Sportwagen-Jubiläum:Porsche 911 - eine Autokarriere voller Meilensteine

In Stuttgart rollte der einmillionste Elfer vom Band. Unter den 999 999 vorherigen befinden sich viele legendäre, aber auch einige weniger glorreiche Modelle. Ein Rückblick in Bildern.

Von Thomas Harloff

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Der einmillionste Porsche 911

Millionster Sportwagen Porsche 911

Quelle: dpa

Der einmillionste je gebaute Porsche 911 trägt die unscheinbare Farbe Irischgrün. So war auch der erste 911 lackiert, der das Zuffenhausener Montageband verließ. Trotzdem sieht er fast ein bisschen schüchtern aus, als er mit Wolfgang Porsche, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche AG, für das Jubiläumsfoto posiert. Dabei hat er soeben Geschichte geschrieben: Kein anderer Sportwagen fand über eine so lange Zeit - inzwischen 52 Jahre - so viele Käufer wie der Elfer. Dieses Exemplar kommt allerdings nicht in pflegende Sammlerhände, sondern bleibt im Besitz des Herstellers.

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Porsche 901

Eine Werbung für einen Porsche 911, dahinter sind drei Porsche 356 platziert.

Quelle: AFP

Die Geschichte des 911 begann in den frühen Sechzigerjahren, und Wolfgang Porsches Vater Ferry war entscheidend an der Geburt dieses Familienprojekts beteiligt. Damals war der 356 (auf dem Foto im Hintergrund) bereits mehr als zehn Jahre auf dem Markt. Das erste Auto, das den Markennamen Porsche trug, war optisch und technisch nicht mehr zeitgemäß und brauchte einen Nachfolger. Ferry Porsche konstruierte einen neuen Sportwagen, dessen Motor wie beim 356er hinter der Hinterachse saß, aber nun über sechs statt vier Zylinder verfügte. Das Design kreierte Alexander "Butzi" Porsche, ältester Sohn von Ferry und Bruder von Wolfgang. Das Ergebnis trug die Modellbezeichnung 901 und debütierte 1963 auf der IAA.

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Porsche 911 Urmodell

Porsche 911 S 2.0 Coupé

Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Ein Jahr später kam das Coupé auf den Markt - allerdings als Porsche 911. Weil Peugeot die Rechte an dreistelligen numerischen Auto-Typbezeichnungen mit einer 0 in der Mitte hielt, tauschten die Schwaben die mittlere 0 gegen eine 1 aus. Kein Problem, es stellte sich trotzdem rasch großer Erfolg ein. Befeuert von Spitzen-Ergebnissen im Motorsport und einprägsamen Medieninszenierungen - man denke an die minutenlange Anfangssequenz des Films "Le Mans", in der Steve McQueen im Elfer quer durch Frankreich fährt - wollten immer mehr Kunden den neuen Porsche-Sportwagen haben.

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Porsche 912

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Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Doch nicht jeder konnte ihn sich leisten. Bevor sich weniger solvente Kunden der Konkurrenz zuwandten, legte Porsche 1965 lieber eine abgespeckte Version des 911 auf, die - etwas unlogisch - 912 hieß. Das neue Basismodell war nicht nur schlechter ausgestattet, sondern hatte statt des Sechszylinders den Vierzylinder-Boxer des 356 im Heck und damit nur 90 statt 130 PS. Gleichzeitig sank der Preis um 5650 auf 16 250 Mark. Folgerichtig hängte der 912 den 911 bei den Zulassungszahlen zeitweise ab. Trotzdem kam nach nur vier Jahren das Aus. Durch den neuen Einstiegs-Elfer 911 T mit 110 PS und den 1969 etablierten, 80 PS starken VW-Porsche 914 wurde der 912 überflüssig.

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Porsche 911 Targa

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Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Schnell verstand Porsche, dass sich Diversifikation positiv auf die Absatzzahlen auswirkt. Also brachten die Schwaben 1965 auch ein 911 Cabrio heraus: den Targa, benannt nach dem auf sizilianischen Landstraßen ausgetragenen Autorennen Targa Florio, bei dem Porsche damals sehr erfolgreich war. Statt eines vollständig zurückklappbaren Daches erhielt der Targa ein herausnehmbares Dachteil und ein Mini-Verdeck samt Heckscheibe, die beide im Kofferraum verstaut werden konnten. Grund für das ungewöhnliche Konzept waren strenge Sicherheitsvorschriften auf dem wichtigen amerikanischen Markt. Später löste die charakteristische, rund um das Heck laufende Glasscheibe das Miniverdeck (Foto) ab. Bis heute hat der Targa viele Fans, die einstige Notlösung wurde zu einer beliebten Modellvariante.

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Porsche 911 Carrera RS 2.7

Porsche 911 Carrera RS 2.7

Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Wandte sich Porsche mit dem Targa eher an Genussfahrer, sollte der Carrera RS 2.7 das Herzensmodell aller sportlich ambitionierten Kunden sein. Gleichzeitig fungierte er als Homologationsmodell neuer Rennwagen: Um eine Zulassung für eine spezielle Motorsport-Klasse zu erlangen, musste Porsche eine Kleinserie straßenzugelassener RS-Exemplare bauen. Als Resultat kam 1972 dieser 911 mit dem charakteristischen seitlichen Schriftzug und dem markanten "Entenbürzel"-Heckspoiler auf den Markt. Letztlich kamen 1580 Exemplare des 960 Kilogramm leichten, aber 210 PS starken Elfers in Kundenhände. Nicht alle von diesen konnten mit dem bis zu 245 km/h schnellen Sportwagen umgehen, Schätzungen zufolge hat höchstens ein Drittel aller Autos überlebt. So ist es keine Überraschung, dass die Preise für den ebenso seltenen wie begehrten RS 2.7 explodiert sind. Guterhaltene Originalautos bewegen sich kontinuierlich auf die Eine-Million-Euro-Marke zu.

