Scott Foil 10 im Test:Ein Rennrad, das den Wind zerschneidet

Das Rennrad Scott Foil 10.

Das Rennrad Scott Foil 10 kostet 4599 Euro.

(Foto: Scott)

Das Scott Foil 10 will mit optimierter Aerodynamik glänzen. Dafür muss der Radler einige Nachteile in Kauf nehmen. Zum Beispiel bei der Bremse.

Test von Sebastian Herrmann

Ein Leben ohne Waage? Ist möglich, aber sinnlos. Denn der Rennradkumpel zählt verlorene Pfunde mit der gleichen Leidenschaft, mit der er auch geradelte Kilometer in seinem inneren Buchhaltungssystem speichert. Jedes gesparte Gramm wird bejubelt, jedes Quäntchen Gewichtsverlust gilt als Erfolgserlebnis.

Zum Glück bezieht sich diese Form der Magersucht nicht auf den eigenen Körper, sondern richtet sich auf die Rennräder im Fuhrpark. Ein Flaschenhalter, der zehn Gramm weniger wiegt als der alte? Her damit! Ein Sattel aus Kohlefasern, der mindestens 20 Gramm einspart? Ein Must-have! Nicht jeder kann da mithalten. Wenn die Leidenschaft zur Gewichtskontrolle weniger stark ausgeprägt ist, sollte man den Wettkampf um Gramm und Milligramm einfach ignorieren.

Scott setzt auf eine optimierte Aerodynamik

Doch als kompetitiver und auch ein bisschen niederträchtiger Radl-Konkurrent könnte man mit der folgenden Wettkampf-Strategie ins Rennen um das beste Material gehen: "Ja, Gewichtsersparnis ist schon sehr wichtig", so ließe sich die Unterhaltung einleiten, "aber wie sieht es denn mit der aerodynamischen Werten des Fahrrads aus?"

Aero-Bikes sind gerade ein großes Thema im Rennradwesen. Schließlich, so rechnen viele Zweiradexperten vor, setzt ein Radler bei Tempo 50 happige 90 Prozent seiner Energie dafür ein, den Luftwiderstand zu überwinden. Der Umkehrschluss: Je kleiner die Angriffsfläche, desto weniger Kraft braucht es, um gegen den Wind zu kämpfen. Auch der Hersteller Scott segelt mit diesem Wind und bietet mit dem Modell Foil ein aerodynamisch optimiertes Rennrad an.

Das Foil 10 sieht schon im Stand schnell aus

Die Modellvariante Foil 10 (4599 Euro) - so etwas wie die Mittelklasseausstattung - sieht schon mal wahnsinnig schnell aus: Auf dem dunkel-grau-anthrazitfarbenen Rahmen knallen die Schriftzüge des Herstellers in Neon-Gelb. Auch am Sattel, am Lenkerband und den Syncros Laufrädern wird diese Farbe aufgenommen - das sieht wild und schnell und schnittig aus. Da trifft es sich gut, dass der Freilauf so laut klackert, dass sich zuverlässig viele Köpfe umdrehen, wenn der sendungsbewusste Rennradler anrollt.

Das Rad fällt auf, akustisch und optisch. Den aerodynamischen Nutzen muss man hingegen erklären. Die Rohre des Rahmens, die Gabel, die Sattelstange und auch Vorbau und Lenker sind derart geformt, dass die Luft mit etwas reduziertem Widerstand daran vorbei zieht. Für diesen Vorteil nimmt der Radler in Kauf, dass die Schrauberei an diesem Rad fummeliger ist als sonst. Um die Höhe des Sattels zu verändern - was zugegebenermaßen selten passiert -, muss er zunächst eine Abdeckung am Oberrohr des Rahmens öffnen, um an die relevante Schraube zu gelangen. Aber bestimmt verhindert diese Konstruktion ganz fiese, kräftezehrende Verwirbelungen, behauptet jedenfalls der Hersteller. Wirklich? Man weiß es nicht.

Die Mankos der Bremse

Gewöhnungsbedürftig ist die Position der hinteren Bremse: Wie bei den allermeisten Aero-Rennern sitzt diese nicht an den Sitzstreben, sondern an den Kettenstreben direkt hinter dem Tretlager. Bremsbeläge zu wechseln ist dadurch komplizierter als an gängig positionierten Bremsen. Außerdem sammelt sich dort unten mehr Straßendreck und es fühlt sich ein so an, als leide auch die Bremswirkung ein bisschen darunter.

Egal, das Scott Foil 10 fährt sich fantastisch, die elektronische Shimano Di2 Ultegra schaltet geschmeidig durch die Gänge und sämtliche Züge liegen verborgen im Rahmen.

Was bringt die Aerodynamik wirklich?

Eine feine Sache, das sollte den Rennradkumpel und Gewichtsfetischisten doch ein wenig ins Wanken bringen. "Also, wie sieht es aus mit der Aerodynamik?" Nun, die Unterhaltung hat so niemals stattgefunden, diese Art des Wettbewerbs wäre auch zu albern. Doch die Antwort würde wahrscheinlich so ausfallen: "Ach geh, mit dem Rahmen sparst du im Idealfall höchstens zehn bis 15 Watt ein. Ein aerodynamischer Helm bringt genauso viel - und der größte Luftwiderstand rührt eh von deinem Körper her."

Stimmt. Aber dann könnte man auch sagen: Superleichte Flaschenhalter schön und gut, aber am schwersten ist immer noch der Mensch auf dem Rad. Wie wäre es, da Gewicht einzusparen? Stimmt auch.

Aber Rennradler sind - wie alle anderen Menschen, die von einer Leidenschaft getrieben sind - keine rationalen Wesen. Insofern ergeht folgendes Urteil: Am Ende kommt es darauf an, ob ein Rad geil aussieht und sich gut anfühlt. Und das passt beides beim Scott Foil 10.

Hinweis der Redaktion: Das vorgestellte Produkt wurde der Redaktion vom Hersteller zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt.

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