"Tiny Home":Student baut mobiles Haus für 15 000 Dollar

Joel Weber war die Miete für ein Studentenwohnheim einfach zu teuer. Also baute er sich sein eigenes Zuhause auf Rädern.

Von Felix Reek

Joel Weber sieht aus wie das Klischee eines Surfers. Braungebrannt, von der Sonne gebleichte lange blonde Haare. Ein junger Mann, der sich wahrscheinlich gerne mit seinen Freunden trifft, auf seinem Longboard die Straße hinabfährt, das Leben genießt. Doch mit gerade einmal 26 Jahren ist Weber bereits Hausbesitzer. Ein Haus, das er selbst gebaut hat.

Vor knapp zwei Jahren stand der US-Amerikaner vor der Wahl, ein Zimmer in einem der Studentenwohnheime in Austin zu beziehen. 1100 Dollar pro Monat kostet das im Schnitt in der texanischen Hauptstadt. Private Angebote in der Innenstadt sind noch teurer. 1900 Dollar zahlen hier Studenten für eine Wohnung, umgerechnet etwa 1650 Euro. Beides konnte und wollte sich Weber nicht leisten.

Ein Jahr lang dauerten die Arbeiten

Die Idee zum eigenen Haus kam ihm bei seinen Reisen durch Mittelamerika. "Ich sah, wie einfach und auf wie wenig Raum Menschen dort leben", sagt er selbst auf Rückfrage per Mail. Diesen Grundgedanken übertrug er auf sein heutiges Zuhause, dass er selbst "Tiny Home" nennt. Ein gerade einmal 13 Quadratmeter großes Häuschen auf einem Anhänger.

Die Planung für das Wohnmobil übernahm der Design-Student selbst, er lieh sich in der Bücherei Architekturbücher aus. Bei der Ausführung halfen ihm ein Schreiner, ein Elektriker und ein Klempner in ihrer Freizeit. Ein Jahr lang dauerten die Arbeiten, was laut Weber auch daran lag, dass er vier Stunden entfernt zur Uni ging. Immer wieder verzögerte sich der Bau, weil ihm das Geld ausging. "Doch jedes Mal, wenn ich aufgeben wollte, gab mir jemand einen Job oder spendete für mein Projekt."

So gut wie keine Betriebskosten

Nach zwölf Monaten war Weber endlich fertig. Für 15 000 Dollar wurde der Student zum Hausbesitzer. Das Ergebnis ist angesichts des minimalen Platzes von 13 Quadratmetern erstaunlich. Im Inneren dominieren Holz und Stahl, es gibt einen kleinen Gasherd, eine Duschkabine und ein Doppelbett auf einer zweiten Ebene. Die Treppen dort hinauf dienen gleichzeitig als Regal. Eine Mangoholz-Schale funktionierte der Design-Student zum Waschbecken um.

Kosten hat Weber so gut wie keine. Er parkt mittlerweile in Austin auf dem Grundstück einer Gastfamilie, für die er im Gegenzug auf die Kinder aufpasst. Sie lassen ihn auch ihre Toilette und das Stromnetz nutzen. Komplett fertig wird das "Tiny Home" aber wohl nie werden. "Der Designer in mir denkt sich immer wieder neue Sachen aus", sagt Weber. "Ein paar Solar-Panels und ein paar andere Öko-Updates wären zum Beispiel schön. Sobald ich sie mir leisten kann."

"Es ist wie ein kleines Heiligtum"

Geld könnte ihm unter anderem der Verkauf des Häuschens einbringen. In den vergangenen Monaten hat der Student immer wieder Angebote bekommen. Doch Weber denkt im Moment nicht wirklich daran. "Ich liebe mein Zuhause", sagt er. "Es ist wie ein kleines Heiligtum für mich. Und ich plane wirklich nicht, es in nächster Zeit zu verkaufen. Aber es ist schön, diese Option zu haben."

Wesentlich interessanter wäre es für den Studenten, weitere "Tiny Homes" zu bauen und zu verkaufen. Auch daran herrscht reges Interesse. Dazu fehlt Joel Weber aber bisher ein Team. Und die Zeit. "Natürlich habe ich auch noch viele andere berufliche Interessen, abseits meines Häuschens", sagt er. Etwa ein Haus aus der Kolonialzeit zu renovieren. Oder auf eine Ranch zu ziehen. Doch was er wirklich mit seiner Zeit anfangen will, wenn er einmal nicht mehr in seinem "Tiny Home" wohnt, ist: "In einem Baumhaus leben!", so der 26-Jährige. Den passenden Spitznamen dazu hat er schon: Auf seiner Facebook-Seite nennt er sich "Tarzan".

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