Skurriler Autokalender:Männer, die aus Schlüppern starren

Jeder kennt Autokalender mit optimierten Bikini-Schönheiten, die sich auf optimierten Autos räkeln. Zwei Frauen aus Wuppertal war das zu langweilig. In ihrem Kalender sind die Männer keine Models. Und sie haben Humor.

Von Felix Reek

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Ein Model aus dem Jahr 2015 im Autowäsche Kalender

Quelle: Autowäsche Kalender

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Ein bisschen betreten steht das "Modell" da, die Mundwinkel verschämt nach oben gezogen. Krönchen auf dem Kopf, Krönchen auf dem Strampler, in der Erwachsenenvariante wohl "Body" genannt. Zu dem wenig vorteilhaften Ensemble trägt der Mann in Unterwäsche schlammbraune Stiefel. Im Hintergrund: ein Lustschlösschen. Davor parkt ein Volvo P1800 ES, im Volksmund auch "Schneewittchensarg" genannt. Die passende Märchenfigur dazu liegt schlafend im Kofferraum. Betitelt ist das Kalenderblatt mit "Zwergentränendurchnässter Königssohnstrampler".

Spätestens da ist klar: Der "Autowäsche Kalender" ist nicht wie andere Publikationen dieser Art. Keine nackten Frauen, optimiert durch Photoshop, keine auf Hochglanz polierten Karossen, verschandelt vom örtlichen Tuner.

Magdalena Schaarwächter (Foto) und Janet Schürmeyer (Text und Design) wollten weg vom "Titten und Motorhauben"-Klischee, wie sie es selbst ausdrücken. 2008 war das, die eine hatte gerade ihre Fotografenlehre abgeschlossen, die andere ihre Diplomarbeit in Kommunikationsdesign. Thema: "rostrosa - ein Altautomagazin für Frauen".

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Quelle: ryszard kopczynski; Autowäsche Kalender

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Eines Abends saßen die beiden Freundinnen am Küchentisch und entwickelten die Idee zu ihrem Kalender. Ein reines Gegenstück, also eingeölte Männer auf Motorhauben, erschien ihnen zu "fad". "Durchtrainierte Models finden wir eher langweilig", so die beiden. Sie wollten "einfach den Kerl von nebenan".

Im Bild (von links): Magdalena Schaarwächter (beim Kalender 2015 nicht mehr dabei), Janet Schürmeyer und Paula Kopczynski (seit 2013 dabei).

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Die Männer in der ersten Auflage stammten vor allem aus ihrem Bekanntenkreis in Wuppertal und Umgebung. Fünf Bilder schossen Schaarwächter und Schürmeyer zunächst, begleitend zu der Diplomarbeit.

Angestachelt von der Aufmerksamkeit, die ihre ungewöhnlichen Ansichten erhielten, bauten sie die Bildstrecke 2009 zu einem Kalender aus.

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Mit der wachsenden Aufmerksamkeit meldeten sich auch immer mehr Männer, die die beiden zwar nicht persönlich kannten, aber offenbar den Humor des Kalenders gut fanden. Die Angst, dass dies nur mit eigenem Oldtimer möglich wäre, konnten ihnen Schaarwächter und Schürmeyer schnell nehmen. Nur ein Mann pro Ausgabe gehört auch zum jeweiligen Fahrzeug. "Bei uns kann sich wirklich jeder bewerben, das Einzige, was man mitbringen muss, ist Mut", so Schürmeyer.

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Die Autos findet sie zum Beispiel auf Oldtimertreffen. Schürmeyer lebt diese Leidenschaft selbst, fuhr unter anderem schon einen Trabant, einen Opel C Rekord oder einen Mercedes W123. "Mit einem Oldtimer unterwegs zu sein, das bedeutet noch richtig Auto fahren", so Schürmeyer auf Welt Online.

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Der Erfolg des Kalenders beruht aber natürlich aus der Kombination von Auto und Model - und Mund-zu-Mund-Propaganda. Wie beliebt ihre Arbeit wirklich ist, merkten die beiden Frauen erst 2012, als sie ein Jahr aussetzten. Der Aufwand sei einfach zu groß geworden. Die Anhänger des Kalenders liefen Sturm: "Es war erstaunlich, wie unglaublich viele Rückmeldungen wir von enttäuschten Fans bekamen."

Seitdem veröffentlichen Janet Schürmeyer und Fotografin Paula Kopczynski, die 2013 für Magdalena Schaarwächter zum Team stieß, wieder jährlich ihren Kalender.

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Strenge Regeln dafür gibt es nicht. Nur der Titel sollte immer aus zwei Wörtern bestehen, wie etwa: "Aktenkundige Beamtensommmerunterwäsche".

61 Männer haben sich so mittlerweile fotografieren lassen, freizügig in nicht ganz alltäglicher Unterwäsche posierend.

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Quelle: Autowäsche Kalender

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Zur Fußballweltmeisterschaft gab es auch wieder ein Sondermotiv als Frühstücksbrettchen. Natürlich jubelnd in Unterhosen.

Auch für 2016 ist ein Kalender geplant. Das Team hat ein gemeinsames Büro bezogen, damit ihre Privatwohnungen "nicht mehr Verpackungsmaterial und Requisiten" vollstehen. Und einen weiteren Vorteil hat die Professionalisierung, sagt Janet Schürmeyer: "Man läuft auch nicht mehr Gefahr, plötzlich einen verirrten Herrentanga aus der Sofaritze zu ziehen."

© Süddeutsche.de/ihe/dd
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