Verbot für Benziner:Schluss mit Vespa

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Nach dem Willen der Grünen sollen Motorroller demnächst verboten werden - und nur noch Elektroroller erlaubt sein. Ein Vorstoß, der Sinn hat, aber vergleichsweise spät kommt.

Günther Fischer

Die große Umwälzung ist längst im Gange, in China zum Beispiel. Wer in Peking unterwegs ist, wird erstaunt feststellen, dass es in der Innenstadt kaum noch stinkt - zumindest nicht nach dem bis dato üblichen Zweitaktgemisch. Auch der Lärm ist zurückgegangen - stattdessen ist nur massenhaftes Sirren zu vernehmen.

ADAC-Test Elektroroller
:Schneller schlapp

Es wäre auch zu schön gewesen: Im ADAC-Test konnte keiner der sieben Elektroroller gänzlich überzeugen - weder bei Reichweite noch bei der Akku-Ladezeit.

Der Grund: Es dürfen keine Zweitakter mehr in die Innenstadt - sie wurden schlicht verboten. Nur noch Elektroroller sausen umher. "Das gleicht einer stillen Revolution", so Stefan Öri, Pressesprecher von Audi. Und der große Vorteil der Chinesen: "Sie sammeln jetzt schon massenhaft Erfahrung, was die Haltbarkeit, Lebensdauer und Ladezeiten von Akkus betrifft", so Öri weiter.

Vor diesem Hintergrund macht der Vorstoß der Grünen durchaus Sinn. Sie wollen laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung (Samstagsausgabe) die benzinbetriebenen Motorroller verbieten. Nach dem Willen der grünen Bundestagsfraktion sollen ab 2015 nur noch Elektroroller zugelassen werden. Zwar erst fünf Jahre nach den Chinesen, aber immerhin.

Mit Sprit betriebene Zweitakter sollen nach der Vorstellung der Partei ab 2020 und Viertakter ab 2025 sukzessive aus dem Verkehr gezogen werden. Das gehe, so die Zeitung, aus dem Energiekonzept der Fraktion hervor sowie aus einem Antrag, den die Grünen unlängst in den Bundestag eingebracht haben. Die Partei will damit den Umstieg auf schadstofffreie E-Roller forcieren.

Elektroroller E-Max 90 S
:Leise sirrt das Sparschwein

Mit 50 Cent rund 100 Kilometer fahren, und das auch noch emissionsfrei? Das geht wohl nur mit einem Elektroroller. Unterwegs mit E-Max 90 S.

Der grüne Verkehrsexperte Winfried Hermann sagte der Saarbrücker Zeitung: "Elektroroller sind leise, emittieren keine Luftschadstoffe und tragen damit gerade in Städten zu einer Verbesserung der Luftqualität bei." Durch günstige Verbrauchskosten von geschätzten 50 Cent auf 100 Kilometer seien sie zudem für die meisten Nutzer wirtschaftlicher.

Elektroroller Segway
:Roller-Kommando Segway

Wer mit dem Segway unterwegs ist, will schon nach kurzer Zeit nur noch eines: weiterrollen, immer weiterrollen.

Die FDP erteilte dem Vorhaben dem Bericht zufolge aber bereits eine Absage. Ein Verbot "hilft dem globalen Klima überhaupt nicht, bestraft aber Jugendliche im ländlichen Raum und diejenigen in den Städten, die bewusst auf das Auto verzichten wollen", sagte FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic der Zeitung.

Laut Bundesverkehrsministerium seien in Deutschland derzeit 1236 Elektroroller zugelassen. Demgegenüber gibt es Hunderttausende herkömmliche Motorroller

Dennoch sind die Grünen mit ihrem Vorstoß auf dem richtigen Weg. Auch die Autoindustrie bereitet sich weiter auf die Elektrozeit vor: Smart und Mini wollen künftig Elektroroller bauen, so ein Bericht der Fachzeitschrift Auto, Motor, Sport. Der "Scooter E Concept" der BMW-Tochter Mini und der "Escooter" der Daimler-Tochter Smart sollen mit einem Elektromotor im Hinterrad und einer Lithium-Ionen-Batterie je auf 100 Kilometer Reichweite kommen.

Mini wollte diese Angaben noch nicht bestätigen, es stehe "erst einmal das Design im Vordergrund", hieß es dort. Auch Smart wollte keine näheren Angaben machen. Beide Hersteller haben aber angekündigt, die elektrisch angetriebenen Roller beim Pariser Automobilsalon (2. bis 17. Oktober) zu präsentieren.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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