Sieger im TÜV-Report:Opel gewinnt

GM will Opel ohne Staatshilfen sanieren

Ist Opel auf dem Weg der Besserung?

(Foto: dpa)

Nach langer Krise geht es bei Opel wieder bergauf. Vorläufiger Höhepunkt: Der Minivan Meriva ist Sieger des aktuellen Qualitätsberichts für Gebrauchtwagen vom TÜV Süd. Auch Opels Konzernmutter General Motors hat die positiven Signale bemerkt.

Von Sascha Gorhau

Schlechte Qualität, durchschnittliche Optik: Opel hat in den 1990er Jahren an Glaubwürdigkeit und Kunden verloren. Die Marke leidet darunter noch immer. Zwar habe sowohl die Fachwelt als auch die Käuferschaft das inzwischen deutlich verbesserte Design der Autos aus Rüsselsheim zur Kenntnis genommen. Doch von der Haltbarkeit ist noch nicht jeder überzeugt.

Der aktuelle TÜV-Bericht könnte nun die letzten Zweifel ausräumen: Die Qualität bei Opel stimmt wieder. Der Meriva - ausgerechnet ein Auto, das Opel nicht in Deutschland, sondern im spanischen Saragossa produziert - ist der Gewinner. Wenn der Minivan zum ersten Mal zur Hauptuntersuchung fährt, weisen lediglich 4,2 Prozent der Fahrzeuge erhebliche Mängel auf. Damit löst der Sieger 2014 den VW Polo ab, der im Vorjahr die Prüfer am häufigsten überzeugte.

Für Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive der Fachhochschule in Bergisch-Gladbach, ist der Erfolg von Opel keine Überraschung: "Schon in den vergangenen Jahren war die Produktqualität weit besser als das Image", sagt Bratzel. Die Gründe dafür sieht er darin, dass Opel aus den Problemen der Vergangenheit viele richtige Schlüsse gezogen habe.

Bessere Produkte, bessere Stimmung

Die Gesamtentwicklung gehe insgesamt in die richtige Richtung. Das liege hauptsächlich an den Produkten. Doch auch Innovationen und Ausstattung bei Opel-Modellen seien inzwischen absolut zeitgemäß, sagt Bratzel. Das nehmen die Kunden zur Kenntnis - und das spüren auch die Mitarbeiter des Konzerns. "Seit dem Beginn von Karl-Thomas Neumann ist ein gewisser positiver Mentalitätswechsel zu erkennen", sagt Bratzel.

Der Ex-VW-Manager Neumann ist seit März 2013 Chef bei Opel. Und nicht nur die Stimmung ist seitdem besser. In der Tat bringt er die Marke voran. Im September 2013 konnte Neumann verkünden, dass Opel erstmals seit 15 Jahren keine Marktanteile verloren hat. Das nächste Ziel: Opel soll hinzugewinnen.

Im Interview mit der FAZ machte der Opel-Chef klar, dass er dies mit neuen Modellen und einem erstarkten Markenimage erreichen wolle. Die Modellpalette von Opel ist inzwischen konkurrenzfähig. Der Ampera war eines der Vorreitermodelle unter den Elektroautos, der Lifestyle-Kleinwagen Adam ist gut genug, um gegen die Konkurrenten Mini oder Fiat 500 bestehen zu können. Und auch kommende Modelle können den Zeitgeist treffen, wie die positiven Reaktionen auf das vielbeachtete Konzeptfahrzeug Monza auf der IAA in Frankfurt belegen.

Weniger Rabatte, mehr Individualität

Das Image der Marke soll vor allem hochwertiger werden als bisher. Neumann hat darum angekündigt, die Rabatte auf Opel-Modelle drastisch zu verringern. Statt Masse setzt Opel auf Klasse. "Individualität ist das neue Premium", sagte Neumann am Rande der IAA. Dafür kann man mehr Geld verlangen, wie er weiß.

Auch Konzernmutter General Motors (GM) scheint wieder an Opel zu glauben. Wie bekannt wurde, zieht GM Chevrolet aus dem europäischen Markt (außer Russland und GUS) zurück. Die Etablierung der Opel-Schwestermarke in Europa war einst ein Problem für die Rüsselsheimer Autobauer. Chevrolet, die viertgrößte Automarke der Welt, bot den Kunden die gleichen Fahrzeuge mit ähnlicher Ausstattung zu günstigeren Preisen - und das auch noch beim gleichen Händler. Von Selbst-Kannibalisierung war die Rede.

Von 2016 an wird Opel die Konkurrenz aus dem eigenen Haus los sein. Das bedeutet nicht, dass von nun an zwangsläufig die Verkäufe sprunghaft ansteigen, aber es sagt viel über die Wertschätzung von Opel bei Konzernmutter GM. Und die Qualität scheint endlich auch wieder zu stimmen, wie der TÜV-Report 2014 beweist.

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