Skoda Octavia:Aus groß wird größer

Viel Platz, wenig Schnörkel und ein günstiger Einstiegspreis. Die dritte Generation des Skoda Octavia ist ein zeitloses Vernunftauto geworden. Doch gerade kleine sinnvolle Details zeigen, dass die Limousine nicht lieblos ist. Eine erste Ausfahrt.

Von Sascha Gorhau, Portugal

Der Skoda Octavia ist kräftig gewachsen. Die ersten beiden Generationen des Wagens wurden in die Kompaktklasse eingeordnet. Skoda tut dies auch beim neuen Octavia. Aller-dings ist die ab Februar in Deutschland erhältliche dritte Generation der Kompaktklasse definitiv entwachsen: in der Länge, in der Breite, beim Platzangebot. Die Konkurrenten sind ab sofort eher ein Ford Mondeo oder ein Opel Insignia.

Der Fünftürer ist 4,66 Meter lang, 1,81 Meter breit. Damit liegt er deutlich über den Abmessungen der Kompakt-Konkurrenten. Vor allem das Raumangebot für die Insassen profitiert vom Wachstum. Der Innenraum allein misst mehr als 1,78 Meter. Der Platz auf allen Plätzen ist üppig bemessen. Auch Erwachsene sitzen auf der hinteren Bank bequem, durchschnittlich gewachsene Mitteleuropäer können hier die Beine übereinander schlagen. Auch im Ladeabteil herrscht kein Platzmangel: Der Kofferraum ist auf ein Volumen von 590 Liter gewachsen, bei umgeklappter Rückbank verschwinden bis zu 1580 Liter Gepäck im Octavia. Das ist praktisch. Den positiven Eindruck trübt im Alltag allerdings die Tatsache, dass bei umgeklappter Rückbank keine ebene Ladefläche entsteht. Das erschwert die Beladung und deren Halt während der Fahrt. Dafür sind ansonsten allerlei Zurrösen und Gepäcknetze zuständig. Auch an eine Zwölf-Volt-Buchse im Kofferraum hat Skoda gedacht.

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Der Skoda Octavia 1.6 TDI leistet 105 PS.

(Foto: SOM)

Kleine Maßnahmen bewirken große Effekte

Auch ansonsten haben sich die tschechischen Ingenieure viele Gedanken über Details gemacht, die den Alltag erleichtern. So hat der Octavia eine Wendematte im Kofferraum. Die eine Seite bedeckt ein rutschhemmender Teppich, die andere eine pflegeleichte Gummimatte. Sollen feuchte oder schmutzige Gegenstände transportiert werden, so kann die Matte gewendet werden. Ein Eiskratzer ist serienmäßig im Tankdeckel untergebracht und somit von außen zugänglich. Optional stehen sogar Abfallbehälter zur Verfügung, die passgenau in den Abla-gefächer der Türen verstaut werden können und für Ordnung im Auto sorgen.

Serienmäßig einen ordentlichen Eindruck hinterlässt das Exterieur des Octavia. Klar, sachlich und aufgeräumt präsentiert er sich von außen. Der Tscheche baut auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) von Volkswagen auf, also auf der gleichen Plattform wie der VW Golf. Dennoch ist der Octavia 40 Zentimeter länger als der Golf (4,25 Meter) und zeigt, welche Spreizung die Bodengruppe möglich macht. Wesentlich für die im Vergleich zum Vorgänger harmonischere Optik ist der längere Radstand, der auf 2,66 Meter gewachsen ist. Er bewirkt einerseits viel Platz im Innenraum, aber eben auch eine gestreckte Anmutung der Seitenlinie des Fahrzeugs. Kurze Überhange vorne und eine weit nach hinten versetzte C-Säule verstärken diesen Effekt. Die Front wirkt strukturierter als beim Vorgänger, das Heck hat Leuchten in der bekannten C-Form.

Auch der Innenraum sorgt für ein vertrautes Gefühl. Die verbauten Materialien sind zwar nicht auf Top-Niveau, doch sie sind funktional und bestens verarbeitet. Wer schon in einem anderen Modell aus dem VW-Konzern gesessen ist, der kommt auch im neuen Octavia schnell zurecht. Serienmäßig verfügt der Wagen über ein Radio, das in der Basisausstattung namens Active zwar nicht über einen CD-Schacht verfügt, jedoch immer über einen USB- und einen Aux-Anschluss.

