Papamobil:Sänfte auf Rädern

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Auch bei seinem Besuch in Bayern wird Benedikt XVI. den Menschen wieder zuwinken - hinter Panzerglas, im Papamobil. Details über das Spezial-Gefährt werden wie ein Staatsgeheimnis gehütet.

Anders als oft angenommen, gibt es schon lange nicht mehr nur ein "Papamobil".

Wird in wenigen Tagen in Bayern erwartet: Papst Benedikt XVI. (Foto: Foto: Reuters)

Allein während des Besuchs von Benedikt XVI. vom 9. bis 14. September im Freistaat werden wahrscheinlich drei oder vier der Gefährte im Einsatz sein - genaue Auskünfte darüber gibt es aus Sicherheitsgründen nicht.

Weltweit soll es etwa 40 bis 60 "Papamobile" der verschiedensten Hersteller geben. In Italien etwa stammen sie von Fiat, in den USA von General Motors.

Kuppel aus Panzerglas

Ein 1982 für den Papst-Besuch in England angefertigtes "Papamobil" - ein Sondermodell von Land Rover - ist heute im Hotel Imperial Palace in Las Vegas zu bewundern. Allein von DaimlerChrysler zählen derzeit ein knappes Dutzend "Papamobile" zum Fuhrpark des Vatikan.

Geschützt wird der Heilige Vater in seinem Gefährt von einer Panzerglaskuppel, so dass er für die Gläubigen von allen Seiten gut sichtbar ist. Das perlmuttfarbene, etwa 2,80 Meter hohe Papst-Auto mit dem Kennzeichen SCV 1 ist gepanzert und mit einer elektrischen Treppe ausgestattet.

Die "Papamobile" sind eine Neuerung des Pontifikats von Johannes Paul II. Der polnische Papst, der den Kontakt zu der Öffentlichkeit wesentlich stärker suchte als seine Vorgänger, erhielt 1980 sein erstes "Papamobil" von Mercedes-Benz.

Es handelte sich um einen umgebauten Geländewagen Mercedes-Benz 230 G, der einen Plexiglasaufbau trug. Ein Jahr zuvor hatte er bereits bei einem Besuch in seiner Heimat einen umgebauten Kleinlaster einer polnischen Marke benutzt. Nach dem Attentat auf Johannes Paul II. 1981 wurde der Plexiglasaufbau durch Panzerglas ersetzt.

Keine Auskunft über Details

Der Stuttgarter Autokonzern DaimlerChrysler betreut die Päpste schon seit mehr als 75 Jahren mit Sonderanfertigungen. Erstmals schenkte er 1930 Papst Pius XI. eine Limousine des Typs Nürburg 460. 1960 erhielt Papst Johannes XXIII. einen so genannten Adenauer-Mercedes.

Der Autobauer gibt allerdings zu technischen Daten und Kosten der Spezialanfertigungen keine Auskunft. Sicherheitsaufbauten, Kosten und technische Daten werden wie ein Staatsgeheimnis behandelt.

Insider schätzen die Kosten für ein Mercedes-"Papamobil" auf 300.000 bis 400.000 Euro. Unbestätigten Information zufolge haben die Papamobile zudem Spezialgetriebe für Schrittfahrten durch die Menge und wiegen zwei bis vier Tonnen. Trotz kraftvoller 270 PS sollen sie teilweise nur Höchstgeschwindigkeiten von 80 bis 130 Stundenkilometer erreichen.

Klare Sitzordnung

Die Besetzung des "Papamobils" ist streng geregelt. Bei Besuchen außerhalb des Vatikans sitzen dem Heiligen Vater der päpstliche Privatsekretär und der jeweilige Ortsbischof gegenüber. Beide nehmen jedoch tiefer Platz als der Oberhirte.

Eine kleine technische Panne gab es beim Weltjugendtag in Köln: Vor der großen Abschlussmesse von Papst Benedikt XVI. war die Treppe des "Papamobils" kaputt gegangen. Helfer des Malteser Hilfsdienstes zimmerten kurzerhand aus einer Holzkiste und einer Sanitätsdecke eine Ersatztreppe.

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