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Porsche 911 Turbo (930)

Porsche 911 Turbo 3.0.

Quelle: Porsche

Deutlich günstiger - ohne freilich wirklich günstig zu sein - ist das von 1974 an unter dem Werkscode 930 gebaute Exemplar, besser bekannt als 911 Turbo. Zwischen 150 000 und 250 000 Euro kostet der Elfer mit dem auffällig großen Heckspoiler heute. Gemeinsam mit dem etwas früher vorgestellten BMW 2002 Turbo machte er die Aufladung im Automobilbau salonfähig. Mit anfangs 260 PS und 250 km/h Höchstgeschwindigkeit (später 300 PS und 260 km/h) war er der König der Autobahn. Der Turbo war das Topmodell der sogenannten G-Serie, zu erkennen an den neuen Leuchten, Außenspiegeln und vor allem an den Faltenbalg-Stoßfängern, die wieder einmal eine Reaktion auf scharfe US-Sicherheitsvorschriften waren.

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Porsche 911 Cabrio (G-Serie)

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Quelle: Porsche/dpa

1983 kam endlich ein richtiges Porsche 911 Cabrio. Gemeinsam mit unzähligen Motorvarianten, Jubiläumsmodellen und einigen puristischen Versionen wie dem Speedster sollte es die Lust am Elfer hochhalten. Das gelang nicht wie gewünscht. Da weder die Vierzylinder-Modelle 924 und 944 noch der ursprünglich als 911-Nachfolger gedachte 928 den erhofften Erfolg brachten, rutschte die Marke in eine Krise. Porsche musste in seinen Werkshallen sogar Autos anderer Hersteller fertigen - beispielsweise den Mercedes 500 E -, um überleben zu können.

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Porsche 911 Turbo (993)

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Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Erst 1988 kam endlich ein völlig neu entwickelter 911 auf den Markt. Design, Fahrwerk, Motoren, Abgasreinigung - all das zeigte sich beim Porsche mit der Werksbezeichnung 964 von Grund auf modernisiert. Außerdem gab es erstmals Allradantrieb, der Turbo wurde zum festen Bestandteil der Modellreihe. Nur fünf Jahre später folgte der deutlich rundere 993 (das Foto zeigt die Turboversion). Doch bald wurde klar, dass der immer noch luftgekühlte Sechszylinder-Boxer technisch ausgereizt war, vor allem in Bezug auf sein Verbrauchs-, Lärm- und Abgasverhalten. Deshalb markierte der 993 eine Zäsur in der Elfer-Geschichte. Wenn Porsche-Enthusiasten später über ihn sprachen, dann oft wehmütig über den "letzten Luftgekühlten", mithin gar den "letzten echten Elfer".

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Porsche 911 (996)

PUBLIKUMSANDRANG AUF DER IAA

Quelle: DPA

Es war ein vielbeachtetes Debüt des Porsche 996 auf der IAA 1997. Medien und Publikum rissen sich darum, den ersten wassergekühlten Elfer zu sehen - und beäugten ihn besonders kritisch. Was schimpften sie auf die zu groß geratene Karosserie, das Design der vorderen Leuchten - die je nach Grad der Zuneigung mit Spiegeleiern oder Tränensäcken verglichen wurden -, den zahmen Motorklang und das angeblich verweichlichte Wesen dieser Elfer-Generation. Doch am Ende hatten die Manager, Designer und Entwickler in Zuffenhausen recht und erschufen den bis dahin erfolgreichsten Porsche 911.

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Porsche 911 GT2 RS (997)

Der stärkste Porsche heißt 911 GT2 RS

Quelle: dpa-tmn

Dennoch nahmen sie sich die Kritik zu Herzen: Der 2004 erschienene 997 blickte wieder durch elliptische Scheinwerfer, das Design war insgesamt harmonischer. Gleichzeitig gelang den Ingenieuren der Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Sportsgeist immer besser: Dieser 911 war gleichzeitig wild und zahm und ließ sich ohne großen Aufwand schnell fahren. Wer es besonders hart wollte, bekam auch das. Und zwar in Form der - meist limitierten - Sportversionen GT2 und GT3. Als GT2 RS (Foto) leistete der 911 in dieser Ära 620 PS; so stark war bis dahin kein anderer straßenzugelassener Elfer.

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Porsche 911 Jubiläumsmodell 50 Jahre (991)

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Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Der 2011 vorgestellte und eingeführte neue Elfer trug - auch das war nicht gerade logisch - den Werkscode 991. Ihm wurde die Ehre zuteil, das große 50-Jahres-Jubiläum zu bestreiten. Zu diesem Anlass gab es nicht nur umfangreiche Feierlichkeiten, sondern ganz nach Art des Hauses auch das Jubiläumsmodell "50 Jahre 911" (Foto). 2015 folgte eine Modellpflege, ach was - die nächste Revolution im Elfer-Heck! Außer in den GT3-Varianten und im Editionsmodell 911 R wird seitdem jeder 911-Boxer mittels zweier Turbolader zwangsbeatmet. Immer strengere Abgas- und Verbrauchs-Vorgaben zwingen Porsche dazu. Es ist der Versuch, die Zukunft des Sportwagens generell und die des 911 im Speziellen zu sichern. Man darf gespannt sein, ob die Ikone eine weitere Million schafft.

© SZ.de/ihe/dd
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