Probleme der Elektromobilität:Benzinrepublik verschmäht Stromer

Probleme der Elektromobilität: Eine Ladestation für Elektroautos am Berliner Hauptbahnhof

Eine Ladestation für Elektroautos am Berliner Hauptbahnhof

(Foto: imago stock&people)

Eine Million E-Autos bis 2020 - das war das Ziel. Bisher sind es deutschlandweit nur gut 20 000. Die Bundesregierung, die Kunden, selbst die Autohersteller haben keine Lust auf die Stromer. Das hat viele Gründe.

Von Karl-Heinz Büschemann

Ist das nicht seltsam? Obwohl Deutschland ein Autoland ist, obwohl die Autoindustrie zu den größten Exportbranchen und Wohlstandsbringern gehört - wenn es um die Zukunft der Mobilität geht, spielt Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Bis 2020 wollte die Bundesregierung eine Million Stromautos auf die Straßen bringen. Vor fünf Jahren setzte sie sich dieses Ziel, aber inzwischen hat sie es aufgegeben, wie sich aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen ergibt. Es ist nicht mehr realistisch: Hierzulande fahren nur 20 000 Stromautos. Was für eine magere Bilanz.

Deutschland bleibt eine Benzinrepublik. Die Autoindustrie hat zwar nach langem Zögern einiges unternommen, um das E-Auto voranzubringen. Es gibt hier inzwischen etwa 20 verschiedene Modelle auf dem Markt. Aber die sind alle teuer, und manchmal machen die Autobauer den Fehler, die eigenen E-Autos wegen ihrer geringen Reichweite selbst schlechtzureden.

PS-Protze verdienen das Geld

BMW, Daimler oder VW verkaufen lieber ihre PS-Protze, mit denen sie bei niedrigen Spritpreisen und schwachem Euro Rekorde bei Aktienkursen und Gewinnen erzielen. Warum sollen sie also mehrere Milliarden in ein neues technologisches Gebiet investieren, das extreme Risiken birgt? Die Anstrengungen der Autokonzerne beim Elektroauto wirken nicht beherzt, im Unterschied zum US-Unternehmen Tesla. Es fehlt die Entschlossenheit zum Aufbruch. Sie wirken gequält und getrieben.

Dabei ist das Elektroauto eine wichtige Ergänzung zum konventionellen Fahrzeug. Mit Strom aus Sonne oder Wind würden elektrisch betriebene Autos das Klima entlasten. Schon bald wird es Städte geben, in denen nur noch Elektroautos zugelassen sein werden. Deshalb ist dieser Antrieb auch der einzige Weg der Autohersteller in die Zukunft.

Es fehlt an Vielem

Die Bundesregierung muss aus ihrer passiven Rolle heraus. Kanzlerin Angela Merkel hatte 2010 versprochen, das Stromauto zu unterstützen, aber noch immer fehlt in Deutschland ein Netz aus genormten Stromtankstellen. Es fehlt der genormte Stecker ebenso wie eine einheitliche Abrechnung für Strom-Tankende. Dieses Chaos muss aufhören, ebenso wie die Zuständigkeit von gleich mehreren Bundesministerien für dieses Thema.

Die Bundesregierung muss Vorbild sein und Anreize schaffen. Ministerien und Behörden müssten es den Bürgern vormachen und ihre Fuhrparks mit Elektroautos ausrüsten. Für Unternehmen muss es erhöhte steuerliche Abschreibungen auf diese Fahrzeuge geben. Nicht zuletzt muss Deutschland deren Käufern eine Prämie beim Kauf zahlen, so wie es Frankreich oder die Vereinigten Staaten machen. In der Finanzkrise vor sieben Jahren hatte die Bundesregierung mit der Abwrackprämie von 2500 Euro den Kauf von Neuwagen spektakulär angekurbelt. Damals ging es der Autoindustrie schlecht, und deren Lobby hat mächtig Druck auf die Regierung gemacht. Jetzt fehlt dieser Druck. Mit anderen Worten: Der Branche geht es wohl noch zu gut.

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