Toyota RAV 4 Fünftürer:Kombi im Geländewagen-Outfit

Der 'Shooting Star' soll noch 3000 Mal verkauft werden

(SZ vom 26.08.1995) Er gilt als Shooting Star des Toyota- Modellangebots und wird mit rund 11 000 verkauften Einheiten allein im Jahre 1995 auf Anhieb den zweiten Platz im automobilen Segment allradgetriebener Pkw einnehmen - der Toyota Funcruiser RAV 4. Als Dreitürer mit kurzem Radstand wird er in Deutschland seit einem Jahr sehr erfolgreich verkauft. 8000 Dreitürer abzusetzen, ist allein für 1995 geplant.

Nun setzt Toyota an, diesen Erfolg noch zu beschleunigen: mit dem verlängerten Funcruiser, einer fünftürigen Familienversion des kompakten Freizeitautos. Er soll noch in diesem Jahr 3000 Käufer finden. Von vier Konzepten in einem schwärmt der japanische Importeur in Köln und definiert: Outfit und Technik des Fünftürers entsprächen denen eines Geländewagens, die selbsttragende Karosserie sei Pkw-Konstruktionsprinzip, seine Fahrleistungen würden einem sportlichen Kompaktwagen nicht nachstehen und als Fünftürer biete er alle Vorzüge eines Kombi.

Urlaubstaugliches Reiseabteil

Breite und Höhe des knubbeligen Rundlings RAV 4 blieben dem Fünftürer erhalten. In der Länge allerdings legte er gegenüber dem modischen Dreitürer um stattliche 41 Zentimeter zu, was zu deutlich mehr Innen- und Kofferraum führt (409 statt 173 Liter). Bei umgelegter Rücksitzbank stehen sogar 645 Liter zur Verfügung. Damit wird der 'lange' Funcruiser tatsächlich zum urlaubstauglichen Reiseabteil für Durchschnittsfamilien. Zumal den Fondpassagieren durch nach hinten gewanderte Radhäuser mehr Sitzbreite zur Verfügung steht. Bis zu fünf Personen finden jetzt Platz, während die Kurzversion nur deren vier zuläßt.

Die Verlängerung bringt zwar rund 100 Kilogramm mehr auf die Waage (1260 Kilogramm Gesamtgewicht) und reduziert ein wenig die Fahrleistungen, gewinnt aber durch den um 21 Zentimeter auf 2,41 Meter verlängerten Radstand an Fahrkomfort. Allerdings darf der 2,0-Liter-Vierzylindermotor mit 16 Ventilen aus Toyotas Pkw-Programm als ausgesprochen agiles RAV 4-Triebwerk gelten. Es leistet 95 kW (129 PS) bei 5600 Touren, kann mit Fünfgang-Schaltgetriebe oder elektronisch gesteuerter Viergang-Automatik für 3040 Mark Aufpreis geliefert werden und beschleunigt den permanenten Allradwagen in nur 10,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h (Automatik: 12,1 Sekunden). Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt völlig ausreichend 170 km/h (Automatik: 166 km/h). Für soviel Dynamik gibt Toyota einen Drittelmix von 9,1 Liter auf 100 Kilometer an, für die Automatikversion gar nur 8,7 Liter, was Respekt abverlangt. Schließlich überragt die relativ hohe Stirn des RAV 4 alle Pkw-Kollegen.

Wie der Dreitürer, verfügt auch der lange RAV 4 über eine japanisch-typische reichhaltige Ausstattung. Für 36 390 Mark erhält man in der Grundausstattung neben vier Türen mit Seitenaufprallschutz einen Fahrerairbag, Gurtstraffer vorne, vier höhenverstellbare Kopfstützen und eine Wegfahrsperre. Serienmäßig außerdem: eine gut abgestimmte, drehzahlabhängige Servolenkung, getönte Scheiben und eine Lenkrad-Höhenverstellung.

Auch das aus dem kurzen Funcruiser bekannte Fun-Paket ist erhältlich: Für 2400 Mark extra werden ein elektrisches Glas-Schiebe-Hubdach eingebaut, man kann das Lenkrad in der Neigung verstellen, vier Fensterscheiben elektrisch öffnen und schließen, die Außenspiegel elektrisch verstellen und die Türen zentral verschließen. Nicht bestellen kann man einen Beifahrerairbag, für 2480 Mark aber ein ABS-System. Eine FCKW-freie Klimaanlage für 3170 Mark ist empfehlenswert, ob man eine Lederausstattung für 1800 Mark braucht, ist Geschmackssache. Da der Funcruiser kein Untersetzungsgetriebe wie ein echter Geländewagen besitzt, sollten sich Eigentümer einer Ferienwohnung auf der Alm ein Hinterachsdifferential mit begrenztem Schlupf für 870 Mark gönnen (im Fun-Paket enthalten). Ein sperrbares Zentraldifferential (in Verbindung mit Handschaltung manuell, in der Automatikversion automatisch sperrend) besitzt er von Hause aus. Es kann beim Anfahren auf feuchten Wiesenhängen ebenso hilfreich sein wie auf winterlichen Straßen.

Der RAV 4 unterstreicht seinen Anspruch, ein Pkw für Alltag und Freizeit zu sein, durch ein hervorragendes Fahrverhalten auf befestigten Straßen. Daß er zu stärkerer Seitenneigung in Kurven tendiert als ein Pkw, muß man ihm verzeihen. Schließlich richtet er sich höher auf als dieser und bietet seinen Insassen einen besseren Rundumblick - auf den vorauseilenden Verkehr und die Landschaft gleichermaßen.

Die Strategie Toyotas, mit dem RAV 4 ein automobiles Konzept zu realisieren, das die zurückgehende Nachfrage nach Geländewagen abfangen kann, scheint Früchte zu tragen. Wer auf die schwergewichtige Konstruktion eines echten Geländewagens verzichten kann - und das dürfte die Mehrheit der deutschen Kunden in diesem Segment sein -, findet im fünftürigen RAV 4 einen vielseitigen Kombi im Geländewagen-Outfit auf komfortablem Pkw-Fahrwerk . Zudem kommt der lange RAV 4 zu einem kompromißlos günstigen Preis. Von 36 390 Mark an (Automatik: 39 430 Mark) steht er bei 800 deutschen Toyota-Händlern.

Von Jürgen Zöllter

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: