Russland, Kanada oder den USA konsultiert hat. Zudem würde das Projekt einen ingenieurstechnischen Gewaltakt bedeuten, denn es würde sich um den mit Abstand längsten Untersee-Tunnel der Welt handeln. Zum Vergleich: Der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal ist gut 50 Kilometer lang. Zudem ist die Beringstraße für das Weltklima von großer Bedeutung. Ein Bauprojekt dieser Größenordnung könnte das ökologische Gleichgewicht nachhaltig stören.

Laut Beijing Times ist die "China-Russia plus America line" eines von vier großen internationalen Schnellzug-Projekten, die derzeit in Arbeit sind. Zum einen werde derzeit eine Route geplant, die von London über Paris, Berlin, Warschau, Kiew bis Moskau führt und sich dort entweder in Richtung China oder nach Ostsibirien teilt. Eine andere Strecke soll von Ürümqi im Nordwesten Chinas durch Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran und die Türkei bis nach Berlin führen. Die dritte Linie soll sich von Kunming im Süden Chinas bis nach Singapur erstrecken. Allerdings befinden sich die Projekte laut der Zeitung in unterschiedlichen Prozessstadien.

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