Piaggio Hexagon:Ein Gewinn in vielen Details

Universelle Einsetzbarkeit durch Kompaktheit, ausgeprägte Kurvenfreudigkeit und einen ausreichend starken Zweitakt-Motor

(SZ vom 18.07.1998) Gut 60 000 Exemplare konnte Europas Roller-Marktführer Piaggio von seinem als Reise-Roller lancierten Hexagon in den dreieinhalb Jahren seit seinem Erscheinen verkaufen. Die jetzt vorgestellte zweite Auflage des Hexagon soll dem bekannten Honda Helix, dem neuen Honda Foresight und dem ebenso neuen Suzuki Burgman sowie dem erfolgreichen Yamaha Majesty - allesamt von 250-Kubikzentimeter-Viertaktmotoren angetrieben - das Leben noch schwerer machen: Zusätzlich zum 125-Kubik-Einzylindermotor gibt es jetzt eine ebenfalls im Zweitaktverfahren arbeitende 180er-Variante, die mit 15 kW (21 PS) leistungsmäßig auf dem Niveau der japanischen Sofa-Rollern liegt.

Vorteil des Hexagon war - und bleibt - seine universelle Einsetzbarkeit: Aufgrund seiner Kompaktheit ist er in der Stadt sehr wendig, auf Überlandstrecken kommt ihm die Umstellung auf größere Elf-Zoll-Räder mit breiten, jetzt schlauchlosen Reifen in Form größerer Fahrstabilität deutlich zugute. Der Federungskomfort ist gut, die Kurvenfreudigkeit in engen und langgezogenen Biegungen beeindruckt auch deshalb, weil die Kippeligkeit des früheren Hexagon deutlich reduziert werden konnte. Die Platzverhältnisse sind zufriedenstellend, liegen aber unter denen der Konkurrenz.

Gewonnen hat der neue Hexagon in der Ausstattung, der Optik und im Detail. So gibt es jetzt eine lichtstarke Halogen-Doppelscheinwerferanlage, unter dem Sitz versteckt sich ein Regenschutz-Überzieher, im Heck-Kofferraum findet sich außer einem übersichtlichen Werkzeugfach auch eine 12-Volt-Steckdose - bestens geeignet für den Handy-Man. In der Praxis nicht überzeugend ist lediglich ein Punkt: In der Warmlaufphase gibt sich der Zweitaktmotor allzu unkultiviert. Hier tut Besserung not.

Auch wenn Piaggio durch Installation des neuen 180-Kubikzentimeter-Zweitaktmotors jetzt mehr Leistung anbietet, so dürfte doch die für viele Klasse-3-Besitzer erlaubte 125er-Version im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Leistung von 10,2 kW (14 PS) reicht im Stadt- und Vorortverkehr gut aus, das Höchsttempo von 102 km/h genügt zum Mitschwimmen auf Bundesstraßen. Das 180-Kubikzentimeter-Triebwerk kann alles noch etwas besser und treibt den Hexagon auf 120 km/h.

Erfreulich ist, daß der Preis mit 6495 Mark für den schwächeren LX gegenüber dem Vormodell (6550 Mark) nicht steigt, der stärkere LXT kostet 6895 Mark. Wer beim Händler noch einen alten Hexagon abholt, dürfte ein Schnäppchen machen, denn die Auslaufware wird rund 1000 Mark günstiger abgegeben. Und schlecht war der Hexagon bislang nun wirklich nicht.

Von Ulf Böhringer

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: