Sicherheit im Verkehr:Es werde Licht

Der Herbst ist bei Spaziergängern weitaus beliebter als bei Autofahrern. Besonders Nebelschwaden machen die Fahrt gefährlich. Mit etwas Umsicht kann man aber auch im Nebel sicher fahren.

Von Klaus Justen

Nicht erst wenn Eis und Schnee für verschärfte Bedingungen auf der Straße sorgen, stellt Autofahren höhere Anforderungen.

Jetzt steigt mit jedem Tag das Unfallrisiko - denn mit Herbstbeginn und Ende der Sommerzeit werden die Tage immer kürzer, ein Großteil aller Fahrten muss in Dunkelheit oder zumindest in der Dämmerung absolviert werden - und oft genug in undurchdringlichem Nebel.

Dabei sind es immer wieder die gleichen Fehler, die Autofahrer machen, wenn Nebelschwaden die Sicht dramatisch verschlechtern: Sie fahren zu schnell weiter und sie halten zu wenig Abstand. Und sie vertrauen blindlings auf die Technik, wie Piloten beim Instrumentenflug.

Stichwort Nebelschlussleuchte: Im dichten Nebel ist sie eindeutig von großem Wert. Aber leider ist sie bisweilen auch ein noch größeres Ärgernis. Denn Millionen Autofahrer schalten die Leuchte schon beim kleinsten Anlass ein. Rücksichtslos gegenüber ihrem Hintermann.

Gefährliche Nebelschlussleuchte

Viele Autofahrer bringt dieser falsche, oft überflüssige Einsatz der Nebelschlussleuchte in Rage. Wer etwa im Regen hinter einem solchen Auto herfahren muss, sieht nach ein paar Kilometern rot: Die Nebelschlussleuchte strahlt 40-mal heller als ein normales Rücklicht.

Das Auge ermüdet durch derartige Blendung schnell. Gerade bei Dunkelheit, nasser Straße und den obendrein gar nicht so seltenen Mängeln an der eigenen Fahrzeugbeleuchtung bildet das ein erhebliches Sicherheitsrisiko.

Dabei ist der Einsatz der Nebelschlussleuchte klar geregelt: Sie darf nur außerhalb von Ortschaften eingeschaltet werden und wenn die Sicht durch Nebel weniger als 50 Meter beträgt. Das bedeutet: Wer die Leuchte einschaltet, darf nicht schneller als Tempo 50 fahren. Denn dieses Limit gilt, wenn die Sichtweite unter 50 Meter sinkt.

Wer also die Leuchte einschaltet und munter mit Tempo 120 weiterfährt, handelt gedanken- bis rücksichtslos. Ist die Sicht überhaupt nicht eingeschränkt, ist auch die Nebelschlussleuchte überflüssig. Ist die Nebelsuppe aber so dick, dass die Sicht tatsächlich unter 50 Meter liegt, ist ein Tempo jenseits der 50 km/h kriminell. Wer von der Polizei erwischt wird, muss sich auf ein Fahrverbot einstellen.

Bevor die Nebelschlussleuchte eingeschaltet wird, sollte die Sichtweite getestet werden. Das geht am einfachsten, indem man die Leitpfosten am Straßenrand zur Orientierung nimmt. Ihr Abstand beträgt auf der Autobahn normalerweise 50 Meter. Ist die nächste Markierung nicht mehr zu sehen, bedeutet das, wie gesagt, Tempo 50.

Angst vor dem Hintermann

Es bringt also sehr viel mehr Sicherheit, vom Gas zu gehen, anstatt bloß die Schlussleuchte einzuschalten und in den Nebel zu brettern.

Dass die Schlussleuchte bei dichtem Nebel tatsächlich ein Sicherheitsplus bringt, steht fest. Denn nach einer Studie des Reifenherstellers Uniroyal haben zwei Drittel aller Autofahrer Angst, bei Nebel auf der Autobahn von hinten überrollt zu werden. Überflüssig ist die Leuchte jedoch, wenn in der Kolonne gefahren wird und der Hintermann in konstantem Abstand fährt. Dann schürt sie nur noch Aggressionen.

Wenn man also öfter mit der Lichthupe von hinten angeblinkt wird, will der Hintermann nicht unbedingt drängeln, sondern den Vordermann auffordern, das lästige Blendmittel auszuschalten. Denn oft hat man dies nach der letzten Nebelbank vergessen, oder den Knopf aus Versehen gedrückt.

Es werde Licht

Allerdings gilt auch bei der Fahrt in der Kolonne: Ausreichend Abstand zum Vordermann muss unbedingt eingehalten werden. Denn wer sich im Nebel aus Bequemlichkeit dicht an vorausfahrende Fahrzeuge hängt, hat praktisch keine Chance mehr, wenn der erste im Pulk plötzlich bremsen muss oder gar auf ein Hindernis auffährt.

Vorsicht bei großen Wiesen und Tälern

Besonders gefährlich sind Nebelwände, mit denen man nicht gerechnet hat. Deshalb sollte man an Flüssen und Seen, großen Wiesenflächen, Tälern oder Waldgebieten vorsichtig fahren. Denn hier muss man bevorzugt mit Nebel rechnen.

Fahren im Nebel ist besonders anstrengend und verlangt hohe Konzentration. Deshalb sollte man sich möglichst wenig durch laute Musik oder Gespräche mit den anderen Passagieren ablenken lassen. Generell gilt übrigens dabei: immer am rechten Fahrbahnrand orientieren, nicht am Mittelstreifen und auch nicht an den anderen Autos.

Wer feststellt, dass er müde wird oder die Augen durch das Starren in die weiße Nebelwand brennen, sollte eine kurze Pause auf einem Rastplatz einlegen. Im dichten Nebel ist auch besondere Vorsicht bei der Fahrt über den Parkplatz angebracht, Fußgänger sind oft erst im letzten Moment zu erkennen.

Mehr Licht!

Während der Pause sollte man außerdem mit einem Lappen oder Papiertuch die Scheinwerfer und Leuchten abwischen, denn der Film aus Feuchtigkeit und Schmutz, der sich darauf niederschlägt, frisst zum Teil mehr als die Hälfte der gesamten Lichtausbeute.

Auch während der Fahrt sollten die Scheiben in regelmäßigen Abständen mit der Waschanlage gesäubert werden. Erst wenn die Scheibenwischer laufen, erkennt man, welch eine schmutzige Brühe von der Scheibe gewischt wird - das sind kostbare Meter Sichtweite.

Nicht zuletzt sollte man auch die Scheiben von innen reinigen, denn hier schlägt sich ein Schmierfilm nieder, der ebenfalls Licht schluckt. Autos von starken Rauchern sind davon besonders betroffen.

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