Rennspiele & Realität:Heute schon gerast?

Die Auswirkungen von Renn-Computerspielen sind klar, so eine Studie von Münchner Wissenschaftlern: Wer oft virtuell rast, fährt auch im echten Verkehr aggressiver und geht mehr Risiken ein.

Günther Fischer

Der intensive Konsum von Video-Rennspielen hat Einfluss auf das Erleben von Risiko und auch auf das Risikoverhalten von jungen erwachsenen Autofahrern im Straßenverkehr. Zu diesem Gesamtergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie von Psychologen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Allianz Zentrums für Technik (AZT).

Sega Autorennen PC Playstation

Ohne Crash kein Spaß. Aber aggressive Computer-Rennspiele können zu riskantem Verhalten im Straßenverkehr führen. Screenshot aus: "Full Auto 2"

(Foto: Foto: Sega)

Bei den Spielen handelt es sich um so genanntes Streetracing, also Autorennen, die in Kombination mit Straßenverkehr inszeniert sind. Nach dem Zufallsprinzip wurden 198 erwachsene Probanden ausgewählt. Abgefragt wurde zum einen der Konsum von Rennspielen - wie oft, wie lange, wie viel verschiedene Spiele -, die Einstellung zu riskantem Verhalten im Straßenverkehr, Zahl der Unfälle, Bußgelder und Motorleistung.

Massive Verletzung von Verkehrsvorschriften

Zum anderen baten die Forscher an Sonys Playstation, um sich mit eher typischen Renn- oder harmlosen Jump'n'Run-Spielen zu vergnügen. Das Ergebnis, so die Autoren der Studie, ist eindeutig: Je intensiver solche Rennspiele konsumiert werden, desto häufiger berichteten die Probanden auch von sicherheitsverletzendem Verhalten im Straßenverkehr. Diejenigen aber, die eher neutrale Spiele bevorzugten, neigten auch im Straßenverkehr zu eher vorsichtigerem Fahren.

Einer der Gründe dafür liege darin, so die Autoren der Studie, dass die Spieler in diesen Racing-Games "die Verkehrsvorschriften massiv verletzen, das heißt zum Beispiel auf dem Gehsteig und mit Höchstgeschwindigkeit fahren oder gar andere rammen müssen, wenn sie gewinnen wollen." Diese erhöhte und affektive Erregungszustand bliebe dann eine Weile erhalten.

Heute schon gerast?

Dass aggressive Rennspiele entsprechend risikobehaftete Gedanken auslösen und Spieler innerlich in Wallung bringen können, scheint also logisch. Dennoch legen die Forscher Wert auf die Feststellung, dass nicht eine allgemeine Aggression der Auslöser für verkehrsverletzendes Verhalten ist, sondern der spezifische Spiele-Inhalt und -Charakter des Streetracing-Games.

Frühes Spiel - spätes Risiko

Aber sie warnen auch: Gerade weil viele Kinder mit diesen Spielen ab einem Alter von 10 Jahren beginnen (was eine frühere Untersuchung von Jörg Kubitzki zeigte), sind die Forscher überzeugt, dass diese Rennspiele eine risikobereitere Einstellung fördern, die dann in einem direkten Zusammenhang mit einem unsicheren Fahrverhalten stehen kann - wenn diese Kids erwachsen werden und sich zum ersten Mal selbst hinter das Steuer eines echten Autos setzen.

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