Pannenhelfer des ADAC:"Jungs, Ihr könnt doch gar nichts dafür"

ADAC Pannenhelfer

Der ADAC-Pannenhelfer Carsten Schönhold wird immer wieder auf die jüngsten Ereignisse angesprochen - doch meist erntet er Zuspruch für seine Arbeit.

(Foto: dpa)

Die Gelben Engel sind jeden Tag auf der Straße, um Autofahrern zu helfen. Mit dem Skandal um den Verein haben die Pannenhelfer nichts zu tun. Trotzdem werden sie bei ihrer Arbeit ständig mit dem Thema konfrontiert.

ADAC-Pannenhelfer Carsten Schönhold hat es am ersten richtig frostigen Morgen des Jahres im Ruhrgebiet mit Startschwierigkeiten zu tun. Meist sind es streikende Batterien. Er ist gut gelaunt. Vor ein paar Tagen war das allerdings noch anders. Da trat der 42-Jährige seinen Dienst mit gemischten Gefühlen an, als der Umfrage-Pfusch um den vom ADAC ausgelobten Autopreis "Gelber Engel" bekannt wurde.

"Damit hatte keiner gerechnet. Das hat weh getan. Ich war sauer", sagt Schönhold. Er und seine Kollegen durften sich so manchen Spruch anhören. "Was ist denn da bei euch los?", prasselten die Fragen der Kunden anfangs auf die Pannenhelfer ein. Der Spott ging aber vor allem in Richtung Zentrale. "Jungs, Ihr könnt doch gar nichts dafür", habe es meist geheißen. Und verlassen wollten die Mitglieder den ADAC schon gar nicht. "Das tat schon gut", sagt Schönhold.

ADAC-Mitglied Eugen Hirsch ist an diesem Morgen mit seinem Geländewagen liegen geblieben. Er wartet nur kurz auf den Straßendienst und differenziert die Lage sehr klar: "Das sind zwei Paar Schuhe", sagt er, während Schönhold seinen Wagen wieder zum Laufen bringt. Der Autopreis "Gelber Engel" sei etwas anderes als der Pannendienst.

Ersteres habe ihn gar nicht interessiert. Der Straßendienst ist ihm wichtig. "Wenn es um Hilfe geht, sind die immer da und sind immer freundlich", betont Hirsch, der die technische Hilfe unterwegs zu schätzen weiß. Schönhold gibt ihm wie allen anderen Mitgliedern, deren Wagen von allein nicht anspringen wollte, ein paar Tipps. Zusätzliche Stromfresser wie Gebläse oder heizbare Heckscheibe beim Start auslassen und runterregeln oder ausmachen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Das Gerangel um den "Gelben Engel" ist uninteressant

Bei Hirschs Geländewagen war die Ursache für das Schwächeln der fast neuen Batterie nicht ganz klar. "Vielleicht hing ein Relais und ein Stromverbraucher ist angeblieben", vermutet der gelernte Kfz-Technikermeister Schönhold. Mit geübtem Blick hatte er schon nach Kindersitzen Ausschau gehalten. "Da kommt es vor, dass die Kleinen an Knöpfen spielen und irgendwo ein Lämpchen an bleibt."

Auch Martin Grotz will auf den Pannenschutz des ADAC nicht verzichten. Der 33-jährige Unternehmensberater macht sich aber Gedanken um die Zukunft des Vereins. "Dieser Geschäftszweig muss unbedingt erhalten bleiben", sagt er in einem Bochumer Parkhaus. Dort ist der Wagen seiner Frau saft- und kraftlos liegengeblieben. "Man muss gespannt sein, wie der Verein künftig aussehen wird. Das Milliarden-Unternehmen müsste eigentlich eine Aktiengesellschaft sein, mit einem Aufsichtsrat", fordert Grotz.

Mit Pannenhelfer Schönhold ist der Unternehmensberater vollauf zufrieden. Der Wagen stand tagelang im Parkhaus, als seine Frau im Krankenhaus lag. Die Batterie war leer und musste eine halbe Stunde aufgeladen werden. Jetzt können beide mit ihren Autos nach Recklinghausen zurück.

Schönhold füllt noch den Einsatzzettel für das Paar aus, dann kommt der nächste Auftrag in Bochum. Wieder eine Batterie. So ist das eben bei Temperaturstürzen, erklärt er. Und der nächste komme diesen Winter bestimmt. Dann würden all die Batterien schlapp machen, die jetzt noch so gerade gehalten hätten.

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