Sono Motors Sion:Dieses Elektroauto fährt mit Sonnenenergie

  • Das Münchner Start-up Sono Motors hat in einer Garage ein Elektroauto entwickelt, das von 2018 an ausgeliefert werden soll.
  • Die Akkus lassen sich zum Teil durch Solarzellen wieder aufladen.
  • Das günstigste Modell soll 12 000 Euro kosten.

Von Felix Reek

In ihrem Video für das Crowdfunding-Portal Indiegogo sitzen Laurin Hahn und Navina Pernsteiner in ihrer WG-Küche und trinken Kaffee. Die Wand ist mit alten Zeitungen tapeziert, eine ganz normale Münchner Vorstadtidylle. Doch die beiden haben große Pläne: Sie wollen die Mobilität revolutionieren. Aus einer Garage heraus. Dort steht das Elektroauto, das Hahn zusammen mit seinem Schulfreund Jona Christians entwickelt hat: der Sion. Beziehungsweise dessen Prototyp.

Die Besonderheit: Der Sion lädt sich zum Teil selbst auf - per Sonnenenergie. Dach, Seiten und Motorhaube sind mit Solarzellen bedeckt, die sich unter einer Polycarbonatschicht befinden. 7,5 Quadratmeter der Außenfläche des Autos bedecken sie. Der Zugewinn ist allerdings nicht sonderlich groß: Auf bis zu 250 Kilometer Reichweite kommt der Sion mit seinen Batterien, die Sonnenenergie liefert 30 weitere. Letzteres ist ungefähr der Wert, den ein durchschnittlicher Autofahrer täglich zurücklegt.

100 000 Euro kostete die Entwicklung

Vier Jahre haben Hahn und Christians an ihrer Idee gearbeitet; zusammen mit Pernsteiner, die für Öffentlichkeitsarbeit, Design und Entwicklung verantwortlich ist, arbeiten sie jetzt daran, dass aus der Idee ein marktreifes Produkt wird. Zur Elektromobilität kam Hahn über die ersten E-Roller. Serienfahrzeuge mit dem alternativen Antrieb gab es damals nur vereinzelt. Trotzdem beschlossen er und Christians, ein eigenen Stromer zu entwickeln. Mit gerade einmal 17 und 18 Jahren. Sie wollten "das Erdöl verbannen" und damit die herkömmlichen Motoren, die die Umwelt belasten, sagt Hahn.

Zwei Wochen nach der letzten Abiturprüfung begannen die beiden Münchner mit der Arbeit am ersten Prototypen. In einer Garage arbeiteten sie an ihrer "Machbarkeitsstudie", wie sie es nennen. Das Projekt ist selbstfinanziert, das meiste Geld stammt aus anderen Start-ups, die sie gegründet haben. 100 000 Euro investierten sie über vier Jahre hinweg in ihr Auto. Das ist viel weniger als bei den großen Automobilherstellern. Da kostet die Entwicklung eines neuen Modelles Millionen, wenn nicht Milliarden.

Geld sparten sie, indem sie auf bewährte Technik zurückgriffen. Statt das Auto komplett neu zu entwickeln, bauten die beiden Münchner ein bestehendes Fahrzeug um und testeten daran ihre Ideen. Eine Straßenzulassung hat der Prototyp nicht, fahren können sie nur auf Teststrecken und privatem Gelände.

Reparatur in Eigenregie

Das Serienauto soll nach einem ähnlichen Konzept entstehen. Die Teile stammen von etablierten Zulieferern. "Das schränkt uns natürlich im Design ein", erklärt Hahn. Das Lenkrad kenne der Kunde dann zum Beispiel von VW. "Dadurch sparen wir Entwicklungszeit, Aufwand und Kosten."

Das Gleiche gilt für Reparaturen. Inspiriert vom Open-Source-Gedanken der IT-Branche bietet Sono Motors für Mechatroniker ein Handbuch des Sions zum Download an. So kann ihr Auto auch ohne bestehendes Werkstattnetzwerk repariert werden. Eine Video-Reihe soll es den Kunden zudem ermöglichen, kleinere Arbeiten selbst auszuführen.

Das alles ermöglicht einen konkurrenzlosen Preis: 12 000 Euro soll das Einstiegsmodell mit einer Reichweite von 120 Kilometern kosten. Zum Vergleich: BMW verlangt für seinen i3 das Dreifache. "Der Sion soll ein einfaches Auto sein", erklärt Hahn. "Er hat eine solide Grundausstattung, aber er spart eben an Dingen wie beheizbaren Scheiben, elektrisch verstellbaren Spiegeln und solchen Dingen." Ein Schlupfloch haben sich die Macher von Sono Motors aber gelassen: Der Preis versteht sich ohne Batterie und kann demnach entsprechend variieren.

Ein fertiges Auto gibt es bisher aber nicht. Hahn und Christians ist klar, dass sie mit ihrem Kapital den Sion nicht zur Serienreife bringen können. In mehreren Stufen wollen sie deswegen ihren Traum vom eigenen Elektroauto verwirklichen. Per Crowdfunding sammeln sie auf Indiegogo noch bis zum 5. September Geld für einen ersten fahrbereiten Prototypen. Den sollen Unterstützer Anfang kommenden Jahres auch testen und danach vorbestellen können, bevor er 2018 ausgeliefert wird. 150 000 Euro benötigen sie dafür, bei 132 000 Euro liegen sie im Moment.

Im nächsten Schritt gilt es, einen Investor zu finden. Sono Motors sieht sich vor allem als Ideengeber, der Sion soll in Zusammenarbeit mit bestehenden Automobilherstellern und Zulieferern produziert werden. In Gesprächen mit Interessenten befindet sich das mittlerweile achtköpfige Team bereits, versucht aber die Erwartungen zu mäßigen. "Wir werden gerne mit Tesla gleichgesetzt, das sind wir aber nicht", so Laurin Hahn. "Tesla ist high class. Wir wollen einfach und simpel bleiben."

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