24 Stunden von Le Mans:Hybrid gewinnt

Der Hybridantrieb hält im Rennsport Einzug. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans waren in diesem Jahr gleich zwei Teams damit unterwegs. Zum Schluss war der Sieg des Platzhirschen eindeutig.

Jürgen Wolff

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Hybrid gewinnt

Quelle: JWO

Der Hybridantrieb hält im Rennsport Einzug. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans waren in diesem Jahr gleich zwei Teams damit unterwegs. Audi feierte einen überlegenen Gesamtsieg.

Es sollte der Vergleich der Hybrid-Systeme werden. Peugeot hatte schon vor einiger Zeit überraschend seine Teilnahme an den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans abgesagt. Nun warteten alle darauf, wie sich die Hybridsysteme, mit denen Audi und der Neuling Toyota ihre Boliden auf die Strecke schickten, bei der 80. Auflage des Rennklassikers schlagen würden.

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Audi ging mit zwei seiner vier Fahrzeuge mit Hybridantrieb an den Start. Die R18 e-tron-Hybriden aus Ingolstadt speicherten die Energie, die beim Bremsen gewonnen wird, in Schwungrädern mit bis zu 40.000 Umdrehungen. Die Energie können sie dann als Booster bei Bedarf wieder abgeben. Kurzzeitig wird der rund 500 PS starke Dieselmotor des Audi R18 e-tron quattro so mit 200 PS zusätzlich unterstützt. Die beiden hinteren Räder werden dabei wie gehabt vom TDI befeuert. Der Zusatzstrom treibt bei Bedarf zwei Elektromotoren an den vorderen Achsen an.

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Nur mit ein paar Zugeständnissen hatte Audi die Genehmigung für dieses Konzept bekommen - denn eigentlich sind in Le Mans keine Fahrzeuge mit vier angetriebenen Rädern erlaubt. Eine der Einschränkungen: Der zusätzliche Schub an den Vorderrädern darf erst ab einem Tempo von 120 km/h einsetzen. Anders bei Toyota. Die beiden Fahrzeuge vom Typ TS030 Hybrid treibt hauptsächlich ein Benzinmotor, der ebenfalls mehr als 500 PS leistet. Jedoch arbeiten in den rot-weißen Rennern keine Rotationsspeicher, sondern Kondensatoren, welche die elektrische Zusatzleistung blitzartig wieder abgeben können.

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Quelle: AFP

Schon in den ersten Runden zeigte sich auf dem Rundkurs in der französischen Provinz, dass die Toyotas mit den hoch favorisierten Audi mithalten konnten. Nach einer Stunde Rennen lagen die beiden e-tron-Audi mit in Führung, allerdings dicht gefolgt von den beiden japanischen Rennwagen. Dahinter folgten die beiden mit nur einer Achse angetriebenen Audi. Toyotas Sprecher Tom Mallett jedoch blieb skeptisch: "Wichtig ist, wo wir nach 24 Stunden sind."

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Dass der Zweifel angebracht war, erwies sich schon wenig später. Zuerst musste das Team von Audi einen herben Rückschlag einstecken. Kurz nach 19:30 Uhr setzte Romain Dumas den herkömmlich angetriebenen Audi R18 beim Überrunden eines GT-Fahrzeugs an der ersten Schikane gegen die Leitplanke und demolierte dabei die Frontverkleidung und die rechte vordere Radaufhängung. In der Formel 1 bedeutet so etwas das Aus, in Le Mans eine zusätzliche Herausforderung: Kurz entschlossen stieg der Franzose aus, riss mit brachialer Gewalt den Rest der Verkleidung ab, nahm wieder in seinem Fahrzeug Platz, setzte zurück und fuhr mit eierndem Vorderrad Richtung Boxengasse weiter - hinter sich wild gestikulierende Streckenposten. Dumas schaffte es in zehn Minuten bis zur Audi-Box, wo die Mechaniker sich gleich daran machten, die halbe Fahrzeugfront auszuwechseln.

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Toyota TS030- Hybrid, driven by Britain Davidson, arrives in pit lane after crashing during Le Mans 24-hour sportscar race in Le Mans

Quelle: REUTERS

Wenig später erwischte es einen der beiden Toyotas deutlich härter. Kurz vor der Mulsanne-Kurve machte ein Ferrari im Rennen einen Schlenker mit dem Heck und touchierte dabei den gerade überholenden Toyota mit der Startnummer acht. Der kam ins Schleudern, drehte in der Luft einen Salto und landete völlig lädiert im Reifenstapel. Neben ihm schlug der Ferrari ein und blieb auf dem Dach liegen. Bei Toyota-Fahrer Anthony Davidson diagnostizierten die Ärzte später im Krankenhaus zwei gebrochene Brustwirbel. Der Ferrari-Fahrer Piergiuseppe Perazzini dagegen blieb unverletzt. Und Toyota war nach fünf Stunden Rennen nur noch mit einem Fahrzeug unterwegs.

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Glück für Audi. Denn während der anschließenden Safety-Car-Phase konnten die Mechaniker den Unfallwagen von Dumas richten, ohne dass er zu weit im Feld zurückfiel. An der Position 24 stieg Romain Dumas mit acht Runden Rückstand wieder ins Rennen ein und begann eine spektakuläre Aufholjagd.

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24-Stunden-Rennen Le Mans 2012

Quelle: dpa

Gegen 03:00 Uhr etwa schied Nissans spektakulärer Publikumsliebling DeltaWing aus, eine Mischung aus Dreirad, mattschwarzem Stealth-Bomber und Batmobil - ausgerechnet nach einem Crash mit dem zweiten Toyota. Damit waren alle beiden Hybrid-Toyota aus dem Rennen.

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Ernsthafte Gegner gab es für Audi nun nicht mehr, so lieferten sich die Piloten ein teaminternes Duell. Und sorgten bis kurz vor dem Zielleinlauf immer wieder für brenzlige Situationen. Um die Mittagszeit war es, als ein Audi schon zum zweiten Mal in den Reifenstapel krachte, diesmal mit Marc Gené am Lenkrad. Und nahezu zeitgleich rutschte Allan Mc Nisch mit seinem Audi in der Porsche-Kurve an die Leitplanke. Beide schafften es aber auch diesmal bis in die Box, wo die Mechaniker die Autos wieder zusammenflickten. Wetten machten die Runde, ob Audi genügend Frontteile im Ersatzteillager habe. Es reichte.

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Punkt 15:00 Uhr rollten die vier Audi mit offenen Türen und in Formation über die Zielgerade und ließen sich von den Fans feiern. Die Plätze eins bis drei waren erobert, die beiden e-tron vorneweg. Auch auf den fünften Platz hatte es ein Audi geschafft. Aber der frühere Formel 1-Pilot Nick Heidfeld in einem Lola B12/60 ließ ihn als Vierter im Gesamtklassement großzügig vorbei zu den anderen Audi. Le Mans hat auch Platz für die ganz kleinen Geschichten.

© süddeutsche.de/pi/goro/dd
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