Rettungskarte im Auto:Hilfe für Helfer

Eine neue Rettungskarte weist auf die Gefahren durch Hochspannung in Hybridfahrzeugen hin - lebensgefährliche Kurzschlüsse drohen, gerade nach Unfällen.

Joachim Becker

Batterien bleiben die Pannenursache Nummer eins. Allein die Straßenwacht Bayern musste im vergangenen Jahr mehr als 900.000 Mal Starthilfe leisten. Als besonders störanfällig erwiesen sich auch Zündanlagen, Generatoren und Autoanlasser.

Mobiles Leben

Hilfe für Helfer: Auf der neuen Rettungskarte, die über den ADAC zu bekommen ist, wird auf die Gefahren durch Hochspannung in Hybridfahrzeugen hingewiesen. Kurzschlüsse drohen.

(Foto: ADAC)

Lange, kalte Winter machen dem Stromspeicher und der Elektrik besonders zu schaffen. Stromführende Komponenten bleiben eine Dauerbaustelle, das dürfte sich mit der zunehmenden Elektrifizierung des Antriebsstrangs nicht ändern - im Gegenteil.

Die steigende Zahl von Hybridautos stellt nicht nur Pannenhelfer vor erhebliche Probleme. Auch Rettungskräfte und Werkstätten bereiten sich derzeit auf den Einsatz in der Nähe von Hochspannungsleitungen vor.

In den komplexen Hybridantrieben, die einen konventionellen Verbrennungsmotor mit einer E-Maschine koppeln, leiten massive Kupferkabel 400 Volt oder mehr durch das Auto. Zum Vergleich: Aus einer normalen Steckdose kommen 230 Volt.

"Statt der üblichen zwölf oder 24 Volt treten Spannungen auf, die lebensgefährlich sind", warnt ADAC-Experte und Hochvolttechniker Stefan Schnitzler. Hobbybastler sollten von Hybrid- und Elektroautos daher die Finger lassen.

Wer sich ohne Ausbildung an einem Hochvoltsystem zu schaffen macht, schaltet sich unter Umständen als Widerstand in den Stromkreislauf ein. Der elektrische Strom durchfließt dann blitzschnell den Körper.

Die erste Unfälle gab es schon

Muskelkrämpfe, Verbrennungen und Herzflimmern bis zum -stillstand können die Folge sein. Bei Kurzschlüssen des Kers-Systems in der Formel1 ist es bereits zu gefährlichen Stromschlägen für Mechaniker gekommen.

"Deshalb dürfen an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen selbst Instandhaltungsarbeiten wie ein Ölwechsel nur von geschulten Personen ausgeführt werden", so Schnitzler. Die ADAC-Straßenwachtfahrer wurden extra geschult, damit sie das System im Bedarfsfall in einen spannungsfreien Zustand versetzen und sicher arbeiten können.

Auch nach einem Unfall kann es für die Retter durch Stromschläge gefährlich werden. Wenn sie das verformte Auto aufschneiden müssen, besteht die Gefahr, stromführende Leitungen zu durchtrennen. Der ADAC empfiehlt grundsätzlich allen Autofahrern, eine Rettungskarte unter der Sonnenblende auf der Fahrerseite mitzuführen.

"In Hybrid- und Elektroautos ist sie sogar unentbehrlich, da sie Rettungskräften und Helfern schematisch aufzeigt, wo sich Hochspannungskabel und andere stromführende Teile befinden", betont Manfred Resch, Vorstand für Technik des ADAC Südbayern. Auch für die Unfallopfer selbst kann das Datenblatt daher lebensrettend sein.

Inzwischen bieten alle Hersteller eine Rettungskarte im DIN-A4-Format an. Unter www.adac.de/rettungskarte können die Datenblätter heruntergeladen und ausgedruckt werden. Ein Aufkleber auf der Windschutzscheibe, der kostenlos in allen ADAC Service Centern erhältlich ist, signalisiert, dass das Fahrzeug damit ausgerüstet ist.

Fahrer von Hybridfahrzeugen sollten zudem einen handelsüblichen Hinweisaufkleber "Vorsicht Hochspannung!" gut sichtbar an der Karosserie oder an den Seitenscheiben anbringen.

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