Subaru Libero Spezial:Platz ist in der kleinsten Hütte

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Ein Auto mit kompakten Abmessungen und variablem Innenraum für Handwerk und Freizeit

(SZ vom 06.05.1992) Gestatten wir uns einmal einen Griff in die Kalauer-Kiste: Was hat die japanische Automarke Subaru mit einer deutschen Fußballmannschaft gemein? Klar, den Libero. Der ist auf dem Fußballplatz der Mann, der keinen direkten Gegenspieler hat. Daran muß Subaru wohl gedacht haben, als ein Name für einen kastenförmigen Verwandlungskünster gesucht wurde, der auf dem Markt tatsächlich wenig Konkurrenz zu fürchten hat. Er sieht aus wie ein Renault Espace, der zu heiß gewaschen wurde und deshalb geschrumpft ist - bietet aber dennoch sechs Personen oder einer kleinen Werkstatteinrichtung Platz.

Ob der Libero ein Kleintransporter, ein Minivan, eine Großraumlimousine, ein Minibus oder eine Melange aus allem ist - Subaru-Pressesprecherin Jutta Sein nennt ihn einfach 'unser Knuffelchen'. In der Tat: Entweder einem gefällt dieses Auto auf Anhieb, oder man wird wohl nie einen Gedanken daran verschwenden, wofür man den Libero vielleicht gebrauchen könnte.

Etwas mehr als 2000 Libero-Modelle hat Subaru im letzten Jahr verkauft. Sie werden vor allem als Freizeitfahrzeuge oder als mobile Werkstätten benutzt. Der Innenraum läßt sich variabel gestalten. Die beiden Vordersitze, die direkt über den Radkästen montiert sind, können nach hinten gedreht werden. Der Fahrer sitzt buchstäblich in der ersten Reihe, direkt hinter der Stoßstange. Im Falle eines Falles dürften allerdings die Knie die Knautschzonen sein. Die beiden hinteren Sitzreihen können je nach gewünschter Laderaumgröße umgeklappt oder ganz ausgebaut werden.

Maximale Raumausnutzung bei geringen Abmessungen haben die Konstrukteure im Lastenheft wohl an oberster Stelle vorgefunden: Da man von einer Außenlänge von 3,43 Meter (das ist mehr als ein halber Meter kürzer als ein VW Golf) keine Wunder erwarten kann, ist der Libero einfach in die Höhe gewachsen: Das Ergebnis von 1,89 Meter Höhe ist eine ausgezeichnete Kopffreiheit - und es stellt sich das Gefühl ein, über weit mehr Raum zu verfügen, als tatsächlich vorhanden ist.

Aufgrund dieser Illusion lassen sich auch die zu weich konturierten Sitze verschmerzen - zumindest in Rechtskurven brauchen sie gar keinen Seitenhalt zu bieten, da der Fahrer gar nicht nach links schwanken kann: Neben dem Ellenbogen ist kein Platz mehr, er liegt sozusagen bündig an der Türverkleidung an. Und beim Hineinsteigen zu den hinteren Sitzreihen wünscht man sich manchmal einen Schutzhelm, da man den Kopf einziehen muß, um nicht anzuecken. Das Gleiche gilt für die Heckklappe, die nicht weit genug nach oben schwenkt: Wer nicht aufpaßt, kann schnell unliebsame Bekanntschaft mit dem Schloß der Hecktür machen. Dafür hat Subaru dem Libero gleich zwei seitliche Schiebetüren spendiert, was beim Ein- und Aussteigen oder beim Beladen sehr praktisch ist.

Nicht mehr gereicht hat es dagegen für eine ordentliche Verkleidung unterhalb der Armaturentafel: Hier sind viele bunte Kabel und Steckverbindungen zu finden. Und gleich links neben den Anzeigeinstrumenten - die im übrigen einfach gehalten, aber klar abzulesen sind - gibt es eine mysteriöse Klappe. Hier ist aber kein Ablagefach für Krimskrams, sondern der Behälter für die Bremsflüssigkeit untergebracht.

Dafür ist der Motor nach hinten gerutscht. Der 1200 ccm große Dreizylinder leistet 38 kW (52 PS) und beschleunigt den 925 Kilogramm schweren Libero auf eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Den Wert für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h nennt Subaru nicht, er hat aber ohnehin keinerlei praktische Bedeutung: Der Libero ermöglicht die Wiederentdeckung derLangsamkeit, denn er fördert ein nervenschonendes, ruhiges Dahingleiten. Hohe Drehzahlen sind dem Dreizylinder zuwider, so daß der Druck auf das viel zu klein geratene Gaspedal nach einer kurzen Eingewöhnungsphase automatisch eher sanft ausfällt. Auch am Material für das Brems- und Kupplungspedal wurde zu viel gespart.

Der Allradantrieb läßt sich per Knopfdruck zuschalten. Damit ist ein Vorwärtskommen auch unter widrigen Bedingungen gewährleistet. Allerdings darf man von einem Auto mit kurzem Radstand und hoher Karosserie in puncto Fahrkomfort keine Wunderdinge erwarten. Und auch die kleinen Räder lassen den Libero über jede Bodenwelle schwappen. Dafür beherrscht er auch den 'Sidestep': Wenn der Libero aus dem Windschatten eines soeben überholten Lkw heraustaucht, macht er aufgrund der hohen Seitenwindanfälligkeit schon einmal einen Ausfallschritt.

Wer den Libero putzig findet, wird sich daran nicht stören. Schließlich gibt es für den Preis von 21 890 Mark ein Vielzweckauto mit einem Schiebedach und kleinen Rolläden an den Dachfenstern. Und auch die herunterklappbare Heckstoßstange ist serienmäßig: Nach unten gekippt, gibt sie den Blick auf einen Teil des Motors und den Ölnachfüllstutzen frei. Zumindest in diesem Punkt ist der Libero wirklich ohne Konkurrenz.

