Der öffentliche Nahverkehr in Deutschland hat einer Umfrage zufolge ein großes ungenutztes Potenzial an neuen Kunden. Bis zu 1,4 Millionen Menschen, die Busse und Bahnen bisher nicht oder nur selten nutzen, können sich vorstellen, künftig diesen Verkehrsweg vorzuziehen, wie der Autoklub ADAC in einer Studie errechnete. Die wichtigsten Bedingungen für einen Umstieg seien demnach nach Angaben der Befragten: günstigere Fahrpreise, ein verständlicheres Tarifsortiment, eine bessere Pünktlichkeit sowie schnellere Verbindungen. "Es besteht eine große Chance, den öffentlichen Personennahverkehr zu einem wesentlichen Treiber für mehr Klimaschutz auf dem Verkehrssektor zu machen", sagte ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller. Um diese Chance zu nutzen, müsste die Infrastruktur für Busse und Bahnen ausgebaut sowie attraktive und verlässliche Angebote entwickelt werden.
Der ADAC hat für die Umfrage in zehn Großstädten jeweils etwa 300 Menschen befragt, die zuvor angaben, nie oder nur gelegentlich öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Fast zwei Drittel dieser Befragten ziehen derzeit das Auto vor. Mehr als die Hälfte bewertete das öffentliche Nahverkehrsangebot in ihren Städten insgesamt als zu teuer, zu ungeeignet für den Transport von sperrigen Gegenständen sowie als zu langsam und überfüllt.
Insgesamt können sich 46 Prozent der Befragten einen Wechsel auf öffentliche Verkehrsmittel wie S-, U- oder Straßenbahnen vorstellen. Besonders groß sei die Bereitschaft zum Umstieg in Frankfurt und Leipzig; dort könnten laut ADAC-Hochrechnung jeweils bis zu 100 000 zusätzliche Fahrgäste generiert werden. In Berlin und Hamburg sei die Bereitschaft zwar etwas geringer, allerdings ergebe sich auch da ein Wechselpotenzial von 390 000 Menschen in Berlin beziehungsweise 170 000 Leuten in Hamburg.