SUV im Fahrbericht:Der Ford Edge kommt zu spät

Der neue Ford Edge.

Mit dem Edge will Ford am Wachstum im SUV-Segment teilhaben.

(Foto: Ford-Werke GmbH)

Und das SUV ist so teuer wie einige Konkurrenten mit höherem Imagefaktor. Können seine Stärken diesen Nachteil ausgleichen?

Test von Peter Fahrenholz

Autohersteller sind nicht dafür bekannt, sich ein lukratives Geschäft entgehen zu lassen. Vor allem dann nicht, wenn sich ein Segment als Goldader erweist. So wie bei den sogenannten Sport Utility Vehicles, kurz SUV genannt. Seit Jahren boomt der SUV-Sektor, es gibt sie inzwischen von vielen Herstellern in allen denkbaren Größen und Varianten. Auch in Kreuzungen mit herkömmlichen Personenwagen, was sich dann Crossover nennt.

Nur bei Ford musste man bislang mit dem Kuga und dem kleineren Ecosport, der noch als Mini-SUV durchgehen kann, vorliebnehmen. Im besonders begehrten Segment der größeren Mittelklasse-SUV's? Fehlanzeige. Das ist erstaunlich, denn seit 2007 wird in Nordamerika mit dem Edge ein Modell genau dieser Größenklasse angeboten, das dort durchaus ein Verkaufsschlager ist. Nur nach Europa kam der Edge bislang nicht, was die Vermutung nahelegt, dass die Qualität aus Sicht der Ford-Manager für den europäischen Markt nicht ausgereicht hat.

Hochwertiger und gediegener Innenraum

Rätselhaft bleibt, warum man dann für Europa kein eigenes Modell entwickelt hat, um am Boom teilhaben zu können. Vermutlich sind die Europäer mit ihren Wünschen in der US-Zentrale auf taube Ohren gestoßen und wurden vertröstet - auf die zweite Generation des Edge. Die kommt jetzt auch nach Europa und die Ford-Leute schwärmen von den hohen Qualitätsstandards ihres neuen Top-SUV auf allen Feldern.

Tatsächlich hat Ford eine Menge in das Auto hineingepackt. Der Innenraum bietet nicht nur ein großzügiges Platzangebot, er wirkt auch hochwertig und gediegen. An Assistenzsystemen ist die heute übliche Armada an Bord, besonders stolz ist man bei Ford auf die adaptive Lenkung, die die Manövrierfähigkeit vor allem bei Langsamfahrt verbessern soll. Und auf ein Noise-Control-System, das die Innenraumgeräusche minimieren soll, indem eine Art Gegenschall erzeugt wird.

Auf den ersten Metern fehlt die Spritzigkeit

Der Edge wird in Europa nur mit zwei Diesel-Alternativen angeboten, ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 180 PS und Schaltgetriebe sowie einer stärkeren Bi-Turbo-Version mit 210 PS und Sechsgang-Automatik. Bei einer Testfahrt im Voralpenland konnte der Edge auch im engen Kurvengeschlängel fahrwerksmäßig überzeugen. Auch vom stärkeren Bi-Turbo-Motor darf man allerdings keine Wunderdinge erwarten. Wäre der Edge ein Fußballer, würde man sagen, auf den ersten Metern fehlt im etwas die Spritzigkeit.

Das ist allerdings kein Wunder, denn mit fast zwei Tonnen ist der Edge kein Leichtgewicht. Was die Frage aufwirft, wo er einzustufen ist. Mit einer Länge von 4,81 Meter orientiert er sich an den Großen wie dem VW Touareg oder dem BMW X5, denen er aber leistungsmäßig klar unterlegen ist. Also wird man ihn eher in der Gruppe darunter ansiedeln müssen und da ist die Konkurrenz riesig. Gemessen etwa an einem Audi Q5 oder einem Volvo XC 60 relativiert sich der Preis, mit dem Ford punkten will, sehr schnell wieder. Denn für die Preisspanne zwischen 43 000 und 50 000 Euro, die Ford für den Edge veranschlagt, sind auch Konkurrenten zu haben, deren Imagefaktor höher ist. Trotzdem ist man bei Ford optimistisch: In diesem Jahr will man noch knapp 6000 Exemplare verkaufen, im nächsten Jahr werden 7000 angepeilt.

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