SUV im Fahrbericht:Škoda Kodiaq: Durchdacht bis in die letzte Ecke

Der neue Skoda Kodiaq

Der Škoda Kodiaq ist kaum kleiner als ein VW Touareg, aber kostet in der Basisversion nur 25 490 Euro.

(Foto: Skoda)

Škodas großes SUV ist praktisch, geräumig, ohne Allüren und für viele Einsatzzwecke geeignet. Preisgünstig ist es aber nur auf den ersten Blick.

Test von Thomas Harloff, Llucmajor

Der SUV-Boom geht weiter. Allein 2016 kamen mehr als ein Dutzend neue Modelle auf den Markt. "Diversifikation" nennen das Markenstrategen. Nun diversifiziert auch Škoda sein SUV-Angebot. Der Yeti ist erfolgreich, aber zu klein für die wachsenden Ansprüche der VW-Tochter. Und so machen die Tschechen mit ihrem zweiten SUV, das am 4. März auf den Markt kommt, gleich den Sprung ans andere Ende des Größenspektrums: 4,70 Meter misst der Kodiaq, fast 50 Zentimeter mehr als der Yeti, aber nur zehn Zentimeter weniger als das VW-Flaggschiff Touareg.

Aber Škoda wäre nicht Škoda, wenn es diese Möglichkeiten nicht zu nutzen wüsste. Auf allen Sitzen bietet der Kodiaq ausreichend Platz. Selbst in der dritten Reihe muss man sich nicht zusammenfalten wie in anderen Autos, die sich Siebensitzer nennen. Und der Kofferraum erinnert fast an das heimische Kellerabteil: Škoda nennt ein Fassungsvermögen von 720 Litern, wenn die längs verschieb- und in der Lehne neigbare Rücksitzbank ganz nach vorne rückt. Maximal soll das Fassungsvermögen 2065 Liter betragen. Wer in die tiefe Höhle blickt, glaubt das sofort.

Digitale Spielereien fehlen

Das Interieur ist nicht nur geräumig, sondern wohnlich eingerichtet, sofern man den Konzern-Schick von VW mag. Die eckige Karosserie findet im Innenraumdesign ihre formale Entsprechung. Die Tasten, Schalter und Regler haben in der Mittelkonsole logische Plätze besetzt. Ähnlich aufgeräumt ist der Touchscreen. Keine Überraschungen auch bei den Instrumenten: Die sind klassisch rund und analog; digitale Spielereien fehlen.

Dafür bietet der Kodiaq viele Antriebsoptionen. Es gibt drei Benziner und zwei Diesel, alle verfügen über Direkteinspritzung und Turboaufladung. Als Einstiegsvariante fungiert ein 1,4-Liter-TSI mit 125 PS. Darüber rangieren eine 150-PS-Variante dieses Ottomotors (ab 28 590 Euro) und ein Zweiliterbenziner mit 180 PS (ab 34 490 Euro).

Gedenksekunde beim Beschleunigen

Dieses nur mit Allrad und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kombinierbare Triebwerk und der Kodiaq harmonieren gut - sobald die Drehzahl über die 1400er-Marke geklettert ist, denn da liegt das Drehmoment-Maximum von 320 Newtonmetern an. Weniger mag aber auch das Automatikgetriebe nicht so gerne. Es braucht eine Weile, bis es den richtigen Gang findet, was in Verbindung mit dem leicht verzögert ansprechenden Turbolader zu einer Gedenksekunde beim Beschleunigen führt.

Trotz aller Abgasdiskussionen werden Kodiaq-Käufer vermehrt zum Diesel greifen. Die meisten von ihnen zur mindestens 31 040 Euro teuren 150-PS-Variante - allein deshalb, weil sie sich mit Front- oder Allradantrieb sowie Handschaltung oder Doppelkupplungs-Automatik kombinieren lässt. Auch dieser Motor ist eine gute Wahl, obwohl er gemächlicher beschleunigt als der Top-Benziner.

Der Verbrauch liegt über der Werksangabe

Aber er hat den Verbrauchsvorteil auf seiner Seite. Beim Test auf mallorquinischen Straßen ließ er sich mit gut sieben Litern fahren. Der Bordcomputer des Benziners wies 10,5 Liter aus. Auf dem Papier sollen es in beiden Fällen deutlich weniger sein: 5,6 Liter beim Diesel und 7,3 beim Top-Benziner. Dessen Selbstzünder-Pendant ist übrigens ein 190-PS-TDI (ab 37 040 Euro), den sich aber nur wenige der als pragmatisch bekannten Škoda-Käufer gönnen dürften.

Konzeptionell ist Škodas Großer sowieso im gemütlichen Genre zu finden. Die Federung filtert, was es zu filtern gibt, die Sitze sind bequem, das Geräuschniveau niedrig. Wer möchte, leistet sich das adaptive Fahrwerk mit verschiedenen Fahrprofilen. Die Sporteinstellung macht den Kodiaq zwar etwas schneller, aber auch lauter und hektischer. Weitere Modi gibt es, sie dürften aber nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz kommen. Abgesehen von der Eco-Abstimmung, die beim täglichen Pendeln sinnvoll ist.

Die vielen Assistenzsysteme kosten extra

Die Ausstattungsvarianten heißen in aufsteigender Reihenfolge Active, Ambition und Style, wobei die niedrigste ganz ordentlich bestückt ist - und das zum Preis von 25 490 Euro in Kombination mit dem Basismotor. Allerdings sind viele Komfort- und Hightech-Errungenschaften wie die 360-Grad-Draufsichtkamera oder das große Infotainmentsystem mit Navi da nicht drin. Funktional ist der Kodiaq Ambition (ab 28 090 Euro) mit Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, Digitalradio und dem Lademanagementsystem. In der Style-Variante sind Details wie Einparkhilfe vorne, LED-Scheinwerfer und Achtzolltouchscreen ohne Aufpreis dabei.

Schade ist, dass die Fahrassistenzsysteme - Abstandsregeltempomat sowie Helfer fürs Ein- und Ausparken, Spurhalten und -wechseln, für Staus und Notfälle - grundsätzlich Aufpreis kosten. So passiert es schnell, dass das an sich hervorragende Verhältnis von Preis zu Leistung mit einigen Extras zu einer Summe mutiert, mit der Škoda in neue Regionen vorstößt. Auch in finanzieller Hinsicht ist also Diversifikation angesagt.

Die Reisekosten zur Präsentation des Škoda​ Kodiaq auf Mallorca wurden teilweise vom Hersteller übernommen.

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