BMW Gran Tourer:Familie hat ihren Preis

Der Volks-Bayer: BMW Gran Tourer

Bis zu sieben Personen passen in den BMW Gran Tourer.

(Foto: SOM)
  • Der Zweier Active Tourer Minivan von BWM wurde im ersten halben Jahr über 33 000 Mal verkauft. Das Modell übertraf die Erwartungen. Jetzt soll der Gran Tourer mit noch mehr Platz weitere Kunden anlocken.
  • Dieser ist elf Zentimeter länger und fünf Zentimeter breiter, bis zu sieben Personen finden in ihm Platz.
  • Billig ist das nicht: Extras und Sicherheitssysteme treiben den Preis schnell auf über 50 000 Euro.

Von Michael Specht

"Auch Väter sind Männer", sagt Peter Krist. Der Projektleiter des Zweier Gran Tourer widerspricht damit Kritikern, ein Van würde nicht so recht zum Dynamik-Image von BMW passen. Dass er damit richtigliegt, zeigt der erfolgreiche Start des kürzeren Bruders: Der Zweier Active Tourer wurde im ersten halben Jahr bereits über 33 000 Mal verkauft. Das Modell übertraf die Erwartungen - und lockte neue Käufer zur Marke. "75 Prozent der Kunden haben zuvor keinen BMW gefahren", sagt Peter Henrich vom Produktmanagement, und prognostiziert diese Eroberungsrate auch für den größeren Van - mindestens. Der Gran Tourer ist 21 Zentimeter länger als der Active Tourer. Elf davon entfallen auf den Radstand, kommen also dem Sitzkomfort im Fond zugute. Auch in der Höhe (plus fünf Zentimeter) wuchs der Familientransporter. Dadurch leiden zwar die sportlichen Proportionen, die man dem kürzeren Allrounder durchaus noch attestieren konnte. Doch der Gewinn an Raum und Funktionalität hatte eindeutige Priorität.

Die Zielgruppe heißt "Familie mit zwei und mehr Kindern" - hier kann der Gran Tourer seine Trümpfe ausspielen. Für 790 Euro mehr rollt er mit einer dritten Sitzreihe an. Sie ist bündig unter dem Ladeboden versenkt und macht den Van zum Siebensitzer. "Kein anderer Premiumhersteller bietet das", sagt Produktmanager Henrich. Einschränkung: Nur Kinder können in Reihe drei halbwegs bequem sitzen. Deutlich großzügiger sind Personen in der zweiten Sitzreihe untergebracht. Erst recht dann, wenn diese in voller Länge um 13 Zentimeter nach hinten geschoben wird.

Bis zu 1905 Liter Stauraum

Serienmäßig lassen sich die drei Lehnen der mittleren Reihe in der Aufteilung 40:20:40 per elektrischer Fernentriegelung vom Kofferraum aus in die Waagerechte klappen. Der Gran Tourer wäre jetzt fit für den Besuch im Möbelhaus. Bis zu 1905 Liter sollen laut BMW hineinpassen. Dies entspricht dem Ladevolumen eines Oberklassekombis. Lange Gegenstände bis 2,60 Meter schluckt der Gran Tourer, wenn die Beifahrerlehne (Aufpreis: 150 Euro) umgelegt wird. Und wer für weitere 750 Euro das sogenannte Convenience Paket ordert, kann ganz bequem per Fußschwenk unter der Stoßstange die Heckklappe öffnen und schließen - und die Einkaufstüten im Arm behalten.

Auch über vermeintlich unwichtige Dinge haben sich die Münchner Entwickler Gedanken gemacht. Weiß man normalerweise nach dem Umklappen der Sitze nicht wohin mit der sperrigen Gepäckraumabdeckung, findet sie nun exakt in einem Fach unter dem Ladeboden Platz. Ebenso top: die Befestigung von Kindersitzen. Drei passen in die mittlere (die äußeren per Isofix), zwei in die hinterste Reihe, und ein sechster auf den Beifahrersitz.

Der Innenraum des BMW Gran Tourer

Die dritte Sitzreihe kostet 900 Euro Aufpreis.

(Foto: STG)

Kinder sind ein teures Vergnügen, auch beim Kauf des Siebensitzers

Zur Markteinführung im Juni kommt der Zweier Gran Tourer als Benziner in den Versionen 218i mit 136 PS und 220i mit 192 PS. Gut einen Monat später soll der 216i folgen, dessen Dreizylinder-Motor 102 PS leistet. Bei den Dieselaggregaten geht es zunächst mit dem 216d (Dreizylinder mit 116 PS) los. Die ebenfalls neuen Vierzylinder 218d und 220d leisten 150 und 190 PS. Letzteren gibt es auch mit Allradantrieb (xDrive), den Produktmann Peter Henrich als "weiteres Alleinstellungsmerkmal" im Premiumsegment bezeichnet. Im Juli soll dann als neuer Einstiegsdiesel der 214d folgen, der mit 95 PS kein Dynamikwunder sein dürfte.

Deutlich besser ist man als BMW-Fan mit dem 220d bedient, der mit seinen 400 Newtonmeter Drehmoment souveränes Fahren erlaubt und schon aus niedrigen Drehzahlen munter zur Sache geht. Für zusätzliche Entspannung sorgt natürlich die Achtgangautomatik, mit der das Testfahrzeug ausgestattet war. Wermutstropfen: Es schlägt mit 2100 Euro extra zu Buche. Überhaupt: die Aufpreisgestaltung. Der Einstieg in die Van-Welt von BMW ist alles andere als günstig. Viele Dinge - selbst ein Aschenbecher mit Zigarettenanzünder - müssen gesondert bezahlt werden.

Schon der 216i kostet in der Basis 26 950 Euro, womit der Gran Tourer 1250 Euro teurer ist als der Active Tourer. Ausstattungsbereinigt sollen es laut BMW-Mann Henrich aber nur rund 900 Euro sein, weil die verschiebbare Sitzreihe nun serienmäßig an Bord ist und es ein paar Ablagefächer mehr gibt. Für den von uns gefahrenen 220d xDrive müssen mindestens 40 200 Euro überwiesen werden. Erwähnte Extras wie die dritte Sitzreihe und die elektrische Heckklappe sowie weitere Annehmlichkeiten (Navigation, Sitzheizung, Parksensoren, Assistenzsysteme oder eine edlere Innenausstattung) treiben den Preis auf über 50 000 Euro. Väter haben es auch in dieser Beziehung alles andere als leicht.

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