Toyota Corolla:Den Weltmeister im Visier

Zwei Motoren, drei Jahre Garantie und akzeptable Preise

(SZ vom 02.10.1992) Toyota bleibt auch in der siebten Generation seinem Modellnamen treu. Nicht zuletzt kann der Corolla auf seine stolze Bilanz verweisen, denn seit 1966 sind über 17 Millionen Stück produziert worden. Und da der Verkauf in mehr als 130 Ländern immer rasanter verläuft, ist schon jetzt abzusehen, daß der Corolla den VW Käfer, das bislang meistgebaute Modell (21 Millionen), in wenigen Jahren einholen wird.

Der Corolla ist, vom Größen- und Preissegment her, Toyotas Gegenstück zum VW Golf. Und da die Nummer drei der Automobilbauer weltweit agiert und die Märkte nach unterschiedlichen Karosserien verlangen, kann Toyota in Deutschland mit einem Schlag vier Karosserievarianten anbieten: Compact, Schrägheck, Stufenheck und Kombi. Von den rund 45 000 Corollas, die 1993 in Deutschland verkauft werden sollen, werden rund 80 Prozent als Compact oder Schrägheck (Liftback) auf die Straße rollen. Daß Toyota auch die Stufenheck-Limousine mit ins deutsche Programm aufgenommen hat, ist den Ostdeutschen zu verdanken. Sie wollen Kofferraum und ein Fahrzeug in der klassischen Autoform.

Japanische Automobilbauer vollziehen alle vier bis fünf Jahre den Modellwechsel, so daß sie wesentlich schneller als die Europäer auf modische Strömungen reagieren können. Wie alle japanischen Autos, die derzeit auf den Markt drängen, ist auch der neue Corolla rundherum gerundet. Runde Autoformen sind in. Beim Corolla sind sie jedoch dezent verwirklicht worden. Das Design wirkt nicht aufregend revolutionär, aber modisch frisch und zurückhaltend, daß sich viele Autokäufer damit anfreunden können.

Der Compact hat die kürzeste Länge (4,0 Meter), nur zwei Türen und den kleinsten Kofferraum (309 Liter). Beim Schrägheck (Länge 4,30 Meter) und Kombi steigt das Kofferraumvolumen auf 400 Liter. Das größte Gepäckteil bietet die Limousine mit 420 Liter Inhalt. Natürlich kann man bei den Schräghecklimousinen und dem Kombi das Kofferraumvolumen durch Umklappen der hinteren Sitzlehne steigern. In dieser Disziplin gewinnt dann nicht der Kombi, sondern das Schrägheck mit einem Fassungsvermögen von 845 Liter. Allen Modellen gemeinsam wiederum ist eine praxisgerechte Gewichtszuladung von rund 500 Kilogramm.

Für alle Modelle stehen zwei Motorvarianten zur Verfügung, und zwar der 1,332 Liter (Toyota spricht von einem 1,4- Liter-Motor) große Vierzylinder mit 65 kW (88 PS) und das 84 kW (114 PS) leistende 1,6 Liter große Vierzylindertriebwerk. Leistung kann man über die Hubraumgröße oder die Drehzahl gewinnen. Toyota hat sich für relativ hohe Leistungen im Verhältnis zum Hubraum entschieden. Das bedeutet: Die Motorleistung muß über die Drehzahl gewonnen werden. Und das spürt man dann auch. Dank Mehrventiltechnik, pro Zylinder stehen vier zur Verfügung, sind die Triebwerke zwar drehwillig, doch erwarten sie auch, daß man öfters zum Schalthebel greift. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß die Automatik eher unharmonisch wirkt, da für zügige Fahrweise mehr als üblich geschaltet wird.

Mit der Beschleunigung und der Endgeschwindigkeit kann man im Corolla zufrieden sein. Mit 88 PS ist der Corolla 175 km/h schnell, mit 114 PS reicht er an die 200 km/h-Marke heran. Der Verbrauch ist natürlich auch immer eine Funktion der Fahrweise, doch im Mittel dürften auf 100 Kilometer zwischen 8,0 Liter (88 PS-Variante) und 9,0 Liter (114 PS-Version) Kraftstoff ausreichen.

Seitdem die japanischen Automobilhersteller in Deutschalnd eine feste Größe sind und sie mehr verkaufen könnten, als sie in den Markt liefern dürfen, sind die Preise angezogen. Und man muß als Käufer schon längere Ausstattungslisten miteinander vergleichen, um zu klären, wer denn nun wirklich das preisgünstigste Angebot hat. Bei dieser Vergleichsarbeit wird natürlich deutlich, ob das, was da alles als Ausstattungsdetail aufgelistet wird, auch sinnvoll ist.

In der Ausstattungsliste von Toyota haben wir neben den allgemein üblichen und selbstverständlichen Dingen auch einige gefunden, die in dieser Fahrzeugklasse noch nicht alltäglich sind: Servolenkung (bis auf 1,3 XLi), höhenverstellbares Lenkrad, verschließbares Ablagefach im Kofferraum, von innen entriegelbare Tank- und Kofferraumklappe, hinten zwei Ausstellfenster und ein in der Höhe verstellbarer Fahrersitz.

Das Ambiente mit dem leicht schräg zum Fahrer hin versetzten Konsolenmittelteil ist im Corolla angenehm. Alles liegt griffgünstig zur Hand und dadurch, daß man die Türverkleidungen stark ausgebuchtet hat, wirkt der Innenraum in der Breite großzügiger als bei anderen Modellen dieser Fahrzeugklasse. Gegenüber dem Vorgängermodell ist der Liftback in der Länge um zehn Zentimeter und beim Radstand um drei Zentimeter gewachsen.

Drei Jahre oder eine Kilometerleistung von 100 000 sind im Preis mit inbegriffen und auch die Gewißheit, daß Toyota- Modelle wenig störanfällig sind. Der preiswerteste, dreitürige 1,4-Liter-Compact kostet 20 950 Mark, wobei in jedem Fall die Servolenkung (730 Mark) mitbestellt werden sollte. 29 700 Mark sind für den viertürigen 1,6-Liter-Schrägheck zu bezahlen, der hierzulande besonders beliebt ist.

Von Hans-Rüdiger Etzold

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