Renault Twingo 2:Pfiffigkeit als Stärke

Wichtige Sicherheitsdetails gehören nun zur Serienausstattung

(SZ vom 29.08.1998) Wer klein ist, muß nicht so unscheinbar sein, daß er stets übersehen wird. Das gilt nicht nur in der Welt der Menschen, sondern auch in der der Automobile. Seit Jahren lassen die Hersteller zahlreiche Stadtflöhe mit pfiffigen und witzigen Karosserien auf die Kundschaft los. Doch Anfang der neunziger Jahre war es ein Auto, das diese Idee des modernen Kleinwagens repräsentierte wie kaum ein anderes. Der Renault Twingo bestach, als er 1993 auf den deutschen Markt kam, durch sein knuffiges Blechkleid, originelle Detaillösungen und einfallsreiche Techniken.

Nun, nach fünf Jahren Laufzeit, mußte der Twingo unbedingt einer aufwertenden Verjüngungskur unterzogen werden, denn aus den Montagehallen anderer Hersteller rollen stetig moderene Konkurrenten. Und von 11. September an können sich die deutschen Twingo-Freunde auf den Twingo 2 freuen. Der überarbeitete, französische Kleinwagen sieht seinem Vorgänger noch so ähnlich, daß niemand befürchten muß, ihn auf der Straße nicht wiederzuerkennen. Allerdings feilten ihn die Designer noch runder - der bulligere Auftritt steht dem Twingo aber gut zu Gesicht.

Freundliche Farben

Front- und Heckpartie haben voluminösere Lichter bekommen, wobei vorne zusätzliche Nebelscheinwerfer und Lufteinlässe für einen richtig freundlichen Gesichtsausdruck sorgen. Die gute Stimmung setzt sich im Innenraum des Twingo 2 konsequent fort: Bestachen bisher schon die Anordnung der Schalter und Hebel durch Funktionalität und fröhliche Farben, wurde diese Idee beim Twingo Baujahr 1998 nochmal weitergeführt. Immer noch prangt das zentrale Instrument mit den digitalen Anzeigen für Tempo, Benzinverbrauch und Kilometerstand in der Mitte der Armaturenbrettes. Bei den Bedienknöpfen wurde die Haptik verbessert, und selbstverständlich heben sie sich farblich wieder vom Rest ab.

Auch technisch ist der Twingo 2 eine Fortführung seines Vorgängers. Die praktische, auf Schienen verstellschiebbare Rückbank wurde übernommen. Für den leichteren Einstieg nach hinten haben die Vordersitze eine Memory-Funktion, die sie - nachdem sie in den Schienen nach vorne geschoben wurden - nach den Zurückklappen wieder in die Ausgangsposition zurückbefördern. Das Gestühl ist gegenüber dem ersten Twingo merklich straffer und komfortbaler geworden. Praktisch sind auch die zusätzlichen Ablagemöglichkeiten, die nun zur Serie gehören.

Der Twingo 2 wird von einem 1,2-Liter-Vierzylinder-Aggregat angetrieben, das eine Leistung von 43 kW (60 PS) auf die Straße bringt. Damit kann der Twingo ein Höchstgeschwindigkeit von 151 km/h erreichen, und den Spurt von Null auf 100 Stundenkilometer vollzieht er in 13,4 Sekunden. Der Benzinverbrauch wird nach neuer EU-Norm mit sechs Liter Super auf 100 Kilometer beziffert. Für den Kleinwagen stellt Renault drei verschiedene Getriebe zur Auswahl. Serienmäßig ist ein gut zu schaltendes Fünfgang-Getriebe. Zudem bieten die Franzosen eine Automatik und die schon vom Vorgänger bekannte - Easy betitelte - Halbautomatik an.

Obwohl der Twingo bisher nur über eine Motor-Variante verfügt, kann der Kunde dennoch seinen Wagen individuell zusammenstellen. Denn außer drei Getriebearten gibt es auch drei Austattungslinien. Oberhalb der Basisversion sind der Liberty und der Metropolis positioniert. Zur Serienausstattung gehört jetzt auch der lang vermißte Beifahrerairbag - und weil sich Renault nicht lumpen lassen wollte, sind Seitenairbags schon bei der Basis Serie. Optional gibt es nun auch ein ABS zum Preis von 660 Mark. Mit Sicherheitsdetails ist beim Twingo nicht gespart worden, die wichtigsten hat er bereits serienmäßig. Schade ist nur, daß die Kopfstützen für die Rückbank erst zum Preis von 290 Mark zu bekommen sind - diesen Betrag hätten die Verantwortlichen im Grundpreis von 16 950 Mark doch sicherlich noch unterbringen können. Denn dann würde diese wichtige Sicherheitskomponente nicht so oft dem Rotstift zum Opfer fallen.

Aber vielleicht sind die Kunden, die sich Renault für den Twingo vorstellt, doch so sicherheitsbewußt, wie vermutet wird. Denn sogenannte moderne Familien und ein hoher Prozentsatz an Frauen sind diejenigen, die den Twingo fahren werden. Daß er sich dabei besonders gegen den Ford Ka behaupten muß, zeigen die Zulassungszahlen zum 31. Juli. Bei 36 745 Ka lag der alte Twingo mit 36 490 Stück nur kurz hinter ihm. Dem neuen pfiffigen Twingo sei zu wünschen, daß der Abstand für ihn nicht schlechter wird.

Von Marion Zellner

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