Riesen-SUV Mercedes GL:"Etwas machohaft im Auftritt"

Für Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener ist die neue Generation der großen SUV einfach nur Macho. Mit kantiger Optik und riesigen Abmessungen ist der GL in seinem Produktionsland USA bereits das meistverkaufte SUV in seiner Größe. Die wichtigsten Veränderungen der Neuauflage sind deshalb im Innenraum zu finden.

Michael Specht

Für Amerikaner können Sport Utility Vehicles (SUV) kaum groß genug sein. Das freut besonders Mercedes.Die GL-Klasse, gebaut seit 2006 in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama, ist Marktführer im Fullsize-Premiumsegment und schlägt Konkurrenten wie Cadillac Escalade und Lincoln Navigator deutlich. Mehr als 27.000 GL setzte Daimler vergangenes Jahr ab. Dass der GL bei uns eine eher untergeordnete Rolle spielt - 2011 wurden nur rund 2500 Stück verkauft - mag weniger am Preis als an seiner Größe liegen. Der siebensitzige und 2,5 Tonnen schwere Brocken misst mehr als fünf Meter, ist zwei Meter breit und 1,85 Meter hoch. Innenstädte und Parkhäuser zählen somit nicht zu den Lieblingsrevieren des mächtigen Mercedes.

Themendienst Auto: Mercedes GL-Klasse

Der größte Gelaendewagen im Mercedes-Programm, der GL, geht in die nächste Modellgeneration.

(Foto: dapd)

Viel anders dürfte es auch der Neuauflage der GL-Klasse nicht ergehen, die am 23. November zum Händler rollt. Selbst wenn die Entwickler ihr erstmals eine gut funktionierende 360-Grad-Kamera spendiert haben, mit der sich genau rangieren lässt. Bei den Abmessungen blieb man sich treu: 5,12 Meter. Beim Design ebenfalls. Die Kunden wollen Kante und Charakter und keine große Veränderung. Ein GL muss wie ein GL aussehen, "etwas machohaft im Auftritt", wie Chefdesigner Gorden Wagener es salopp formuliert.

Den stilistisch größeren Sprung macht der neue GL im Innenraum. Der für das Segment doch recht triste Innenraum des Vorgängers ist passé. Nun heißt es: höchster Luxus, feinste Materialien, handwerkliche beste Verarbeitung. Offenporige Esche oder poliertes Eukalyptusholz machen sich gut neben Metalleinfassungen und ledergenarbter Armaturentafel. S-Klasse-Niveau. Hinzu kommt ein üppiges Platzangebot auf allen Sitzen. Davon ausgenommen ist nicht einmal Reihe drei, die sich ruck, zuck im Laderaum versenken lässt. In fünfsitziger Konfiguration bietet der GL 680 Liter Stauvolumen im Kofferraum, sind alle sieben Plätze belegt, bleiben immer noch 295 Liter. Und liegt alles flach, schlägt der GL mit 2300 Litern Stauraum sogar locker das T-Modell der Mercedes E-Klasse.

Typisch Mercedes: viel Komfort

Auch beim Fahrkomfort will Mercedes mit dem GL die Konkurrenz auf Distanz halten. Serienmäßig ist jetzt eine Luftfederung (Airmatic) an Bord. Zudem betrieb man einen hohen Aufwand bei der Geräuschdämmung. Mit Erfolg. Weder Wind-, Abroll- noch Antriebsgeräusch dringen zu den Insassen vor. Man glaubt mit dem Luxus-SUV förmlich über der Straße zu schweben. Daran nicht ganz unbeteiligt sind die leisen Motoren, Diesel wie Benziner. Zum Marktstart stehen drei Modelle zur Auswahl. Auf der Benzinseite sind dies der GL500 mit einem 4,7 Liter großen V8-Benziner und 435 PS sowie erstmals eine AMG-Variante (GL63 mit 557 PS).

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Der Innenraum einer Mercedes-Benz GL-Klasse ist riesig.

(Foto: dapd)

In Deutschland werden allerdings neun von zehn Kunden der Vernunft folgend zum Diesel GL350 Bluetec greifen, den auch wir für eine erste Testfahrt auswählten. Der überarbeitete Sechszylinder-Selbstzünder leistet 258 PS und liefert bereits bei 1600/min sein höchstes Drehmoment von 620 Newtonmetern. Mehr als genug für eine wunderbar entspannte Fahrweise. Zudem verspricht Baureihen-Chef Andreas Zygan einen Normverbrauch von 7,4 Liter, 20 Prozent weniger als zuvor. "Unsere 192 Gramm CO2 sind ein Klassenbestwert."

Das gilt auch für den Preis. Der Diesel startet bei 72.471 Euro. Der GL500 kostet 94 605 und die AMG-Variante immerhin 130 305 Euro. Dass es dabei freilich nie bleibt, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die 46 Seiten dicke Preisliste. Zugutehalten muss man dem Stuttgarter Fahrzeugbauer allerdings, den GL schon von Haus aus opulent ausgestattet und in der Summe ein äußerst vielseitiges Auto auf die Räder gestellt zu haben. Komfortabel und sicher wie eine Luxuslimousine, Platz wie in einem Van, vielseitig wie ein großer Kombi und fähig, sich in bester Offroad-Manier auch abseits des Asphalts seinen Weg zu suchen.

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