Skoda Fabia Combi:Platz gemacht

Das Škoda Fabia Combi gehört zu den erfreulich unaufgeregten Neuheiten des Jahres.

Joachim Becker

Ein Auto frech wie Oskar: außen kompakt, aber von einer inneren Größe, die man auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Der Škoda Fabia Combi will nicht weiter wachsen, egal wie groß alle Kombis um ihn herum werden. Darin gleicht er dem Blechtrommler Oskar Matzerath aus dem Grass-Roman.

Der Benjamin unter der Kleinkombis

Ein gewagter Vergleich? Entscheidend ist in beiden Fällen die Willensstärke der beteiligten Personen. Während Günter Grass' Ich-Erzähler aus kindlichem Trotz ein Zwerg bleibt, halten die Škoda-Entwickler aus weiser Voraussicht am Kompaktformat fest: Der Fabia Combi wurde im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht einmal einen Zentimeter länger. Solche Kurztransporter sind rar in der Lilliput-Welt, die zumindest als Marktsegment wächst und wächst: 2006 waren erstmals mehr als 30 Prozent der Neuwagen in Europa solche Piccolos.

Eigentlich sprengt ein 4,24-Meter-Auto das gängige Kleinwagenformat. Angesichts des sprunghaften Wachstums eines VW Golf Variant auf 4,55 Meter und des Audi A4 Avant auf über 4,80 Meter steht der Konzernbruder mit 4,24 Meter aber als Benjamin da.

Er stößt in Nischen vor, die den meisten Lademeistern im städtischen Lebensraum unzugänglich sind. Nur Kombis wie der Peugeot 207 SW und der Mini Clubman geben sich mit noch weniger Parkplatz zufrieden.

Alle drei treten als kompakte Allrounder auf, die vom Großeinkauf bis zum Familienausflug so ziemlich jede Transportaufgabe lösen wollen. Dabei sind die Charaktere der kleinen Alleskönner recht unterschiedlich: hier der eckige Lifestyle-Mini mit dem Sportlerherz, der als Kleinster mit den größten Preisen auftrumpft. Dort der Peugeot mit den fließenden Formen, dem riesigen Panoramadach und den leisen Dieselmotoren.

Platz gemacht

Und als dritter im Bunde folgt innerhalb weniger Monate der Platzhirsch aus Tschechien: Vom Fabia Combi wurden in der ersten Generation gut 630.000 Stück verkauft - mehr als von der Fabia Limousine.

Preiswert, ohne billig zu wirken

Beim Preis-Raum-Verhältnis ist der Tscheche in dieser Dreierrunde nicht zu schlagen: Er ist mit Abstand der Geräumigste und bestimmt nicht der teuerste Viertürer: Der Mini kann bei umgelegter Rückbank 930 Liter Gepäck fassen, der Peugeot 1258 Liter, während der Škoda auf maximal 1460 Liter Laderaum hinter den Vordersitzen kommt.

Damit führt der Verwandlungskünstler aus Mladá Boleslav nicht nur das Feld seiner Wettbewerber an, sondern übertrifft selbst Kombilimousinen, die um zwei Klassen höher positioniert sind. Erstaunlich ist auch, dass der Kofferraum gegenüber dem ersten Fabia Combi um 235 Liter zugelegt hat - ohne Längenzuwachs! Der Grund ist einfach: Der Kurzkombi ist 4,6 Zentimeter höher geworden, dadurch wanderten die Sitze nach oben und weiter nach vorne. Erwachsene Fondpassagiere können die Unterschenkel entspannt strecken, während hinter ihnen noch Platz für leichtes Urlaubsgepäck bleibt.

Auch finanziell lässt der Fabia Combi genügend Spielraum: Mit mindestens 10.740 Euro kommt er dem durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreis in Deutschland von rund 8800 Euro erstaunlich nahe. Wer zwischen einem Kombi aus erster und zweiter Hand schwankt, findet im Dacia Logan MCV zwar die günstigere Alternative. Im Gegensatz zum rumänischen Billigauto wirkt der Tscheche aber weder innen noch außen wie ein Nutzfahrzeug. Trotz relativ hoher Dachlinie und der großen Frontscheibe kann sich der Fabia vom Einheitslook der Kompaktvans absetzen.

Platz gemacht

Auch das Heck passt von den Proportionen zur Limousinen-Front und sieht nicht mehr wie ein nachträglich angehängter Rucksack aus. Im Innenraum herrscht ohnehin die solide Material- und Verarbeitungsqualität höherer Fahrzeugklassen. Die Topausstattung mit zweifarbiger Armaturentafel, farblich abgesetzten Türspiegeln und reichlich Chromschmuck steht auch hinter dem Mini nicht zurück.

Skoda wie immer: rational und gut

Der Fabia Combi vermittelt schon auf den ersten Testkilometern den Eindruck eines ausgewachsenen und ausgereiften Familienautos. Abgesehen von den Pumpe-Düse-Dieseln, die erst 2010 auf Common-Rail umgestellt werden, fährt er sich leise und komfortabel. Die Federung filtert auf Holperpisten viel Ungemach, gleichzeitig ist der Combi so fahraktiv, dass man gerne auch mal auf Kurvenhatz geht.

Bleibt nur noch die Frage, wie viele Zylinder man dafür braucht? Drei sind bei Solotouren und leichteren Transportaufgaben genug, wie der 1,2-Liter-Benziner mit 51 kW (70 PS) zeigt. Das rund 12.000 Euro teure Wägelchen röhrt beim Beschleunigen wie ein Citroën 2CV, bietet im Vergleich zur Ente von einst aber viel bessere Fahrleistungen - und das Gefühl, in einem zuverlässigen Auto unterwegs zu sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: