Suzuki SX4 S-Cross im Test:Dieses SUV wird unterschätzt - zu Unrecht

Der Suzuki SX4 S-Cross ist praktisch, komfortabel und trotz seines minimalistischen Motors ausreichend schnell. Aber er trägt Zahnspange - und das könnte ihm zum Verhängnis werden.

Test von Thomas Harloff

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Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Kann ein Auto lügen? Unehrlich sein? Nun ja, zumindest kann es vorgeben, etwas zu sein, was es bei näherer Betrachtung nicht ist. Das macht beispielsweise der kürzlich getestete neue Renault Mégane, der statt des versprochenen Edel-Kompakten am Ende doch nur einer von vielen Golf-Konkurrenten ist. Doch dann gibt es Autos, die von vornherein ein Gefühl der Hemdsärmeligkeit vermitteln. Die nicht so viel können wie die anderen. Aber das, was sie können, machen sie gut. Solche Modelle werden gemeinhin als "ehrliche Autos" bezeichnet. Der kürzlich aufgefrischte Suzuki SX4 S-Cross ist ein ehrliches Auto.

Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Okay, er reißt den Mund weit auf - aber nur, um zu zeigen, dass er eine Zahnspange trägt. Der große, aufrecht stehende und verchromte Kühlergrill ist dennoch der Fremdkörper im ansonsten harmonischen, zurückhaltenden SX4-Design. Neu sind außerdem die Scheinwerfer und Rückleuchten. Zusätzlicher Schmuck wie eine Chromzierleiste unter den Seitenfenstern, abgedunkelte Scheiben, silberfarbene Applikationen an Schwellern und Heckschürze oder polierte 17-Zoll-Leichtmetallfelgen gibt es nur gegen Aufpreis.

Das Cockpit des neuen Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Der Außenwirkung entspricht der Innenraum mit großer Exaktheit. Hier dominiert Hartplastik die Szenerie. Das ist allerdings ganz hübsch gestaltet, gut verarbeitet und gar nicht mal so kratzempfindlich. Die verschiedenen Tasten scheinen mehrere Autogenerationen überlebt zu haben, sind aber klar benannt und erfüllen ihren Zweck. Für die Chromränder um den Navi-Bildschirm und die Lüftungsdüsen gilt Ähnliches wie für den Kühlergrill: Sie ziehen die Blicke an, aber sie passen nicht recht zum restlichen Erscheinungsbild.

Der Infotainment-Bildschirm des neuen Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Wenn es um seine Bedienung geht, verfolgt der neue SX4 S-Cross das Motto: Was es nicht gibt, kann den Fahrer nicht überfordern. Was es gibt, hat entweder eigene Regler und Tasten, zum Beispiel die Klimaanlage, oder wird über den sieben Zoll großen Touchscreen per Fingertipp kontrolliert. Wie das funktioniert, erklärt sich von selbst, auch wenn die einzelnen Druckfelder etwas größer sein dürften. Der Suzuki unterstützt die Konnektivitätssysteme MirrorLink und Apple CarPlay, mit denen sich einzelne Funktionen des eigenen Smartphones über das Display des Autos steuern lassen. Wieder gilt: Viel ist damit nicht möglich, aber was der S-Cross anbietet, funktioniert tadellos.

Der Kofferraum des neuen Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Wer Zeit im neuen Suzuki verbringt, erkennt schnell den praxistauglichen Ansatz, den die Marke traditionell verfolgt. Die verwendeten Materialien sind pflegeleicht, die Rundumsicht und das Platzangebot sind gut. Weder vorne noch hinten mangelt es an Kopf-, Ellbogen- oder Kniefreiheit, für das Gepäck steht ein 430 bis 1269 Liter großer Kofferraum zur Verfügung. Die Sitze sind straff und bequem gepolstert, im Fond lässt sich die Neigung der Lehne verstellen - allerdings wieder nur in den teuren Ausstattungslinien.

Der Dreizylinder-Turbobenzinmotor des neuen Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Die wichtigste technische Neuerung betrifft die Motoren. Endlich entdeckt Suzuki die Vorteile der Turbotechnologie und ersetzt den alten 1,6-Liter-Saugmotor durch zwei aufgeladene Triebwerke. Eines davon ist ein Dreizylinder mit nicht einmal einem Liter Hubraum mit wenig verheißungsvollen Daten. 111 PS und ein maximales Drehmoment von 170 Newtonmetern sollen den neuen SX4 S-Cross in elf Sekunden von Null auf Hundert und auf höchstens 180 km/h beschleunigen. Doch wer sich allein aufgrund der Daten den stärkeren Aggregaten - es gibt noch einen 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 140 PS oder den vom Vorgänger übernommenen 120 PS starken 1,6-Liter-Turbodiesel - zuwendet, verkennt die Qualitäten des Mini-Motors.

Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Klar, der Dreizylinder braucht ein Mindestmaß an Drehzahlen, um in Schwung zu kommen. Doch sobald die Nadel des Drehzahlmessers die 1500er-Marke passiert, setzen die Vorderräder die Motorkraft vehement in Vortrieb um. Und sie hören nicht so schnell damit auf. Das Triebwerk hat Lust auf Drehzahlen und schlägt dabei eine Tonlage an, die zwar markant, aber lange nicht so rau und ruppig ist wie die vieler anderer Dreikammer-Ottomotoren. Ihm hilft das gut gestufte und exakt schaltbare Fünfgang-Getriebe und das geringe Gewicht von nicht einmal 1,2 Tonnen. Davon profitiert auch der Testverbrauch. 6,2 Liter auf hundert Kilometer sind zwar nicht viel, aber damit liegt der basismotorisierte S-Cross 1,2 Liter über der Werksangabe.

Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Das Fahrwerk lässt sowohl gelassenes Dahingleiten als auch ambitioniertes Kurvensurfen zu. Holperte die Dämpfung beim Vorgänger noch recht unbeholfen über unebenen Untergrund, hilft ihr nun der durch eine höhergelegte Karosserie um einige Millimeter vergrößerte Federweg, souveräner mit Straßenschäden umzugehen. Gleichzeitig ist das Fahrwerk straff genug abgestimmt, um Kurven mit nur leichtem Karosseriewanken zu durcheilen und sie mit der exakten und informativen Lenkung präzise anzupeilen. Den fehlenden Allradantrieb - ihn gibt es nur in Verbindung mit dem stärkeren Benziner und dem Diesel - vermisst man nicht; die Vorderräder bekommen die Motorpower auch alleine souverän auf die Straße.

Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Stichwort vermissen: Wer die Qualität eines Autos über dessen elektronische Fahrassistenten definiert, kann mit dem Suzuki wenig anfangen. Vorausgesetzt, der Käufer entscheidet sich für die Topversion namens Comfort+, müssen ein Tempomat mit Abstandsradar, der Kollisionswarner mit automatischer Notbremsfunktion und die Rückfahrkamera (auch in der Comfort-Ausstattung) als technische Unterstützung reichen. Darunter gibt es nur als die absoluten Standards wie ABS, ESP oder eine Reifendruckkontrolle.

Leider bietet Suzuki die Topausstattung für den Basismotor gar nicht an, weshalb der 1.0 Boosterjet bar jedes Assistenzsystems bleibt. Das kann man für rückständig halten, aber ebenso für sehr wohltuend, da der SX4 seinen Fahrer deutlich seltener gängelt als die meisten anderen Autos.

Der neue Suzuki SX4 S-Cross.

Quelle: Suzuki Deutschland GmbH

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Das Schöne am aufgefrischten S-Cross ist: Er geht offen mit seinen Schwächen um, macht aber um seine Stärken wenig Aufhebens. Er zeigt von vornherein, dass er nicht viel mehr als ein anspruchsloses, praktisches und kostengünstiges Auto für ein breites Spektrum an Einsatzzwecken sein möchte. Doch gerade bei den Kosten hat der Suzuki ein überraschendes Problem. So mancher Konkurrent ist, auch ausstattungsbereinigt, etwas günstiger oder nur wenig teurer als der Suzuki, der mindestens 19 790 Euro kostet, aber erst in der Comfort-Version (ab 22 490 Euro) annehmbar ausgestattet ist. Auch Opel Mokka X, Mitsubishi ASX oder Nissan Qashqai sind durchweg ehrliche Autos. Wer ein Modell aus diesem Quartett wählt, dürfte vorrangig nach dem Markenimage oder dem eigenen Geschmack entscheiden - weshalb dem SX4 S-Cross sein Zahnspangen-Kühlergrill zum Verhängnis werden könnte.

Technische Daten Suzuki SX4 S-Cross 1.0 Boosterjet:

R3-Benzinmotor mit 1,0 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 82 kW (111 PS); max. Drehmoment: 170 Nm bei 2000 - 3500/min; Leergewicht: 1165 kg; Kofferraum: 430 - 1369 l; 0 - 100 km/h: 11,0 s; Vmax: 180 km/h; Testverbrauch: 6,2 l / 100 km (lt. Werk: 5,0; CO₂-Ausstoß: 113 g/km); Euro 6; Grundpreis: 19 790 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/mkoh/mane
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