Renault Megane Scenic und Classic:Ein neuer Luftikus

Von den beiden ist die Kompaktraumlimousine am reizvollsten

(SZ vom 18.01.1997) Autos mit variablem Innenraum liegen im Trend, doch die Fahrzeuge, die derzeit angeboten werden, sind für viele Käufer eine Nummer zu groß. Das ändert sich jetzt: Nach den Großraumlimousinen rollen jetzt Kompaktautos an, die nicht mehr Parkfläche beanspruchen als ein VW Golf, aber einen wesentlich wandlungsfähigeren Innenraum besitzen.

Der erste Vertreter dieser neuen Fahrzeuggattung heißt Renault Mégane Scenic. Nur 4,13 Meter ist er lang, doch er wirkt wesentlich größer, was er in erster Linie seiner Höhe verdankt: Mit 1,6 Metern überbietet er den ebenfalls neuen, auf immerhin 4,4 Meter gestreckten Megane classic mit 510-Liter-Kofferraum im Stufenheck um stattliche 18 Zentimeter.

Im Innenraum des französischen Luftikus können sich die Passagiere ganz nach Belieben und Bedarf einrichten: Die Sitze in der hinteren Reihe lassen sich einzeln herausnehmen, nach vorne wegklappen oder zu einer zusätzlichen Ablage zusammenfalten. Um 17 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbar sind sie obendrein.

Eine Besonderheit des Scenic ist sein doppelter Boden, in dem die Konstrukteure nicht nur zusätzliche Seiten-Crash-Schutzelemente untergebracht haben, sondern auch allerlei Stauräume: Unter dem Fahrersitz befindet sich die Batterie, und unter den hinteren Sitzen läßt sich nebst einer größeren Menge Krimskrams - sogar ein Regenschirm verstauen. Abgerundet wird das Ablagen-Angebot durch mehrere Flaschenhalter und zwei kleine Tische, die an den Rückseiten der Vordersitze befestigt sind. 70 Liter Zusatz-Stauraum kommen so zusammen, die das offizielle 410-Liter-Gepäckabteil entlasten.

Damit ist aber noch längst nicht alles aufgezählt, was den Scenic so vielseitig macht. Variabel ist auch die Gepäckraumabdeckung, die auf verschiedenen Niveaus eingehängt werden kann und ausgesprochen stabil geraten ist: Bis zu 70 Kilogramm schwere Gegenstände dürfen Renault zufolge auf ihr deponiert werden. Noch ein Beispiel für den Einfallsreichtum der Mégane-Inneneinrichter gefällig? Wer will, kann anstelle des fünften Sitzes ein sogenanntes Aufbewahrungsmöbel mit eingebauter Steckdose erwerben. Die Bezüge der nur im Randbereich allzu französisch-weichen Sitze sind übrigens, falls Eintönigkeit nicht erwünscht ist, in unterschiedlichen Farben erhältlich - eine Ausstattungsvariante, die, mit Verlaub gesagt, ein bißchen an die späten 50er Jahre erinnert.

Die Motorenpalette im Scenic ist den Limousinen entlehnt; allerdings wurde wegen des höheren Gewichts eine kürzere Getriebeabstufung gewählt. Das Angebot wird in jedem Fall einen 1,9-Liter-Turbodiesel mit 66 kW (90 PS) und drei Benziner umfassen: Der 1,4-Liter-Ottomotor, der mit dem nicht gerade leichten Fahrzeug (Leergewicht: 1215 Kilogramm) bergauf einige Mühe hat, bringt es auf 55 kW (75 PS), die 1,6-Liter-Version stellt ausreichende 66 kW (90 PS) zur Verfügung, und das stärkste Aggregat mit 2,0 Liter Hubraum erwirtschaftet flotte 85 kW(115 PS).

Das Fahrwerk des Kompaktraumfahrzeugs, das ziemlich straff abgestimmt ist, wurde ebenfalls von der Limousine übernommen; allerdings hat man den Durchmesser der innenbelüfteten Bremsscheiben an der Vorderachse vergrößert. Ein weiterer Unterschied betrifft die Karosserie: Der Scenic verfügt über leichte und, wie Renault hervorhebt, stoßunempfindlichere Kunststoff-Kotflügel, die beim Lackieren genau wie die Stahlblechteile behandelt werden.

Die Preise für das Auto des Jahres 97 beginnen bei 29 180 Mark, wobei alle Modelle serienmäßig mit ABS ausgerüstet sind.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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