Robo-Auto:Bis Shanghai ohne Fahrer

Vier kleine, orangefarbene Transporter der Marke Piaggio sollen als Roboter-Autos von Rom über Moskau und durch die Wüste Gobi nach Shanghai fahren. Weitgehend ohne Fahrer, nur unter Kontrolle von Rechnern.

Christopher Schrader

9 Bilder

-

Quelle: ap

1 / 9

Vier kleine, orangefarbene Transporter der Marke Piaggio sollen als Roboter-Autos von Rom über Moskau und durch die Wüste Gobi nach Shanghai fahren - eine 13.000 Kilometer lange Strecke, weitgehend ohne Fahrer, nur unter der Kontrolle von Rechnern.

Bevor am 31. Oktober die Weltausstellung endet, möchte Alberto Broggi noch nach Shanghai. Der Informatiker von der Universität Parma will jedoch nicht nach China fliegen, sondern fahren. Oder genauer: Er möchte sich fahren lassen, und zwar von einer seiner Kreationen.

Vier kleine, orangefarbene Transporter der Marke Piaggio hat Broggis Forschungsgruppe für Computer-Vision zu autonomen Robotern umgebaut. Sie sollen die 13.000 Kilometer von Rom über Moskau und durch die Wüste Gobi nach Shanghai weitgehend ohne Fahrer, unter Kontrolle von Rechnern zurücklegen.

Heute gibt der italienische Außenminister Franco Frattini den offiziellen Startschuss für die Expedition.

-

Quelle: ap

2 / 9

"Unsere Idee war, einige italienische Waren zur Weltausstellung zu bringen", sagt Broggi mit einem Augenzwinkern. "Und zwar möglichst ohne menschliches Zutun und ohne fossile Kraftstoffe zu verbrennen."

Das Automodell, auf dem die vier Roboter mit den Namen P1 bis P4 basieren, hat ab Werk einen Elektroantrieb, der bei einem Reisetempo von 50 Kilometern pro Stunde eine Reichweite von etwa 100 Kilometern erlaubt. Danach müssen die Wagen acht Stunden an die Steckdose. Das Team hofft, täglich zweimal zwei Stunden fahren zu können.

Team TerraMax test their Oshkosh truck before DARPA 2005 Grand Challenge in Primm

Quelle: rtr

3 / 9

Broggi hat viel Erfahrung mit Roboterautos. Als vor einigen Jahren die amerikanische Forschungsagentur Darpa im Auftrag des Pentagon drei Wettrennen für autonome Fahrzeuge in Nevada und Kalifornien ausrichtete, war der Informatiker aus Parma im Team Terramax für die Sensorik zuständig.

Die Gruppe hatte 2005 einen Militärlastwagen mit Sechs-Rad-Antrieb und -Lenkung zum autonomen Roboter ausgerüstet und auf einen Wüstenkurs von 200 Kilometern geschickt, den der 16-Tonner (Bild) erfolgreich bewältigte.

Wettrennen von 15 fahrerlosen Roboterwagen

Quelle: dpa

4 / 9

Beim Rennen mit simuliertem Stadtverkehr auf einer ehemaligen Luftwaffenbasis zwei Jahre später versuchte ein Laster des Teams jedoch, in der Säulenhalle eines Einkaufszentrums zu parken - und wurde disqualifiziert.

-

Quelle: ap

5 / 9

Die Piaggios sind sozusagen Terramax' Enkel; sie tragen die Gene der Militärlaster in eine neue Generation. Broggis Team hat wie bei den Darpa-Rennen auf dem Dach und an der vorderen Stoßstange der Kleinwagen vier Laserscanner und fünf Kameras montiert, deren Daten zwei Computer im Wageninneren auswerten.

-

Quelle: ap

6 / 9

Sie erkennen die Fahrspuren auf der Straße, Buckel, Schlaglöcher und andere Hindernisse, kreuzende Fußgänger und Autos und planen ihren Kurs anhand der aktuellen Verkehrslage.

Ein dritter Computer übernimmt Gas, Bremse und Lenkung. Die ganze Elektronik wird von einem Solarmodul auf dem Dach versorgt.

-

Quelle: ap

7 / 9

Anders als Großvater Terramax können die Elektroautos aber nicht vollkommen autonom fahren. Weil sie sich im regulären Straßenverkehr bewegen, muss immer ein Mensch am Steuer sitzen, der eingreifen kann.

Außerdem plant Broggis Team, die Autos in Paaren loszuschicken. Im vorderen Roboter trifft der Fahrer alle Entscheidungen, etwa beim Abbiegen auf einer verkehrsreichen Kreuzung. "Nur irgendwo auf menschenleeren Straßen in Sibirien oder Kasachstan werden wir den vorderen Wagen autonom fahren lassen", sagt Broggi. "Und nur dort, wo wir gute Karten haben."

-

Quelle: ap

8 / 9

Der zweite Roboter folgt dem ersten dagegen so autonom wie möglich, entweder auf Sicht oder anhand von GPS-Koordinaten, die ihm das Leitfahrzeug zufunkt. Die letzte Entscheidung über seine Fahrt trifft das hintere Fahrzeug anhand der Daten seiner Sensoren - wenn nicht auch dort ein Mensch eingreift.

Die Roboterpaare sollen sich außerdem abwechseln, zwei von ihnen werden jeweils in den Lastwagen des Begleittrosses, zu dem auch vier Wohnmobile gehören, zur nächsten Etappe gefahren.

-

Quelle: ap

9 / 9

In In Shanghai angekommen, sollen die Roboter zu Stars im italienischen Pavillon werden. Broggi weiß allerdings noch nicht, wie viele der Autos er durchbringt.

"Es ist ein Test, keine Demonstration einer schon ausgereiften Technik", sagt er.

© sueddeutsche.de/gf
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: