Radfahrer-Ärgernisse:Sonntagsradler nerven

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Stau wegen gemütlicher Sonntagsradler: Der Zorn routinierter und ambitionierter Radler dürfte nicht lange auf sich warten lassen. (Foto: imago stock&people)

Die Beschwerden routinierter Biker im Straßenverkehr werden lauter. Zu Unrecht. Das Problem ist: Radler sind genauso egoistisch und rechthaberisch wie Autofahrer.

Kommentar von Thomas Harloff

Neulich in einer Redaktionskonferenz: Das Wetter ist schön, die Laune gut, man kommt ins Plaudern. Es geht, wie so häufig, ums Radfahren. Am Ende steht die Aussage: Radeln im Sommer ist schrecklich.

Allerdings nicht, weil die Kollegen wegen der warmen Temperaturen ins Schwitzen kommen. Auch nicht, weil mehr Baustellen die Fahrt behindern. Oder weil insgesamt mehr Radfahrer unterwegs sind. Nein, es liegt daran, WER unterwegs ist. Nämlich diese Sonntagsradler. Jene Radfahrer, die ein eher gemütliches Tempo anschlagen. Die nicht immer am rechten Rand des Radweges fahren, damit die Schnelleren überholen können. Die sich, und das scheint das größte Ärgernis zu sein, an die Verkehrsregeln halten.

Straßenverkehr
:An roten Ampeln halten - das ist Quatsch!

Auch wenn gar kein Auto kommt: Wer als Radfahrer bei Rot in die Pedale tritt, dem drohen ein Bußgeld und viele erhobene Zeigefinger. Höchste Zeit, diesen Unsinn abzuschaffen.

Kommentar von Benedikt Peters

Die Diskussion war deshalb so interessant und aufschlussreich, weil sie zeigte, dass Egoismus und Rechthaberei unter Radlern längst so verbreitet sind wie unter Autofahrern. Mindestens.

Man sucht sich die falschen Feindbilder

Dass der Ärger wächst, ist verständlich. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 72 Millionen Fahrräder. Ein Höchstwert, und die Tendenz ist steigend. Klar ist auch, dass die Infrastruktur nicht im gleichen Maße mitwächst. Natürlich reichen die Radwege hinten und vorne nicht, wenn die halbe Stadt zur gleichen Zeit auf die Idee kommt, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Selbstverständlich ist der Platz zu knapp, um jeden Radler sein Tempo fahren zu lassen. Wenn der Hardcore-Biker mit 5000-Euro-Rennrad und hochwertigster Funktionskleidung auf den Gelegenheits-Radler trifft, knirscht es zwangsläufig.

Um Druck abzulassen, sucht man sich mit Vorliebe die falschen Feindbilder. Verteufelt die anderen Radler, weil man selbst nicht vorwärts kommt. Oder die Verkehrspolitiker und -planer, die angeblich die Infrastruktur vermurkst haben. Der Haken: Beides geht am eigentlichen Problem vorbei. Es ist das mangelnde Verständnis für die anderen, das zu Diskussionen wie der eingangs erwähnten führt.

Dabei wäre gerade die Fahrrad-Community prädestiniert dafür, das exakte Gegenteil des ständig im Stau stehenden und deshalb chronisch verbitterten deutschen Autofahrers zu sein. Radfahrer bewegen sich, sorgen so für ihre Gesundheit, sie schonen die Umwelt - egal wie schnell oder langsam sie fahren. In diesem Bewusstsein sollten sie sich entspannen, locker den schmalen Radweg teilen. Und das Pöbeln den Autofahrern überlassen.

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