Restlos verdrängt wurde alle Phantasie dort, wo die brutale Realität der politischen Verfolgung Flüchtlinge in Scharen in die Häfen trieb, die nirgends so hilflos zum Spielball des Zynismus wurden wie hier.
Beschrieben von Anna Seghers, die in Marseille, auf der Flucht vor den Nazis, ihre Wartezeit vor allem im Café Mont Ventoux an der Cannebière verbrachte:
"Am Nebentisch saß an jenem Nachmittag eine Gruppe von Einheimischen, die hier ganz gut von der Furcht und der Abfahrtswut der Neuankömmlinge lebten. Sie erzählten sich lachend von einem Schiffchen, das zwei junge Ehepaare - die Männer waren gemeinsam aus dem Lager geflohen - für höllisch viel Geld gemietet hatten. Doch die Verkäufer hatten sie betrogen, das Schiffchen hatte ein Leck. Sie kamen bis an die spanische Küste. Da mussten sie wieder zurück. Sie fuhren noch die Rhônemündung hinein, da wurden sie von der Küstenwache beschossen und gestellt."
Foto: AKG Images/Paul Almasy