Punkte in Flensburg:Die kuriosesten Delikte der Verkehrssünderdatei

Vor genau 60 Jahren gab es die ersten Einträge ins Flensburger Register. Seitdem ließ sich ein Motorradfahrer 26 mal blitzen, sammelte ein Trucker 1014 Punkte - und trottete ein Pferd im ungünstigsten Moment vor die Linse.

Von Felix Reek

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26 Mal geblitzt

26 Mal geblitzt und Stinkefinger in Kamera gezeigt

Quelle: picture alliance/dpa

Wie heißt es so schön: "Im Zweifel für den Angeklagten." Also gehen wir davon aus, dass dieser Motorradfahrer beim Lockern der Hand plötzlich ein schmerzhafter Krampf durchfuhr, so dass der Mittelfinger unvorteilhaft in der Mitte stehen blieb. Oder er den Beamten in Flensburg nur warnen wollte, dass es morgen ganz bestimmt regnet.

Allerdings hätte er das nicht gleich 26 Mal tun müssen. Denn genau so oft wurde der 17-Jährige mit seinem Motorrad im Münchner Richard-Strauss-Tunnel 2012 geblitzt. Mal mit und mal ohne erhobenen Mittelfinger. Identifizieren konnte ihn die Polizei lange nicht. Die Maschine hat nur an der Rückseite ein Nummernschild und das fotografiert der Blitzer nicht.

Dummerweise fühlte sich der Motorradfahrer so sicher, dass er immer zur gleichen Zeit durch den Tunnel fuhr. Und irgendwann direkt in die Kontrolle der auf ihn wartenden Polizei. Die stellte gleich noch fest, das seine 125-ccm-Maschine illegal getunt ist. Anders hätte er die mehr als 100 km/h schnellen Geschwindigkeiten (bei vorgeschriebenem Tempo 60), mit denen er geblitzt wurde, gar nicht erreichen können. Rein rechnerisch macht das pro Fahrt drei Punkte, also 78 Punkte. Und 4160 Euro Bußgeld und 26 Monate Fahrverbot.

Abgeschreckt hat das andere Verkehrsteilnehmer offenbar nicht. Drei Jahre später ließ sich an gleicher Stelle in München ein 26-Jähriger erneut 26 Mal blitzen.

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Ich glaub, da blitzt ein Pferd

Pferd läuft in Blitzer

Quelle: picture alliance / dpa

Viele Autofahrer sind der Ansicht, dass sie nie zu schnell fahren. Kommt ein Strafzettel, war es immer der Fahrer auf der Spur nebenan. Ein urbaner Mythos? Nein, dieses Pferd wurde 2014 auf der Bundesstraße 455 bei Eppstein (Main-Taunus-Kreis) geblitzt. In vollem Galopp kann ein Pferd bis zu 50 km/h erreichen. Das ist zwar schnell, aber immer noch nicht flink genug, um ein Blitzgerät auf einer Bundesstraße auszulösen. Dafür sorgte der Autofahrer im Hintergrund. Er ging allerdings dank des Pferdes straffrei aus - das nämlich verdeckte auf dem Blitzerfoto mit seinem Hintern das Autokennzeichen.

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Blitzer mit dem Bagger umgefahren

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Quelle: Polizeipräsidium Mittelhessen

Waren Sie auch schon mal so richtig wütend, wenn Sie mal wieder geblitzt wurden? Also richtig wütend? Ja? Diese unbekannten Randalierer können Ihren Zorn spielend überbieten. Im Oktober 2015 brachen sie in Marburg an der Lahn in eine Baustelle ein und schlossen einen Bagger kurz. Mit dem fuhren sie zur nahegelegenen Bundesstraße B 3 und rissen drei fest installierte Blitzer aus der Verankerung. Der Schaden: mehrere Tausend Euro.

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Straßenschilder sind einfach zu dunkel

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Quelle: Regierungspräsidium Kassel

Stellen Sie sich vor, Sie fahren nachts mit Tempo 200 auf der Landstraße. Wie viel Zeit bleibt da, um das Straßenschild mit der Geschwindigkeitsangabe zu sehen? Keine, so viel ist sicher. Oder, um der Argumentation dieses Verkehrssünders an das Polizeipräsidium Kassel zu folgen, nicht genug, um sie: "1. zu erkennen. 2. zu verarbeiten. 3. zu reagieren".

Ob der berechtigte Widerspruch auf seinen Strafzettel erfolgreich war, ist nicht überliefert.

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Dichten für die Bußgeldbehörde

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Quelle: Regierungspräsidium Kassel

Vielleicht lieber ein Gedicht? Das dachte sich wohl dieser Verkehrsteilnehmer, der wie unschwer zu erkennen, aus Hessen stammt. Die Antwort auf seinen Strafzettel klingt mehr nach Büttenrede zur Fassenacht, als nach einem offiziellen Schreiben. Nach jedem Satz hört man förmlich einen imaginären Tusch: Hä-häää. Hä-häää. Hä-häää. Gnade hat die Polizei wahrscheinlich auch hier nicht walten lassen.

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Rollbrett als Ersatzrad

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Quelle: Polizeipräsidium Koblenz

In kaum einem modernen Auto findet sich heute noch ein Ersatzrad. Aber was tun bei einem Plattfuß? Eine kreative Lösung dafür hat ein Mann gefunden, der im Januar 2015 auf einer Landstraße bei Dörth in Rheinland-Pfalz gestoppt wurde. Auf drei Rädern. Und einem Rollbrett.

Dieses befestigte er zur Sicherheit mit einem Stück Seil an der Dachreling. Von der Genialität seiner Konstruktion überzeugt, "sah der Fahrer erst nach einer 'verkehrsrechtlichen Belehrung' ein, dass sein 'Ersatzrad' dann doch nicht so ganz ok war", so die Münchner Zeitung TZ.

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1014 Punkte in Flensburg

Kraftfahrtbundesamt in Flensburg

Quelle: picture alliance / dpa

Ab acht Punkten in Flensburg wird der Führerschein eingezogen. Nur ein unbedeutendes Detail für einen Lkw-Fahrer aus Paderborn. Denn er besaß nie eine Fahrerlaubnis. Schon als Jugendlicher wurde er sieben Mal am Steuer ohne Lappen erwischt. Doch er fuhr nicht nur weiter, er machte das Hobby zum Beruf.

2007 heuerte er bei einer Spedition als professioneller Lkw-Fahrer an. Nach einem Jahr erwischte ihn die Polizei. Natürlich immer noch ohne Führerschein. Da ihm laut Fahrtenbuch 169 Fahrten als illegale Einsätze vorgeworfen werden konnten, summierte sich dies zu insgesamt 1014 Punkten. Plus 2500 Euro Strafe und drei Jahre Führerscheinsperre. Die dürften ihn zu diesem Zeitpunkt aber kaum gestört haben. Wegen Betrugs saß er sowieso schon im Gefängnis in Hamburg.

© Süddeutsche.de/harl/dd
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