Tipps für Carsharing:Mobil ohne eigenes Auto

Carsharing Flinkster

Wer sich kein eigenes Auto leisten kann oder will, teilt sich eines mit anderen Fahrern.

(Foto: dpa)

Teuer, schlecht für die Umwelt - und steht im Schnitt 23 Stunden am Tag herum. Carsharing ist für immer mehr Menschen die Alternative zum eigenen Auto. Doch nicht jedes Angebot ist für jeden geeignet. Was Sie wissen müssen.

Von Regina Brand

Auch wer kein Auto hat, braucht manchmal eines. Ob es nun der spontane Kurzausflug in die Natur, der Besuch bei der Familie in der anderen Stadt oder Möbelkauf ist, es gibt viele Situationen, bei denen ein Auto das Verkehrsmittel der Wahl ist. Wer kein eigenes hat, aber trotzdem auf die Vorteile eines Pkws zurückgreifen möchte, nutzt am besten Carsharing-Angebote.

Das ist nicht nur deutlich billiger als ein eigenes Auto, man spart sich auch die Ausgaben für Parken, Reparaturen, Steuern und Versicherung - und kann sich je nach Bedarf ein anderes Modell buchen, in der Stadt den kleinen Flitzer, für den Kurzausflug mit der Familie einen Kombi und für den Besuch im Einrichtungshaus einen Transporter.

Nutzer ändern ihre Lebensgewohnheiten

Carsharing ist im Trend. Der Markt wächst nach Angaben des Bundesverbandes konstant. "In Großstädten wird ein Auto meist von bis zu 40 Personen genutzt", sagt Gabi Lambrecht, Presseverantwortliche des Bundesverbandes CarSharing. "Wenn die erste Hemmschwelle überwunden ist, sind die meisten Kunden sehr zufrieden mit dem Prinzip Carsharing und passen ihre Lebensgewohnheiten daran an."

Erster Anbieter war im Jahr 1988 die Berliner StattAuto CarSharing AG. Mittlerweile konkurrieren bundesweit mehr als 140 verschiedene Anbieter. Dazu gehören kommerzielle Unternehmen ebenso wie ehrenamtlich organisierte Angebote in kleinen Städten oder Gemeinden.

Unter den Angeboten ist das stationsbasierte Carsharing von sogenannten Free-Floating-Angeboten zu unterscheiden. Erstere haben feste Abhol- und Rückgabestationen. Beim Free-Floating kann der Fahrer das Auto in bestimmten Zonen auf öffentlichen Parkplätzen abstellen.

Nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing stehen derzeit in mehr als 343 deutschen Städten und Gemeinden 6700 Fahrzeuge von stationsbasierten Anbietern zur Verfügung. Der größte Anbieter ist die Deutsche Bahn mit Flinkster. Knapp 4500 Fahrzeuge gehören zu den Free-Floating-Angeboten wie Drive-Now von BMW oder Car2Go von Daimler.

Die Kunden von Free-Floating-Anbietern zahlen im Vergleich zu den stationsbasierten Angeboten keine monatlichen Fixkosten, dafür ist der Fahrpreis deutlich höher. 24 Cent pro Minute ist zum Beispiel der günstigste Tarif auf der Seite von Drive-Now, das entspricht mehr als 14 Euro pro Stunde. Beim stationsbasierten Münchner Verleih Stattauto zum Beispiel kostet die vergleichbare Fahrzeugklasse dagegen 2,60 die Stunde, dazu kommen 26 Cent pro Kilometer.

Der Fahrpreis hängt hier von Dauer und den gefahrenen Kilometern ab. Zusätzlich entscheidet die Modellklasse über die Nutzungskosten. "Der Zeitraum muss mit einbezogen werden, um zu vermeiden, dass jemand das Auto zwar eine Woche blockiert, aber nur wenige Kilometer damit fährt", sagt Lambrecht. Mitglieder stationärer Dienste zahlen außerdem monatlich eine Mitgliedsgebühr zwischen drei und neun Euro.

Fahrtkosten sind normalerweise inklusive des Kraftstoffs. Wenn der Tank leer wird, kann mit einer Tankkarte, die im Auto liegt, nachgefüllt werden.

Ein weiterer Unterschied zwischen Free-Floating und stationärem Verleih ist die Organisation. Bei Letzterem kann oft bis zu sechs Monate im Voraus reserviert werden und das Mitglied kann sich dann auch drauf verlassen, das entsprechende Fahrzeug in der Station zu finden. Wer Planungssicherheit braucht, ist damit richtig.

Free-Floating dagegen ist eher etwas für spontane Menschen. Die maximale Vorlaufzeit beträgt laut Bundesverband CarSharing 15 Minuten, ohne Garantie, dass dann ein Auto in der Nähe verfügbar ist.

Ein Minuspunkt für die flexiblen Dienste ist: "Die Autos sammeln sich oftmals an speziellen Orten und müssen dann aufwändig wieder an andere Plätze zurückgebracht werden. Das ist ein erheblicher Aufwand, der dem umweltschonenden Prinzip von Carsharing widerspricht", sagt Lambrecht.

Verschiedene Kosten fallen an

Neben Stundenpreis und Monatsbeitrag fallen meist noch eine Anmeldegebühr und eine sogenannte Sicherheitsleistung an. Die Anmeldung kostet zwischen 30 und 200 Euro. Dieses Geld bekommt der Nutzer nicht mehr zurück.

Außerdem muss der Fahrer eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die er bei Kündigung der Mitgliedschaft von dem Carsharing-Anbieter zurückbekommt. Sie gleicht einer Kaution, wird allerdings nicht verzinst und liegt zwischen 150 und 800 Euro.

