Unterwegs:Alles wird gut

Das kann ja heiter werden: Benzin wird immer billiger und die Autos fahren bald von ganz alleine. Vielleicht kann man sie dann bald zum Einkaufen schicken, oder sie besuchen die Verwandten, die man sowieso noch nie leiden konnte. Da freuen wir uns.

Von Jörg Reichle

Man soll ja immer an das Beste glauben, vor allem jetzt an Weihnachten. Das gehört sich so. Für uns Autofahrer ist das auch gar nicht mal schwer, so viel gute Nachrichten, wie es für uns gab und gibt - na ja, dieses ganze Abgasgedöns mit VW vielleicht mal ausgenommen. Aber das trifft ja sowieso nur VW-Fahrer. Und sonst? Tanken ist so billig wie fast noch gar nie. Das freut uns. 2016 kaufe ich mir deshalb ein richtig durstiges Auto, vielleicht einen SUV-Panzer oder den neuen Bugatti. Der hat 1500 PS und läuft 460 km/h Spitze. Damit erschrecke ich dann kleine Kinder und saufe alle Zapfsäulen leer. So ein E-Auto kommt mir jedenfalls nicht ins Haus. Die sind sauteuer und dann weiß man nicht, wohin mit dem Kabel.

Aber das Beste für 2016 ist: Die Autoindustrie und die Politik schützen uns - vor uns selbst. Die Autoindustrie hat deshalb das selbst fahrende Auto erfunden. Richtig so. Irgendwie scheinen wir zwar gut genug, um zigtausend Euro für ein neues Auto auf den Tisch zu legen. Andererseits blöd genug, um richtig damit zu fahren. Ist nichts gegen zu sagen, um die 4000 Unfalltote sind ja wahrlich kein Ruhmesblatt für die fehlbaren Lenker, wie man in Schweizer Unfallberichten uns automobilistische Mängelwesen nennt. Das Auto der Zukunft, zu dem hin wir im nächsten Jahr wieder einen großen Schritt hinmachen werden, soll uns stattdessen unfehlbar ans Ziel bringen. Kein Ärger mehr, kein Stress im Stau, keine Unfälle. Und wer weiß, vielleicht kann man irgendwann sein Auto sogar zum Einkaufen schicken, ganz allein. Das wäre praktisch. Und unliebsame Verwandtschaft könnte es dann auch besuchen, da müssten wir selbst gar nicht mehr mitfahren.

Aber nicht nur die Industrie will das Beste für uns, auch die Politik. Wie man hört, soll es 2016 die ersten Strecken mit durchgehender Tempoüberwachung geben. So wie in Österreich, einem weithin als vorbildlich bekannten Land. Da fährt man dann auf freier Autobahn Kilometer um Kilometer im Schleichgang. Alles zu unserem Wohl, wohlgemerkt. Wie schön.

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