Das Skoda-Navi zeigt im Test Schwächen

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Der Einstiegsbenziner verfügt über lediglich fünf Schaltstufen.

(Foto: SOM)

Unabhängig von den beiden höheren Ausstattungslinien Ambition und Elegance kann der Octavia zur mobilen Infotainmentzentrale hochgerüstet werden. Für die meisten Käufer jedoch dürfte eines der Basis-Radiomodelle ausreichen. Die bieten einerseits einfachste Bedienbarkeit und machen die Limousine nicht zum beliebten Einbruchsobjekt - denn die Infotainment-Einheiten aus dem VW-Konzern sind bei Dieben begehrt. Außerdem machte das Navigationsgerät im Praxistest keinen souveränen Eindruck und nervte mit vielen überflüssigen Ansagen und nicht eindeutigen visuellen Darstellungen der Route.

Sicherheitstechnik aus dem VW-Regal

Viel wichtiger als eine angenehme Beschallung ist ohnehin der Sicherheitsaspekt. Auch hier kann sich der Octavia im Regal des VW-Konzerns bedienen und verbaut beispielsweise wie auch im Golf serienmäßig die Multikollosionsbremse, die das Fahrzeug nach einer Kollision zum Stillstand bringen soll. Gegen Aufpreis gibt es erstmals einen Frontradar-Assistenten, eine City-Notbremsfunktion oder eine Müdigkeitserkennung. Elektronische Stabilitätskontrolle, Tagfahrlicht und eine Airbags vorne und hinten sind serienmäßig. Beim Fahrwerk fiel auf, dass die Grundabstimmung des Octavia deutlich straffer geworden ist. Dennoch hat es Skoda nicht mit der Sportlichkeit übertrieben und der Komfort ist immer noch annehmbar.

Zur Probefahrt standen der Volumen-Diesel, 1,6-Liter-TDI mit 105 PS, und der Topbenziner, 1,8-Liter-TSI mit 180 PS zur Verfügung. Der Diesel enttäuscht beim ersten Eindruck getriebeseitig: Nur fünf Schaltstufen stehen zur Verfügung. Im Fahrbetrieb allerdings relativiert sich die Sehnsucht nach dem fehlenden sechsten Gang. Grund dafür ist einerseits die gute Geräuschdämmung, die auch bei Autobahntempo für einen erträglichen Innengeräuschpegel sorgt. Und andererseits die lang übersetzten Schaltstufen vier und fünf, die das Drehzahlniveau auch bei flotter Fahrt verbrauchsgünstig niedrig halten. Allzu temperamentvoll präsentiert sich der 105-PS-Motor natürlich nicht, liefert jedoch ausreichende Fahrleistungen. Einen Minuspunkt gibt es für den Verbrauch. Trotz der hügeligen Teststrecke sind 6,4 Liter Durchschnittsverbrauch für einen Brot-und-Butter-Motor viel - zudem verspricht Skoda lediglich 3,8 Liter.

Im Mai kommt der Kombi

Angesichts der gebotenen Mehrleistung von 75 PS gegenüber dem 105-PS-Diesel zeigte sich der Benziner mit 180 PS in einem ersten Fahrtest überraschenderweise relativ sparsam. 7,8 Liter zerstäubten die Einspritzdüsen durchschnittlich auf der Teststrecke. Das ist im Anbetracht der Leistung des Fahrzeugs ein vertretbarer Wert. Dank Turboaufladung bietet der Benzin-Direkteinspritzer zudem ein breit nutzbares Drehzahlband, das auch schaltfaules Fahren möglich macht. Alle TSI-Benzinmotoren außer dem Einstiegsbenziner mit 85 PS verfügen über ein leicht schaltbares Sechsganggetriebe.

Nach einer ersten Ausfahrt vermittelt der Octavia einen guten Eindruck. Er konzentriert sich auf das Wesentliche: solide Verarbeitung, viel Platz und praktische Detaillösungen. Seine Optik ist frei von Schnörkeln oder modischem Schnickschnack. Der Einstiegspreis von 15.990 Euro stellt zudem einen realistischen Gegenwert für das Gebotene dar. Allerdings legt Skoda noch keine Preise für die einzelnen Motorisierungen und Ausstattungsvarianten vor. Die Kombiversion des Tschechen - in Deutschland entscheiden sich rund 90 Prozent aller Käufer für den Octavia mit Rucksack - erscheint im Mai. Im Herbst folgt das sportliche RS-Modell und die Outdoor-Variante Scout.

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