Subaru Justy 1200 GLi ECVT: Nie wieder schalten

Es gibt Vier- und Sechszylinder, Sechzehn- und Vierundzwanzig-Ventiler - doch Subaru tanzt aus der Reihe: Der Justy kommt mit drei Zylindern daher, von denen wiederum jeder mit drei Ventilen bestückt ist. Der Kompaktwagen hat noch zwei weitere Besonderheit, die im Kreis der Kleinen eher Seltenheitswert genießen: einen zuschaltbaren Allradantrieb und ein stufenloses Automatikgetriebe, das sich hinter der schönen Abkürzung ECVT (electronic continously variable transmission) verbirgt.

Zwar erspart das Automatikgetriebe den häufigen Griff zum Schalthebel - aber sie scheint auch eine Menge der 55 kW (75 PS), die der 1200 ccm große Motor zur Verfügung stellt, zu schlucken. Das macht auch die Papierform des Justy deutlich: Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h vollzieht sich in 16,0 Sekunden - für einen immerhin 75 PS starken Kleinwagen ein eher magerer Wert.

So fährt sich der Justy dann auch: Nach einem Druck auf das Gaspedal erhöht sich zwar hörbar die Drehzahl des Motors, aber die Akzeleration setzt nur mäßig ein. Für uns ist der Justy ECVT ein Beleg dafür, daß wenig Hubraum und ein Automatikgetriebe nicht unbedingt gut miteinander harmonieren.

An der Instrumentierung gibt es nichts auzusetzen, auch genügend Ablageflächen sind vorhanden. Sitzriesen bekommen allerdings mit dem klein dimensionierten Gestühl ihre Probleme. Der Gepäckraum läßt sich durch das Umklappen der Rückbank erweitern.

Der Justy ECVT ist ein problemloses Automobil für diejenigen, die nach einigen 'autolosen' Jahren wieder in den Individualverkehr einsteigen möchten, ohne gleich eine Nachschulung absolvieren zu müssen, weil sie etwas aus der Übung gekommen sind. Gesetztere Charaktere werden das fehlende Quentchen Agilität sicher verschmerzen können. Mit Automatik kostet der Justy 20 940 Mark - ein Beispiel dafür, daß japanische Autos nicht mehr billig sind.

Subaru Legacy Turbo 16V: Unauffälliger Sprinter

'Das ist ein Turbo?' fragt der Herr an der Autobahnraststätte. 'Ah ja, da steht's ja drauf', sagt der Zweifler, nachdem er das kleine Schild am Heck des Legacy Turbo Sedan gelesen hat. Stimmt, dem Legacy Turbo sieht man seine Kraft nicht an. Bis auf den flach angelegten Spoiler am Heck und den Luftschlitz auf der Motorhaube unterscheidet ihn äußerlich kaum etwas von seinem schwächeren Bruder, dem Legacy Sedan. Weit weniger unauffällig sind die Fahrwerte, die der 147 kW (200 PS) starke Motor leistet. In 6,7 Sekunden beschleunigt er von Null auf 100 km/h. Seine Spitzengeschwindigkeit liegt bei 230 Stundenkilometern. Das Turboloch ist beim Beschleunigen kaum zu spüren. Nur das Sportfahrwerk verursacht leichtes Schulterzucken, wenn bei hoher Geschwindigkeit die Bodenwellen ohne große Umschweife an den Fahrer weitergegeben werden. Mit 9,7 Litern Super bleifrei auf 100 Kilometer kommt der Turbo im Drittelmix aus.

Der Turbo folgt dem Subaru-Motto 'Allrad für alle' und bietet darüber hinaus noch ABS und Servolenkung in der Serienausstattung. Im Preis von 52 100 Mark für den Legacy Sedan Turbo 16V ist auch eine Klimaanlage beinhaltet, lediglich eine Metallic- oder Perllackierung stehen auf der Aufpreisliste. Die gleiche Ausstattung, nur etwas schlechtere Fahrwerte (7,0 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und 220 km/h Höchstgeschwindigkeit)bietet der Legacy Super Station 16V. Für 55 100 Mark bekommt der Kunde einen schnellen Kombi, der auch vor einem Pferdeanhänger eine gute Figur macht.

Subaru Legacy 2,0: Alles, was der Mensch braucht

Recht aufgeräumt wirkt der Subaru Legacy Super Station in seinem Innenraum. Jeder Knopf ist da, wo man ihn braucht. Die Verarbeitung wirkt solide und unaufdringlich. Seit kurzem gibt es diesen Familienkombi auch mit einem 2,0-l-Boxer-Triebwerk mit 85 kW (115 PS). Von seinen Geschwistern, der 1,8-l-Version, dem 2,2-l-Super Station und dem 16V, unterscheidet sich die Zweiliter-Version optisch durch eine Dachreling. Die Fahrleistungen des bei höheren Geschwindigkeiten etwas lautem Super Station sind etwas schwächer: Der Spurt von Null auf 100 km/h dauert elf Sekunden und die Spitzengeschwindigkeit beträgt 181 km/h. Die Serienausstattung umschreibt Subaru mit dem Satz: 'Alles, was der Mensch im Legacy braucht.' Dazu gehören Servolenkung und Zentralverriegelung ebenso wie ein höhenverstellbares Lenkrad und natürlich der Subaru-übliche Allradantrieb. Lediglich ein ABS fehlt in der 32 990 Mark teuren Grundversion des 2000ers.

Von Otto Fritscher

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