Praxistest: Nissan 350Z Roadster:Zauberformel

Sie sind selten geworden, diese Autos, die einen auf den ersten Blick in ihren Bann ziehen. Es geht nicht einfach um Marke, Leistung oder Image - doch wenn auch dies noch stimmt, kommt man aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Wie im vorliegenden Fall.

Von Stefan Grundhoff

Über die legendäre Z-Reihe von Nissan ist viel geschrieben worden. Die Modelle, die in den 70er und 80er Jahren weltweit zahllose Fans fanden, begeisterten in erster Linie durch ihre grandiosen Formen.

nissan z350 roadster

Detail des Z350 Roadster von Nissan

(Foto: Foto: pressinform)

Doch nur Coupé- und Targa-Versionen zogen einst auf den Straßen in Asien, Europa und den USA die Blicke auf sich. Bei der neuesten Generation Z ist Nissan glücklicherweise noch ein Stück weiter gegangen. Allerdings entschieden sich die Japaner erst reichlich spät dafür, den Spaß-Roadster 350Z als Konkurrenten von Boxster, Crossfire, TT oder Z4 dann doch zu bauen.

Wir können uns darüber nur freuen, denn der mutig geschnittene Sportwagen ist einer der schönsten seiner Art. Avangardistisches Styling gepaart mit exzellenten Fahreigenschaften und einer Motorleistung, die einen nur mit der Zunge schnalzen lässt. Es gibt am 350Z Roadster nicht viel zu meckern.

Gewichtige Argumente

Klar, ein halbautomatisches Dach gehört eigentlich ins vorherige Jahrzehnt, und das Interieur ist sicher Geschmacksache. Doch der grandiose Ritt im Nissan wird eigentlich nur dadurch gestört, dass er ein paar Zentner zu viel auf den Rippen hat. Man muss indes gar nicht zwei- oder dreimal hinschauen - man sieht es ihm nicht an. Die lange Front, das bullige Gesicht und dieses Hinterteil - alles eine Augenweide.

Auf der Straße merkt man das Gewicht besonders schnell, wenn man den geschlossenen Bruder kennt und auch Modelle wie den Porsche Boxster oder den BMW Z4 bereits erfolgreich bewegt hat. Der Blick in die Fahrzeugpapiere schafft Klarheit und sorgt doch für Grübeleien:

Das Leergewicht des Z-Roadsters ist mit mehr als 1,7 Tonnen angegeben. In dieser Region bewegen sich auch große Limousinen wie Mercedes E-Klasse, BMW 5er oder Audi A6. Die smarte Roadsterkonkurrenz fährt mit gut 300 Kilogramm weniger durch die Landschaft...

Nicht, dass wir uns missverstehen: Der 350Z Roadster ist ein grandioser Roadster, mit exzellenten Fahreigenschaften und einem Sound, der nicht nur der weiblichen Begleitung auf dem Beifahrersitz fast den Schlaf rauben könnte. Motorsound satt, Lenkung oder Schaltung kratzen ebenfalls an den Bestmarken in dieser Klasse. Jede Fahrt durch eine Kurve wird zelebriert und mit einem gedanklichen Jauchzen abgeschlossen. Dieser Nissan hat Suchtpotenzial - fährt sich jedoch nicht ganz so gut wie der Bruder mit festem Dach. Cabriodach und die zahlreichen Versteifungen der Karosserie und am Rahmen sind es wohl, die den 350Z Roadster etwas müder machen.

Zauberformel

Schub-Lehre

Doch auch so müssen sich die Fahrleistungen alles andere als verstecken. Der 3,5 Liter große Sechszylinder ist ein Prachtkerl und sein Sound wurde bereits gebührend abgefeiert. 206 kW / 280 PS und ein maximales Drehmoment von 363 Nm bei 4800 U/min lassen einen nur äußerst ungern in den dritten Gang schalten.

Im zweiten Gang gibt es diesen sonor bullig klingenden Klang, der dem Fahrer so unendlich viel Spaß bereitet. 0 auf 100 km/h in gemessenen 6,6 Sekunden könnten ohne das Cabrio-Mehrgewicht natürlich noch besser sein.

Bei Tempo 250 macht der Nissan Schluss - zum Glück. Denn das Cabriodach ist nichts für endlose Autobahnorgien. Eine dünne Schicht trennt einen von der lärmenden Außenwelt. Dass man den Schalter für das halbelektrische Dach links über dem Knie jedes Mal im Dunklen suchen muss und das Dach manuell verriegelt wird, nervt. Es gibt bessere Dächer.

Schatten...

Beim Kraftstoffverbrauch zeigt sich der Vollblut-Asiate nicht als Kostverächter. Nissan verspricht durchschnittlich 11,7 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer. In der Praxis sind es - auch wegen des Specks auf den Rippen - gut und gerne rund 13 Liter.

...und Licht

Doch wir können nicht verhehlen, dass wir begeistert sind. So sieht man auch über den unpraktischen Kofferraum und die allenfalls mittelprächtige Bedienung im Innenraum hinweg. Bei heißen Temperaturen erfreut man sich stattdessen an den Netzsportsitzen: Außenbahnen in Leder, innen gibt es Netzelemente, die Kühlluft an den Rücken bringen. Könnte zwar edler aussehen - funktioniert aber wirklich.

Der Nissan 350Z Roadster ist zudem deutlich günstiger als befürchtet. Voll ausgestattet, kostet er mit elektrisch verstellbaren Ledersitzen, ESP, Xenonlicht und den bekannten Annehmlichkeiten gerade mal 40.450 Euro.

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