Unterwegs im Klepper Backyak:Ein Gefährt für Fluss, See, Meer und Schnee

Der Klepper Backyak ist weit mehr als ein Kajak. Das Multitalent kann sich je nach Bedarf in einen Katamaran oder eine Badeplattform verwandeln. Eine Probefahrt auf dem Chiemsee.

Von Beate Hitzler

Normalerweise ist es mit Outdoor-Geräten so, dass es für jede Spielart einer Sportart, und sei der Unterschied auch noch so marginal, eine eigene, hochspezifizierte Ausrüstung gibt. Was manchen Freizeitsportler vor ernsthafte Sportartikeleinlagerungsprobleme stellt. Der Klepper Backyak ist der Gegenentwurf zu dieser raumgreifenden Spezialisierung; man möchte fast sagen, die Rosenheimer Bootsbauer haben eine eierlegende Wollmilchsau designt, die auch noch schwimmen kann: Einen Zweier-Kajak, der sich in zwei Teile zerlegen und als Rucksack transportieren lässt, der außerdem bei Bedarf zu zwei Funbooten, einer Badeplattform oder einem Katamaran umbaubar ist und im Winter auch noch als Schlitten taugt. Das ist mal eine Bandbreite.

Glücklich können sich jene schätzen, der ihr Segelboot im Rucksack tagen: Erstens bedeutet das, dass das Gefährt leicht ist. Zweitens ist der Wassersport-Freund somit äußerst mobil, kann selbst durch unwegsames Gelände Abenteuerplätze erreichen. Dass sich damit allerdings nicht nur ein Katamaran, sondern zugleich wahlweise ein großes oder zwei kleine Kajaks, ein Floß und sogar ein Schlitten transportieren lassen, grenzt an einen geglückten Design-Schachzug.

Vor drei Jahren begann die Entwicklung

Vor mehr als hundert Jahren gelang in der Manufaktur in den ersten zerlegbaren Kajaks bereits eine geniale Erfindung, eröffnete sie dem Kajaker doch wesentlich mehr Möglichkeiten, von seinem trockenen Wohnort ans Wasser zu gelangen. Die Idee, ein Gefährt für Fluss, See, Meer und Schnee zu entwickeln, ist wesentlich jünger. Vor drei Jahren entstand dieser Plan, der gemeinsam mit der TU München realisiert wurde.

Auseinandergebaut kommt der Kajak in zwei großen, ovalen 14-Kilo-Tonnen, die man sich - zu zweit - über die Schultern wuchten kann. Begibt man sich so in die U-Bahn, wird man allerdings eher für Teile einer Tuba-Kapelle gehalten denn für Wassersportler über die Schultern; der Partner tut dasselbe. Und erweckt in U-Bahn und Zug leicht den Eindruck, Tuba-Musikant zu sein.

Zum Umbau ist kein Werkzeug nötig

Am Chiemsee angekommen, geben die äußeren Boxen noch jeweils zwei weitere Bauteile aus ihrem Inneren preis. Alle sechs Teile lassen sich ohne Werkzeug aneinander stecken und mit Klammern von innen fixieren. Danach werden mittransportierte weitere Teile montiert, die zuvor aus dem Inneren der Boxen gezaubert wurden: Karbonruder hinten, Steuerseile an die Fußpedale, zwei Erwachsenensitze und einer für Kinder, und schließlich zwei Paddel zusammen gesteckt.

In weniger als fünfzehn Minuten ist ein 540 cm langer Karbonkajak herangewachsen, mit drei Luken und viel Stauraum für Gepäck. Erfahrene Paddler können damit sofort in See stechen. Anfänger pusten noch zwei schwarze Luftschläuche auf, die als Kippschutz außen am Boot der Länge nach fixiert werden. Und schon flitzt man unsinkbar mit einem 20-Kilo leichten Gefährt recht richtungsstabil über den See.

"Hey, da fährt ja ein halbes Boot."

Beim anschließenden mittigen Zweiteilen des Kajaks am Ufer entstehen mit wenigen Handgriffen und dem Anbringen der Endkappen zwei kurze zehn Kilo-Funboote. Samt Paddel sind sie wendig, und sie machen durchaus ein paar Knoten Fahrt - und gute Laune - schon deshalb, weil jetzt der verdutze Surflehrer ruft: "Hey, da fährt ja ein halbes Boot. Du hast die Hälfte vergessen!".

Nach derlei Spielerei ist Entspannen an der Reihe: Beide Hälften lassen sich die Boote mit zwei 170 cm langen Stangen, den "Bones", vorn und hinten durch Schrauben und Inbusschlüssel am Deck miteinander fixieren. Ein Trampolin wird zwischen die Bootskörper gespannt, Lenkgestänge angebracht die Einstiege mit Persennings abgedeckt - alles recht einfach. Eine Viertelstunde später dümpelt man gemütlich ausgestreckt auf dem Katamaranfloß, während der Wein im Rumpf die Seele baumelt zum Sundowner kühlt.

Zeit zum Segelhissen

Am nächsten Tag bläst der Wind über den Chiemsee. Zeit zum Segelhissen: Der fünfteilige Mast wird am vorderen, das Ruder am hinteren Bone fixiert. Kleines Vor- und großes Hauptsegel zwei Schnüre zum Abspannen an die Spitzen anbringen - fertig ist der Kat. Mit nur 28 Kilo Gesamtgewicht und einer Zuladung von 250 Kilo nimmt der leichte Segler auch bei wenig Wind fein an Fahrt auf, kommt prima ins Gleiten und erinnert mit seinen Eigenschaften an einen Optimisten. Dreier Winde, dazu Böen - Sturmwarnung am Chiemsee - während es Surfer, Kiter und Könner zischen lassen, ist jetzt allerdings Landgang und Zusammenbauen angesagt.

Seinen letzten Trumpf aber spielt der Backyak im Winter aus: Aus Bootsspitze und zweitem Rumpfteil lässt sich gemeinsam mit der Endkappe ein Schlitten formen, bei dem die Bones, also die Querstangen des Katamarans, als Kufen dienen. Sogar lenkbar ist das Gefährt, auf dem zwei Personen Platz finden. Und auch der Schlitten passt in seinen Einzelteilen in einen Zwölf-Kilo-Rucksack. Nur Schnee räumen kann der Backyak noch nicht. Er ist ab 3990 Euro erhältlich.

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