TMS Lhasa Expedition von Centurion:Kein Hindernis im Hoch

Hohe Qualität und Leistungsfähigkeit für 1700 Mark

(SZ vom 24.05.1997) Flachlandradler machen oft schon um Harz und Sauerland einen großen Bogen. Für Wolfgang Renner hingegen ist selbst der Himalaja kein unüberwindliches Hindernis. 1987 trieb es ihn samt Mountainbike und Radlerfreunden auf das Dach der Welt. Auf Fahrrädern bewältigte die Gruppe damals in zehn Tagen die 1100 Kilometer lange Strecke von Lhasa nach Katmandu. Dabei konnten auch Paßüberquerungen in mehr als 5000 Metern Höhe die wackeren Radler nicht aufhalten.

Nun ist aber Wolfgang Renner nicht nur ein reisefreudiger Mountainbiker, sondern auch Inhaber der Firma Centurion, die sich in den letzten beiden Jahrzehnten einen guten Ruf als Anbieter von sportlichen Rädern erwerben konnte. Wieder zu Hause setzte Renner die während der Tour durch Yetis Heimat gesammelten Erfahrungen in konstruktive Entwicklungsarbeit um. Heraus kam dabei ein Touren-Mountainbike, das zur Erinnerung an die Himalaja-Expedition den Namen TMS Lhasa Expedition, erhielt. Das Kürzel TMS steht hier ausnahmsweise einmal nicht für Tank-Motor-Schiff, sondern für Touring Mounting System und soll signalisieren, daß das Fahrrad für Radtouren auf rauhen Pfaden, Wegen und Pisten konstruiert wurde und - anders als reine Geländebikes - auch über längere Distanzen hinweg ein entspanntes Fahren in relativ bequemer Sitzposition gestattet.

Ausgezeichnete Fahreigenschaften

Die Himalaja-Erfahrungen sind dem Rad in der Praxis anzumerken. Es überzeugt sowohl auf unbefestigten als auch auf befestigten Feld- oder Waldwegen durch ausgezeichnete Fahreigenschaften. Und auf asphaltierten Straßen fährt es sich allemal besser als gewöhnliche Mountainbikes.

Der Geradeauslauf ist gut und das Rad trotzdem recht wendig. Die Nehmerqualitäten sind bemerkenswert. Schlaglöcher und Querrinnen steckt das TMS Lhasa auch bei voller Fahrt klaglos weg. Allerdings mußten schon nach nur wenigen Kilometern Fahrt die Speichen beider Laufräder nachgezogen werden. Ein besonderes Lob gebührt hingegen den Spider Semislick-Reifen von Vredestein, die bei guter Bodenhaftung leicht und ruhig rollen und denen selbst scharfkantiger Schotter kaum etwas anhaben konnte. Die Komponenten der Grundausstattung - Naben, Bremsen und Schaltung - gehören zur bewährten Deore LX Gruppe von Shimano, die qualitativ und preislich der oberen Mittelklasse zuzurechnen ist. Die 24-Gang-Kettenschaltung wurde durch ein Deore XT Schaltwerk aufgewertet und läßt sich leicht handhaben. Es erfordert jedoch Geduld und einiges Geschick, sie optimal zu justieren, was ab und zu erforderlich sein kann. Die Abstufung der Übersetzung entspricht dem Einsatzbereich des Rades. Der wohl recht stabile Aluminiumlenker wird von einem Stahlvorbau gehalten - eine Kombination, die nicht immer ungeteilte Zustimmung findet. Die komfortbetonte Auslegung der Rahmengeometrie schränkt die Geländegängigkeit dieses Mountainbikes natürlich etwas ein, was kein Manko ist. Zugleich sorgt diese Rahmenkonstruktion aber auch für ein dezent edles Aussehen, das sich wohltuend vom aggressiven Design mancher Macho-Biker abhebt.

Biker, die ihr Mountainbike vor allem zur sportiven Selbstdarstellung brauchen, dürften sich daher kaum mit dem Centurion TMS Lhasa Expedition anfreunden können. Wohl aber qualitätsbewußte Tourenfahrer mit Sinn für Understatement.

Billig ist das TMS Lhasa sicher nicht. Jedoch ist der Preis von rund 1700 Mark der Qualität und der Leistungsfähigkeit dieses Rades durchaus angemessen. Mit einfacherer Grundausstattung gibt es dieses Touren-Mountainbike unter dem Namen Verona für 1249 Mark auch in einer Straßenversion mit Beleuchtung, Gepäckträger und Schmutzfängern, das auch als Rahmen-Kit angeboten wird.

Von Gerald Fink

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