Peugeot 508 / 508 SW:Unter Wert geschlagen

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Den Peugeot 508 als Kombi oder als Limousine? Mit Automatikgetriebe oder mit Handschaltung? Selten war es so einfach, auf einfache Fragen die richtigen Antworten zu geben.

Günther Fischer

Eigentlich hat Peugeot Grund zum Feiern: Seit 1891 produziert die französische Firma neben Fahrrädern und Gewürzmühlen auch Automobile - also seit 120 Jahren, was zumindest in Frankreich gebührend gefeiert wurde. Seit 75 Jahren ist Peugeot auch in Deutschland präsent - und das mit Erfolg. Nur ließen die Feiern hier ein wenig zu wünschen übrig.

Peugeot 508 / 508 SW
:Das Getriebe entscheidet

Den Peugeot 508 als Kombi oder als Limousine? Mit Automatikgetriebe oder mit Handschaltung? Selten war es so einfach, auf einfache Fragen die richtigen Antworten zu geben.

Vielleicht war das aber auch ein wenig zu viel an Vergangenheit. Denn wie soll man sonst erklären, warum die französischen Autobauer ausgerechnet in einem neuen Modell eine Technik von gestern einsetzen: ein automatisiertes Schaltgetriebe. Das ist eigentlich nichts anders als ein normales Schaltgetriebe - nur ohne Kupplungspedal. Die Kupplung wird in diesem Fall elektrisch betätigt - was den Schaltvorgang eben ein wenig länger dauern lässt.

Diese sogenannte Zugkraftunterbrechung fällt dabei so streng aus, dass die Oberkörper des Fahrers und der Insassen beim Hochschalten kräftig nach vorne wippen. Viele kennen dieses Phänomen vom Kleinwagen Smart - da mag es vielleicht noch als kultig durchgehen, zumal der Effekt in den neueren Modellen ziemlich abgeschwächt wurde. Bei einem Auto aber, das sich in höheren Klassen tummeln möchte, wirkt es eher grenzwertig.

Wobei man diesem Getriebe eines zugute halten muss: Es hilft dem Auto beim Spritsparen - auch wenn es den Fahrer dabei mitunter bevormundet: Trotz eines kräftigen Tritts auf das Gaspedal weigert sich die Automatik manchmal einfach, zu schalten. Und in vorgerückten Geschwindigkeitszonen geht auch nicht mehr viel weiter - der Fahrspaß bleibt auf der Strecke.

Aber das alles arrangiert Peugeot zugunsten des Verbrauchs: Unterm Strich steht ein Verbrauch, der wirklich jeden Geldbeutel schont - und mit dem damit verbundenen, geringeren CO2-Ausstoß natürlich auch die Umwelt: 4,9 Liter Diesel brauchten wir im Schnitt, und das mit einem ausgewachsenen Kombi. Voll beladen wird es wohl ein bisschen mehr sein - das Ergebnis ist trotzdem mehr als vorzeigbar.

Jetzt aber nur auf diesem vorgestrigen Getriebe herumzuhacken, wäre unfair - schließlich bietet Peugeot auch Versionen mit Handschaltung an. Zum Beispiel die von uns gefahrene Limousine. Mit der Sechsgang-Handschaltung verbraucht der Benziner zwar etwas mehr - aber ich habe es als Fahrer zumindest selbst in der Hand, wie ich fahre. Nur: Der Ärger über das automatisierte Getriebe überlagert aber leider die Tatsache, dass die Franzosen mit dem 508 ein ansonsten sehr stimmiges Fahrzeug auf den Markt gebracht haben.

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So ist zum Beispiel endlich das gierig wirkende Haifischmaul verschwunden - mit dem 508 debütiert schließlich Peugeots neue Designlinie. Die ist, man kann es nicht anders sagen, einfach gelungen. Wobei in unseren Breitengraden wie immer der SW (also der Kombi) mehr Anklang finden wird, in angelsächsischen Gefilden dagegen die Limousine.

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Auch den Innenraum haben Frankreichs Designer deutlich aufgewertet. Die Verarbeitung ist tadellos, ein wenig schicker Klavierlack hie und da und angenehme Oberflächen machen den Aufenthalt im Auto deutlich angenehmer als in früheren Modellen der Löwenmarke. Wozu die Platzverhältnisse nicht wenig beitragen: Hinten sitzen auch große Menschen gut, und so viel Kopffreiheit muss man anderswo lange suchen.

Getriebe hin oder her: Das Fahrwerk ist - wie so viele andere Dinge beim 508 - ebenfalls durchaus gelungen. Avanciertere Fahrer mögen im direkten Vergleich mit deutschen Produkten die eine oder andere Schwäche konstatieren, aber in Summe stellt die Abstimmung einen gelungenen Kompromiss dar: keine französische Sänfte mehr, aber auch kein teutonischer Härte-Albtraum. Lediglich die Lenkung könnte etwas mehr Präzision aufweisen.

Fazit: Der 508 ist eigentlich ein rundum gelungenes Auto. Wenn Peugeot - vielleicht schon mit dem Facelift - auch noch ein echtes Automatikgetriebe verbaut, dann bleiben kaum noch Wünsche offen. Außer der der fortgesetzten Sparsamkeit. Die Entscheidung zwischen Limousine oder Kombi ist ohnehin nur Geschmackssache.

Peugeot 508 Active 1,6 L 155 THP: 4-Zylinder-Motor; 1598 ccm Hubraum; 115 kW/156 PS; max. Drehmoment 240 Nm bei 1400 U/min; 0-100 km/h 8,6 s; Vmax 224 km/h; Normverbrauch: 6,2 l; Euro 5; CO2: 144 g/km; Testverbrauch: 6,5 l; Leergewicht: 1561 Kilogramm. Preis: ab 26.700 Euro

Peugeot 508 Access SW 1,6 l E-HDI FAP EGS6: 4-Zylinder-Motor; 1560 ccm Hubraum; 82 kW/112 PS; max. Drehmoment 270 Nm bei 3600 U/min; 0-100 km/h 12,3 s; Vmax 194 km/h; Normverbrauch: 4,3 l; Euro 5; CO2: 110 g/km; Testverbrauch: 4,9 l; Leergewicht: 1609 Kilogramm. Preis: ab 25.500 Euro

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