"Die Rückzahlung dauert in der Regel zwei bis drei Monate, da sich die Anbieter gegen Zahlungsausfälle absichern müssen", sagt Lambrecht. Damit sind vor allem Bußgeldbescheide gemeint. Die Ordnungsbehörden schicken die Dokumente direkt an die Anbieter, da diese Fahrzeughalter sind. Die Anbieter leiten die Briefe dann an die betroffenen Fahrer weiter.

Vertrag für Mitgliedschaft abschließen

Bei allen statonbasierten Anbietern muss vorab ein Vertrag abgeschlossen werden. Dafür muss der Fahrer persönlich erscheinen, da der Führerschein dem Anbieter bei der Anmeldung im Original vorliegen muss. Die Kündigungsfrist des Vertrages liegt zwischen ein bis drei Monaten. Auch beim Free-Floating-Angeboten, muss der Führerschein im Original vorgezeigt werden.

Kurzer Weg zur Abholstation in Großstädten

Bevor man Mitglied eines stationsbasierten Carsharing-Anbieters werden will, sollte man prüfen, wie weit es vom eigenen Zuhause bis zur nächsten Abholstation ist. "Wenn der Weg zur nächsten Station mehr als einen Kilometer beträgt, wird die Überwindung immer größer, sich überhaupt ein Auto zu mieten", sagt Lambrecht. In den meisten Großstädten liegt die Distanz zwischen den Abholstationen im Zentrum aber meist darunter. Die beste Abdeckung hat übrigens Karlsruhe. Detaillierte Informationen zu den Bedingungen und Tarifen befinden sich auf den Webseiten der Anbieter oder sind über eine telefonische Hotline erfragbar.

Wer Mitglied bei einem stationbasierten Carsharing-Anbieter geworden ist, bekommt eine persönliche Nummer für die Buchung, eine eigene PIN-Nummer zur Identifikation und eine Chipkarte zur Freischaltung des Autoschlüssels.

Die Buchung erfolgt telefonisch oder online. Bei einer Telefonbuchung können zwischen 25 Cent und einem Euro berechnet werden. Die Onlinebuchung ist immer kostenfrei. Bei allen Anbietern gibt es zudem eine günstige beziehungsweise kostenlose Buchungszentrale, die bei Rückfragen rund um die Uhr verfügbar ist.

Im Falle einer Überbuchung schlägt das Online-Buchungssystem meist Alternativen vor: ein anderes Auto, eine andere naheliegende Station oder eine Variation der Buchungsdauer. Doch an manchen Tagen ist es schwierig. "Der erste Weihnachtstag ist in der Regel der umsatzstärkste Tag, da viele Leute, die kein Auto haben, ihre Geschenke transportieren möchten. Wer ein Auto grundsätzlich an einem Feiertag haben möchte, sollte bei stationsbasiertem Carsharing frühzeitig buchen, um auf der sicheren Seite zu sein", sagt Lambrecht.

Spontane Verlängerung meist schwierig

Ein wesentlicher Nachteil gegenüber dem eigenen Pkw ist, dass der Nutzer sich vorab entscheiden muss, wie lange er das Auto brauchen wird. Will er seine geplante Fahrt kurzfristig verlängern, muss er das mit der Buchungszentrale abklären. Lambrecht empfiehlt daher, Staus und Verzögerungen großzügig einzuplanen. Wer hingegen früher als geplant das Auto zurückgibt, dem berechnen die meisten Anbieter die Zeit nach der vorzeitigen Rückgabe nicht mehr. Verspätet der Nutzer sich und die Buchung konnte nicht verlängern werden, muss er mit Zuschlägen rechnen.

Wer bundesweit Autos mieten möchte, sollte darauf achten, dass der Anbieter deutschlandweit mit anderen Unternehmen kooperiert. Ist das der Fall, ist es normalerweise kein Problem, auch in anderen Städten als dem Heimatort zu mieten.

Bei der Abholung auf Schäden überprüfen

Am Stellplatz ist der Schlüssel des Autos entweder in einem Tresor hinterlegt oder er befindet sich im Auto. In diesem Fall ist ein Lesegerät innen an der Windschutzschiebe befestigt, das mit der Chipkarte entsperrt wird und die Autotür öffnet. Der Schlüssel wird dann im Auto mit einer PIN freigeschaltet. In den meisten Fällen dokumentieren Datenerfassungssysteme dann die gefahrenen Kilometer und die Fahrtdauer. Ein Blick auf die Kilometeranzeige vor Fahrtbeginn kann allerdings nicht schaden.

Der Bundesverband CarSharing rät außerdem zu einer genauen und zügigen Überprüfung der Schäden am Auto. Das sollte am besten direkt vor Fahrtbeginn gemacht werden. Wenn es bereits Schäden gibt, dann müssten diese auf der Schadensliste des Fahrzeugs aufgeführt sein. Stehen sie dort noch nicht, sollte man sich möglichst noch vor dem Fahrtbeginn bei der Buchungszentrale melden, um im Nachhinein nicht selbst für den Schaden haften zu müssen.

Alle Carsharing-Autos sind vollkaskoversichert, doch im Schadensfall kann die Selbstbeteiligung bis zu 1000 Euro hoch sein. Um die Kosten im Falle eines Unfalls zu reduzieren, bieten viele Unternehmen auch Sicherheitspakete an.

Ortsliste aller Carsharing-Angebote in Deutschland (ohne folgende Anbieter: Cambio, Flinkster, Drive-Now, Car2Go): http://www.carsharing.de/index.php?option=com_filialen&Itemid=41 Quelle: Bundesverband CarSharing

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: