Schon gefahren:Der Duft der Katze

Schon gefahren: Stattlich: Der Jaguar XF kommt in seinen Maßen einer Oberklasselimousine schon recht nah.

Stattlich: Der Jaguar XF kommt in seinen Maßen einer Oberklasselimousine schon recht nah.

Britische Zurückhaltung? Nicht beim Jaguar XF. Die elegante Limousine ist vor allem mit dem großen Diesel eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die deutschen Premiummodelle, wie etwa die Mercedes E-Klasse.

Von Felix Reek

Der erste Eindruck steigt in die Nase. Wie ein markantes Herrenparfüm. Dezent, aber doch präsent. Der Jaguar XF riecht nicht nach schnöder Ledergarnitur wie andere teure Neuwagen. Eher wie ein englisches Landhaus: offener Kamin, ein Glas alter Whisky in der Rechten. Ist irgendwo ein Duftspender versteckt? In China ordert man Limousinen gerne so, des Smogs wegen. Nichts zu entdecken. Egal, ob eingebildet oder nicht: Der Jaguar macht Eindruck, und das erwartet man von ihm.

Wie er riecht, so sieht der Innenraum des XF aus. Hier ist nach dem großen Designbruch 2008 alles modernisiert worden, aber auf eine traditionelle Art. Und das ist positiv gemeint. Während die Cockpits anderer Hersteller immer mehr an eine Mischung aus Büro und Lounge erinnern, erstreckt sich im Briten kein überdimensionales Touch-Display über fast die gesamte Fahrzeugbreite. Die interaktiven Smartphone-Elemente bleiben dort, wo sie hingehören: im Radioschacht. Der Fahrer blickt auf klassische Rundinstrumente. So wie es der eigene Vater schon tat.

Ein bisschen verschroben ist der Wahlhebel der Automatik. Beim Einsteigen fährt ein kleiner Zylinder aus der Mittelkonsole. Wird der auf "D" gedreht, kann es losgehen. Das Motorengeräusch ist kaum zu hören. Im Testwagen arbeitet ein Dreiliter-Diesel. Das mag ein Affront sein für alle, die die englische Marke vor allem mit mächtigen Benzinern in Verbindung bringen. Doch wer im Flottengeschäft mitspielen möchte, muss potente Selbstzünder im Angebot haben.

Exzellent ist das Aggregat allemal, drehmomentstark und kultiviert. Und mit 300 PS sicher nicht schwachbrüstig. Die Leistung ist sofort spürbar. Selbst in der Fahrstufe Normal reagiert der XF bissig. Die Gänge der Achtgangautomatik wechseln dezent, das Auto klebt auch in Kurven am Asphalt und beschleunigt beeindruckend. An die geschmeidigen Reiselimousinen, die Jaguar in den vergangenen Jahrzehnten baute, erinnert das nur wenig. Sportlichkeit heißt die Maxime. Das zeigt sich auch beim Fahrwerk. Selbst die Konkurrenz von BMW und Audi wirkt brav und weichgespült dagegen. Im Jaguar spüren die Insassen jede Unebenheit im Straßenbelag. Geht der Fahrer ungestüm zur Sache, drehen die Reifen durch und es kommt Bewegung ins Heck. Ob das zur Marke passt? Ansichtssache.

Insgesamt fühlt sich die Limousine kompakter an, als sie ist. Mit knapp fünf Metern Länge und 1,90 Meter Breite bewegt sich der XF am Rande der Oberklasse. Damit die Größe kein Malus wird, helfen Kameras rundum, die Abstände zum Vordermann oder Bordstein einzuhalten.

Kein Premium-Modell kommt heute mehr ohne verstellbares Fahrwerk aus. Beim Jaguar XF stehen die Fahrstufen Normal, Eco, Dynamic und Winter zur Wahl. Das System passt Lenkung, Gasannahme und Schaltpunkte entsprechend an. Der Öko-Modus hilft Sprit zu sparen und ist eher behäbig, Normal sorgt schon für ordentlich Druck auf der Straße. Noch rasanter wird es unter Dynamic. Der Diesel macht nun etwas mehr von sich reden, knurrt unternehmungslustig und schafft es in 6,4 Sekunden von null auf 100 km/h. Wer will, lässt zum Fahrstufenwechsel die Hände am Lenkrad und nutzt die Schaltpaddel. Winter bringt den XF ohne durchdrehende Räder durch Eis und Schnee.

Trotz dieser sportlichen Ambitionen ist der XF aber vor allem ein Langstreckenauto. Den passenden Fahrmodus vorausgesetzt, brilliert die Limousine auf der Autobahn geradezu. Zwar geht es im Fond etwas beengter zu, dafür thronen Fahrer und Beifahrer entspannt auf bequemen Sesseln wie im englischen Landhaus. Draußen rauscht der Wind, drinnen ist man umgeben von diesem besonderen Aroma. Nur auf den Whisky muss man verzichten.

Hinweis der Redaktion: Ein Teil der im "Mobilen Leben" vorgestellten Produkte wurde der Redaktion von den Herstellern zu Testzwecken zur Verfügung gestellt und/oder auf Reisen präsentiert, zu denen Journalisten eingeladen wurden.

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