Pannenhelferin Susa Bobke:"Männer dramatisieren mehr"

Susa Bobke rettet Männer. Frauen auch. Als Gelber Engel beim ADAC ist sie seit mehr als 20 Jahren im Einsatz und leistet Pannenhilfe. In ihrem zweiten Buch "Auch ein Mann bleibt manchmal liegen" gibt sie Praxistipps für Autofahrer.

Sascha Gorhau

Süddeutsche.de: Frau Bobke, wie viele Männer haben Sie heute schon abgeschleppt?

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Klasse statt Masse: Susa Bobke ist eine von nur sechs weiblichen "Gelben Engeln". In ihrem zweiten Buch "Auch ein Mann bleibt manchemal liegen" gibt sie Tipps, die jeder Autofahrer beherzigen kann.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Susa Bobke: Ich schleppe ja niemanden ab. Ich bin Pannenhelferin und in den allermeisten Fällen können die Autos danach weiterfahren und müssen nicht abgeschleppt werden. Heute musste ich zum Beispiel das Auto einer Frau abholen lassen. Fünf andere Fahrzeuge habe ich wieder fahrtüchtig bekommen. Aber es gibt Zeiten, dieses Jahr im Februar zum Beispiel, da weiß man gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Als es so kalt war, da haben uns die Leute am Straßenrand angehalten, dort wo sie stehengeblieben sind.

Süddeutsche.de: Wie wird man eigentlich zum weiblichen Gelben Engel? Gerade der Beruf des Mechanikers erhält doch erst seit einigen Jahren verstärkt Zulauf von Mädchen und Frauen.

Bobke: Zur ersten Generation gehöre ich ja nicht, ich habe meine Ausbildung in den späten 80er Jahren gemacht. In den Jahren zuvor haben sich schon einige Pionierinnen durchgebissen und uns den Weg geebnet. Aber trotzdem war es schwer. Ich wollte eigentlich mit 15 direkt von der Schule weg KfZ-Mechanikerin werden. Aber ich habe keine Lehrstelle bekommen.

Süddeutsche.de: Und dann?

Bobke: Dann bin ich dem Rat meiner Eltern gefolgt und habe weiter die Schule besucht. Ich habe danach mein Grundstudium absolviert, ehe es mit dem Ausbildungsplatz geklappt hat. Doch ich bereue es nicht, dass ich so spät meine Berufung gefunden habe. Während des Studiums bin ich zum Beispiel Taxi gefahren, das war eine prima Vorbereitung für meinen Beruf.

Süddeutsche.de: Machen manche Männer dumme Bemerkungen? Wurden Sie schon mal weggeschickt?

Bobke: Es hat sich viel verändert, die Einstellung zu Frauen in solchen Berufen ist glücklicherweise eine andere geworden. Trotzdem sind heute noch viele überrascht, wenn ich komme. Früher konnten Leute damit oft nicht umgehen, ich bin dann gefragt worden, ob ich überhaupt eine Ausbildung gemacht hätte oder wo mein Kollege sei.

Süddeutsche.de: Was nervt Sie als Pannenhelferin besonders?

Bobke: Diese Komfortpannen. Ich werde gerufen, wenn das Navi nicht mehr funktioniert. Für manche Menschen ist es gar nicht mehr möglich, ohne es zu fahren. Die Menschen gewöhnen sich an betreutes Fahren. Die lassen sich entmündigen. Darunter leidet die Selbstständigkeit. Dann wird in der Notsituation wie wild telefoniert und schließlich ist der Akku vom Handy leer. Das ist dann oft die größere Katastrophe als die tatsächliche Panne, der größte Stressfaktor.

Süddeutsche.de: Wofür sollte man Sie niemals anrufen?

Bobke: Ich fahre grundsätzlich bei jedem Notfall raus. Wer anruft, der bekommt auch Hilfe. Ich bin sogar schon mal für eine defekte Hupe ausgerückt. Jeder Mensch hat ja eigene Vorstellungen, was an einem Auto wirklich wichtig ist. Etwa Klimaanlagen sind für viele inzwischen geradezu lebenswichtig.

Süddeutsche.de: Was war denn Ihre skurrilste Panne?

Bobke: Einmal wurde ich zu einem richtig teuren Fahrzeug gerufen. Die Tankklappe war defekt. Da habe ich auch nicht mehr gemacht, als die Bedienungsanleitung des Wagens nach der manuellen Entriegelung zu durchsuchen. In fünf Minuten war das Problem gelöst. Da kam sich der Fahrer schon ein wenig dumm vor.

Süddeutsche.de: Was sind typische Frauen- was typische Männerprobleme?

Bobke: Die Männer dramatisieren mehr. Frauen sind viel pragmatischer. Sie neigen allerdings dazu, immer die Schuld bei sich zu suchen. Bei Männern scheint es übrigens ein Sport zu sein, den Tank leer zu fahren. Vielleicht sind sie auf der Jagd nach einer neuen Rekordreichweite, mit der sie dann vor ihren Freunden angeben können.

Süddeutsche.de: Was sind die jahreszeitabhängigen Klassiker, die jedes Jahr wiederkehren?

Bobke: Zum Beispiel im Sommer montierte Winterreifen. Das sind wirklich blöde Sachen, die nicht sein müssen und übrigens auch wirklich lebensgefährlich sind. Oder wenn es ganz stark regnet, dann gehen überproportional viele Scheibenwischer kaputt.

Süddeutsche.de: Was sollen die Leute von Ihrem Buch lernen?

Bobke: Das Buch gehört ins Handschuhfach. Bei vielen Sachen kann man sich selber helfen oder sich auch nur unterhalten während des Wartens auf die Pannenhilfe. Dass man auch bei einem Auto in die Betriebsanleitung schauen sollte, haben viele Leute vergessen.

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