Nach dem Fahrerwechsel wird schnell klar, wozu die Griffe da sind: zum Festhalten! Am Steuer sitzt nun ein langer, unglaublich hagerer Mann, der in den nächsten adrenalinhaltigen Minuten im Gegensatz zum Beifahrer sehr ruhig bleiben wird: Walter Röhrl, zweifacher Rallyeweltmeister, vierfacher Monte-Carlo-Sieger. Niki Lauda nannte ihn "Genie auf Rädern", und man muss sagen: Lauda hat verdammt nochmal recht. Der kurze Ausflug in die Rallye-Welt mit dem neuen Porsche Cayenne GTS hinterlässt bleibende Eindrücke.
Walter Röhrl legt die mehr als zwei Tonnen des Cayenne in die Kurve, dass es nur so staubt.
(Foto: Foto: Porsche)"In der ersten Kurve muss ich ein bissl langsam tun", sagt der Mann aus dem Bayerischen Wald und schon hier wird klar, dass langsam ein eher relativer Begriff ist. Röhrl legt die mehr als zwei Tonnen des Cayenne in die Kurve, dass es nur so staubt.
Wo sind nochmal die Griffe? Es ist ein besonders holpriges Stück Schotterpiste, das der 60-Jährige da in Angriff nimmt: bergauf, kurvig, steinig. Ausbrechen, driften lassen, einfangen und zwischendrin ein bisschen schalten. Keine zwei Minuten dauert die wilde Hatz, nie kommen wir über 125 km/h und den dritten Gang hinaus, und doch hat der ungeübte Beifahrer in dieser Zeit mehrere Mal mit seinem Leben abgeschlossen - und dies auch weitgehend unverständlich artikuliert: "Neiiiiinuaaaahohhhgottogott!"
"Neiiiiinuaaaahohhhgottogott!“
Der Cayenne GTS ist ein sportliches Auto - das ist nach der kurzen Rallye-Demonstration sehr klar geworden. 405 PS, acht Zylinder, 4,8 Liter Hubraum, 253 km/h Spitzengeschwindigkeit, von 0 auf 100 in 6,1 Sekunden - beachtliche Werte für ein derart mächtiges Gefährt. Dass auch 22 Liter Stadtverbrauch dazugehören, verwundert nicht. Der GTS ist die mittlerweile vierte Variante des Cayenne, bald kommt noch ein Hybrid-Cayenne, der weniger als neun Liter verbrauchen soll, auf den Markt. Der große Bruder von Carrera und 911er ist ein Verkaufsschlager, ein Türöffner für neue Märkte in Russland, China, Lateinamerika, Dubai. 180 Wagen werden pro Tag im Leipziger Werk gefertigt - mehr geht nicht. Ein Drittel des Gesamtumsatzes ist dem Cayenne zu verdanken.
Der GTS ersetzt den Turbo S, verfügt über 21-Zoll-Felgen, Fahrwerksregelung PASM (Porsche Active Suspension Management) sowie optionale Wankstabilisierung PDCC (Porsche Dynamic Chassis Control), ist auch in der neuen Farbe nordischgoldmetallic und ab 76.725 Euro zu haben. Auch Walter Röhrls erstes selbstgekauftes Auto war ein Porsche, ein 356er. Röhrl war 21 und arbeitete für einen Oberfinanzdirektor - als Chauffeur. Der Mann muss gute Nerven gehabt haben. Heute ist der beste Rallyefahrer der Welt Mit-Entwickler bei Porsche - und natürlich Testpilot. Einer, der dem Ottonormalfahrer mal zeigt, was so ein Cayenne wirklich kann. Und wozu die Griffe da sind.