Opel Vectra V6 CD:Unscheinbarer Wohltäter

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Luxus und Leistung gehen eine Synthese als Reisemobil ein

(SZ vom 02.10.1993) Immer mehr Menschen legen Wert auf Diskretion. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten muß man ja nicht mehr mit einem protzigen Automobil demonstrieren, daß man von der Wirtschaftsflaute Gott sei Dank nicht betroffen ist. Aber trotzdem will man auf einen gewissen Luxus nicht verzichten - auf die inneren Werte eines Automobils kommt es in einem solchen Fall an. Da hätten wir einen Geheimtip: den Opel Vectra mit dem V6-Motor und in der CD-Ausstattung, angereichert mit einigen Extras.

Dies fängt schon bei der Motorisierung an: Der 2,5-Liter-V6-Motor leistet 125 kW (170 PS) und stellt seine Leistung unaufdringlich, aber wenn erforderlich, sehr nachdrücklich zur Verfügung. Auch vom Klang her macht das Aggregat einen guten Eindruck: Es wird eigentlich nur bei forcierter Fahrweise im oberen Drehzahlbereich relativ laut. Im neuen Saab 900, in den das Triebwerk ebenfalls implantiert worden ist, hinterläßt genau dieser Motor einen ganz anderen Eindruck: Dort wirkt er kernig und sportlich und überhaupt nicht dezent-zurückhaltend wie im Vectra. Auch sein Kraftstoffverbrauch ist mit rund elf Litern auf 100 km im Alltagsverkehr akzeptabel.

Ein erstaunlich guter Kompromiß ist den Opel-Technikern bei der Fahrwerksabstimmung gelungen: Der Vectra V6 läuft auf der Ideallinie zwischen Komfort und Sport. Weniger gut gefallen hat uns, daß die 170 PS beim Starten manchmal etwas zu sehr am Lenkrad zerren - auch wenn man mit einem Automatikgetriebe (Aufpreis 2003 Mark) ausgerüstet ist.

Im Innenraum können sich die Passagiere auf Ledersitzen räkeln, die aber nicht nur bequem aussehen, sondern auch kommod sind. Das edle Gestühl (Aufpreis 2180 Mark) gibt auch genügend Seitenhalt in schneller gefahrenen Kurven und entläßt den Fahrer nach einer mehrstündigen Autobahnfahrt, ohne daß der erste Gang zum Masseur führen müßte. Das einzige, was wir an heißen Tagen wirklich vermißt haben, war eine Klimaanlage: Sie gehört nicht zur Basisausstattung des CD, sondern muß für rund 3500 Mark extra geordert werden. Zu einem solchen Luxus-Gefährt aufgerüstet, kommt der Vectra V6 knapp 50 000 Mark teuer.

So viel praktische Details der Vectra auch haben mag - über eines verfügt er nicht: über prestigebildendes Image. Doch das muß nicht immer ein Nachteil sein - gerade in diesen Zeiten.

Von Otto Fritscher

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