Unterwegs mit dem Audi A6 4.2 Quattro:Starke Gene

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Wir fuhren eine knapp fünf Meter lange Mischung aus elegantem Auftritt und sportlichem Charakter. Mit viel Vergnügen.

Von Tobias Opitz

Es ist schon verblüffend, wie schnell die automobile Welt sich dreht. Aus den Augen, aus dem Sinn - um so manches Auto mag es ja beileibe nicht eben schade sein, aber: Es gibt Modelle, an die sich die Erinnerung lohnt.

Trotz 4,92 Metern Länge und 186 Zentimetern Breite fährt sich der A6 behände und geschmeidig. (Foto: Foto: Audi)

Zu denen gehört zweifelsfrei der 1968 vorgestellte Audi 100. Mit ihm stiegen die Ingolstädter seinerzeit in die Oberklasse auf, er legte den Grundstein für eine ausgesprochen erfolgreiche Autofamilie. 1970 dann das Audi 100 Coupé S, sieben Jahre später der Sportkombi Avant.

Und natürlich der Audi 100 Quattro, über den Walter Röhrl erst schimpfte - ¸¸Der fährt nicht dorthin, wo ich will" - und dann damit bald zum Schnellsten auf allen Vieren wurde. Jede Menge starke Gene also, um ganz vorne mitzufahren - woran auch der Namenswechsel Mitte der neunziger Jahre nichts änderte: Aus Audi 100 wurde A6.

Wahre Limousine

Wozu ein guter Stammbaum führen kann, zeigt der aktuelle Audi A6 4.2 Quattro. Mit seinem 335 PS starken V8 - anders abgestimmt aus dem S4-Regal - der muskulöseste Benziner der Familie und ein Auto, das die Bezeichnung Limousine tatsächlich verdient. Außen schön und unaufgeregt gezeichnet, drinnen sportlich-edel und ohne aufgesetzten Schnickschnack.

Allerdings: Bei der ersten Begegnung drängen sich angesichts seiner raumgreifenden Ausdehnung Respekt und die Frage auf, ob dies vielleicht nur ein Auto für die Strecke ist. Immerhin 4,92 Meter lang und 1,86 Meter breit - Maße, die nicht unbedingt für einem am Samstagvormittag verstopften Supermarkt-Parkplatz sprechen.

Perfekte Haptik, hochwertige Materialien: A6-Interieur (Foto: Foto: Audi)

Aber: Schon die ersten Zirkel durch die enge Stadt überzeugen von Handlichkeit und Übersichtlichkeit; besonderen Dienst leistet da die Servotronic genannte, serienmäßige Lenkunterstützung, die bei geringer Geschwindigkeit und vor allem auf engem Raum die notwendige Kraft zum Bewegen der mächtigen 18-Zoll-Räder zur Verfügung stellt.

Friedfertiges "Bahn frei"-Schild

Und ist man erstmal raus aus der Stadt, zeigt der kleinere der großen Audi seine sportlichen Talente. Denn die fast unmerklich arbeitende Sechsstufen-Automatik zieht das immerhin bis zu 2,1 Tonnen schwere Auto wie an der Schnur. Und der zur neuen Ingolstädter Nomenklatur gehörende Singleframe-Rahmen des Kühlergrills wandelt sich im Rückspiegel der Vorderleute ganz offensichtlich zum grundsätzlich friedfertigen, aber wirkungsvollen ¸¸Bahn frei"-Schild.

Nicht nur deshalb ist es fast schade, dass bei Tempo 250 der elektronische Riegel vorgeschoben wird, denn dank des Allradantriebs werden Autobahnkurven wie auf der sprichwörtlichen Schiene durcheilt. Ein Genuss, der auch - langsamer natürlich - auf Landstraßen zu haben ist, im Schnitt aber seinen Tribut fordert: 14,8 Liter teures Superplus wurden in der Praxis verlangt - auf 100 Kilometer gut drei Liter oder derzeit etwa 3,90 Euro mehr, als es die offiziellen Werksdaten verraten.

Perfekter Innenraum

Bevor es die Freude über Motor und Allrad in Vergessenheit geraten lassen: Der Innenraum des A6 4.2 - mit wenigstens 60.600 Euro nicht eben ein Schnäppchen - ist das, was man von Audi kennt. Jeder Handgriff sitzt auf Anhieb, alles ist auf den ersten Blick klar und aufgeräumt, nichts verlangt nach längerer Schulung oder lenkt von dem ab, was draußen vor sich geht. Dazukommen das aufgrund der Außenmaße ausgesprochen großzügige Raumgefühl und der auch auf langen Strecken hohe Sitzkomfort auf allen Plätzen.

So ist der Audi A6 4.2 Quattro tatsächlich ein Auto, das Begehrlichkeit weckt und den Abschied schwer macht. Und irgendwie hätte die Buchstabenkombination IN-XS auf dem Nummernschild des Testwagens die Kurzform für ¸¸in excess" sein können - alles im Übermaß. Im allerbesten Sinne.

Audi A6 4.2 Quattro: 246 kW (335 PS); max. Drehmoment: 420 Nm bei 3500 Umdrehungen; 0 - 100 km/h: 6,1 s; Vmax: 250 km/h (abgeregelt); Verbrauch: 11,6 l Superplus; EU4; Grundpreis: 60.600 Euro (alles Werksangaben)

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