Sauber durch den Winter:Waschen, bürsten, föhnen bitte

Standard-Programme in Waschstraßen reichen in der Regel für neuen Glanz des Autolacks - aber ohne Vorwäsche drohen Kratzer im Lack.

Von Klaus Justen

Eigentlich könnte man in diesen Wochen jeden zweiten Tag die nächste Waschanlage ansteuern - ein Film aus Salz und Schmutz legt sich unweigerlich übers Auto, was nicht nur unschön aussieht und beim Ein- oder Aussteigen für verdreckte Mäntel und Jacken sorgt.

Vor allem: Hat die Schmutzschicht Wochen oder gar Monate Zeit sich festzusetzen und den Lack anzugreifen, schmälert das den Wert des Autos. Und der schwarze Abrieb der Bremsbeläge legt sich derart hartnäckig auf die Felgen, dass mit normalen Mitteln bald nichts mehr zu machen ist.

Weil Handwäschen mühsam und zudem in vielen Gemeinden verboten sind, bleibt nur eine Waschstraße. Allerdings: Die vielen Programme sind verwirrend, die Preise für Komplett-Wäschen liegen zum Teil deutlich über zehn Euro. Was braucht man, was nicht?

Was braucht man, was nicht?

Komplettprogramme mit Schaumwäsche und der Reinigung des Unterbodens nutzen vor allem der Tankstellenkasse. Wer sein Auto regelmäßig pflegen lässt, fährt mit dem Standardprogramm "Waschen, Trocknen" am besten. Während solche Standardprogramme je nach Region und Konkurrenzsituation vier bis sechs Euro kosten, liegen die umfangreicheren Waschprogramme bei 9,90 oder 12,90 Euro. Also: lieber öfter eine einfache Wäsche machen lassen, dafür an den teuren Programmen sparen.

Nicht gespart werden sollte aber an der Vorwäsche. Die müssen Autobesitzer bei vielen Waschanlagen per Dampfstrahler selbst machen; immer häufiger gehört die Vorreinigung aber bereits zum Service. Roland Ackermann von der Dekra Umwelt GmbH: "Das Reinigungsergebnis steht und fällt mit der Vorwäsche." Denn nur so wird der auf dem Lack festsitzende Schmutz mit Schaum, viel Wasser oder Dampfstrahler eingeweicht - das Risiko, sich später Schlieren oder gar Kratzer im Lack einzufangen, sinkt deutlich.

Waschen, bürsten, föhnen bitte

Allerdings muss man darauf achten, dass die Vorwasch-Lösung nicht schon angetrocknet ist, wenn die eigentliche Wäsche beginnt. Denn, so Ackermann: "Ist die Lösung sehr alkalisch, kann sie beim Antrocknen aggressiv werden." Die Folge: Der Lack wird stumpf, es entstehen Flecken.

Zweifelhafte Unterbodenwäsche

Die kostentreibende Unterbodenwäsche hingegen nutzt in der Regel nur wenig. "Die Düsen sind in vielen Waschanlagen verstopft, das Reinigungsergebnis ist eher bescheiden", weiß der Dekra-Mann. Dazu kommt, dass jeder Fahrzeugunterboden anders geformt ist und die Düsen die unterschiedlichen Ecken und Winkel kaum erreichen. Billiger ist es, bei der Vorwäsche mit dem Hochdruck-Reiniger unter das Auto zu zielen. Das Personal, das in Waschstraßen normalerweise die Vorwäsche erledigt, tut dies sicher gern, wenn man darum bittet.

Gibt es Anlagen, die prinzipiell besser sind als andere? Die Fachleute unterscheiden zwischen Portalwaschanlagen, die das Auto nach der Wäsche im Rückwärtsgang wieder verlässt, und solchen Waschstraßen, durch die das Auto von der Vorwäsche bis zur Trocknung gezogen wird. Und: Sind Borsten besser, Textilstreifen, Mikrofasertücher oder die neueste Entwicklung, aufgeschäumter Kunststoff, den man gemeinhin Moosgummi nennt?

Waschen, bürsten, föhnen bitte

Die Chemie muss stimmen. Die Mechanik auch.

Ackermann: "Jeder Typ kann prinzipiell eine gute Reinigungsleistung bringen. Es kommt allerdings darauf an, dass die Mechanik der Anlage und die chemischen Eigenschaften der eingesetzten Mittel optimal aufeinander abgestimmt sind." Die Waschzusätze müssen also exakt dosiert sein, der Anpressdruck der Bürsten darf nicht zu hoch sein.

Einen prüfenden Blick auf die Qualität kann jeder Autofahrer selbst riskieren. "Schauen Sie, ob die Fahrzeuge sauber und möglichst trocken herauskommen, ob die Anlage einen gepflegten Eindruck macht und die Vorwäsche mit Dampfstrahler oder von Hand angeboten wird", rät Roland Ackermann. Die Borsten der Waschwalzen müssen am Ende ausgefranst sein, also so genannten Spliss zeigen - sonst wirken sie wie kleine Peitschen und beschädigen den Lack. Und sorgen textile Materialien für Sauberkeit, müssen sie richtig nass sein - sonst wirken sie wie Schmirgelpapier.

Allerdings reinigen Textilien im Prinzip nicht so gründlich wie Borsten, da sie mit geringerem Anpressdruck arbeiten. Die Vorwäsche sollte man sich bei ihnen also ebenso wenig sparen wie bei den Bürstenanlagen, wo die Vorwäsche eher der Lackschonung dient.

Wachs hineinreiben

Was bringen Waschprogramme mit Heißwachs? Roland Ackermann steht diesem teuren Spaß weniger ablehnend gegenüber als andere Experten. Allerdings müsse das teure Vergnügen nicht bei jeder Wäsche sein - die Konservierung mit Wachs sei zwar sinnvoll, aber nur zwei- bis dreimal im Jahr notwendig.

Außerdem kommt es auch hier wie so oft auf die eingesetzte Technik an. Wird das Heißwachs nur aufgesprüht, ist es bei Regen schnell wieder abgewaschen - ein teuer bezahlter Kurzzeit-Effekt, den man sich sparen kann. Wird das Heißwachs aber mit Hilfe der Bürsten auf den Lack aufgetragen, hält es fast so dauerhaft wie die mühsam von Hand aufgebrachte Konservierung.

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