Oldtimer im Urlaub:Mit Ente oder Käfer von Strand zu Strand

Citroen 2CV, die Ente

Auch den Citroën 2CV, besser bekannt als "Ente", kann man auf Mallorca mieten. Doch man bleibt damit besser auf befestigten Straßen.

(Foto: dpa)

Ob Triumph TR6, Porsche 911 oder VW Käfer Cabrio: Seit einem Jahr kann man auf Mallorca auch klassische Autos mieten. Eine Inseltour im Oldtimer ist für Urlauber ein besonderes Erlebnis. Doch das Geschäft mit dem alten Blech hat seine Tücken.

Von Dirk Engelhard

Die Verlockung ist rot, laut und sehr offen: ein Triumph TR6, Baujahr 1976. Ein Traum, damit über die malerischen Straßen Mallorcas zu cruisen. Und gar nicht mal unerschwinglich: 350 Euro plus Mehrwertsteuer pro Tag kostet der Oldtimer, Benzinkosten nicht eingerechnet.

Cesar Bravo, 32, gebürtiger Katalane, hat im letzten Jahr die erste Autovermietung für Selbstfahrer auf Mallorca gegründet, die ausschließlich Classic Cars im Angebot hat. Da wären ein roter VW Buggy aus dem Jahr 1967, der zur ersten Generation Buggys in Europa gehört. Der Triumph TR6 mit Sechszylindermotor und einer Karosserie von Karmann ist noch lädiert von der letzten Mallorca-Rallye, an der er drei Tage lang teilnahm. Das Hinterrad macht verdächtige Geräusche, und der Auspuff hängt auf Halbmast. An Rallyes will Bravo seine Autos in Zukunft nicht mehr mitfahren lassen, dafür seien sie zu schade.

Rot ist auch das VW Käfer Cabrio aus dem Jahr 1971. Bei ihm hofft Bravo auf deutsche Kunden, die eine nostalgische Mallorca-Rundfahrt unternehmen möchten und sich vielleicht an vergangene Urlaube erinnern, als Mallorca noch eine unverfälschte Mittelmeerinsel war. Ein Modell für kernige Burschen ist dagegen der Jeep Willys, Baujahr 1974, in Tarngrün. Ein Karmann Ghia, Baujahr 1971, hat gerade Motorprobleme und ist noch in Reparatur, ebenso wie der schwarze Porsche 356 Speedster aus dem Jahr 1956. Der Wagen sei allerdings ein Nachbau, fügt Bravo leise an. Autofans wüssten dies sowieso, da die wenigen Originale unerschwinglich seien, sie können weit über 100 000 Euro kosten. Für Mallorcas mauerngesäumte Landstraßen fast schon eine Nummer zu groß ist der Porsche 911 Targa aus dem Jahr 1976 mit sechs Zylindern und einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Der vielleicht schönste im Wagenpark ist der MGA, Baujahr 1957, von dem nur 5869 Stück gebaut wurden.

Die Anschaffungskosten sind viel höher

Einfach ist das Geschäft mit den Miet-Oldies nicht. Abgesehen davon, dass die Anschaffungskosten für die Karossen weit höher sind als die für einen VW Polo oder Fiat 500, sind die Wagen ausgesprochen pflegebedürftig. "Fehlt ein Ersatzteil, kann man es leider nicht einfach beim nächsten Händler abholen, es muss oft im Ausland bestellt werden, und dann warten wir auf die Lieferung - während dieser Zeit kann das entsprechende Auto nicht vermietet werden", schildert Bravo das Problem. Zum Glück ist sein Bruder Mechaniker, so spart man immerhin an Werkstattkosten.

Im früheren Leben war Bravo erfolgreicher Basketballspieler bei mehreren Profi-Teams in Spanien. Später besann sich der gebürtige Barceloneser auf seine Leidenschaft für Autos, besonders für klassische Automobile. Sein Vater besaß in Barcelona eine kleine Autowerkstatt. "Ich habe ihm schon als kleiner Knirps gerne geholfen, den Seat 600 zu reparieren", erzählt Bravo. Er selbst fährt übrigens einen unspektakulären, angejahrten Ford Focus.

Auf seiner Finca bei San Ferriol, ganz in der Nähe des Flughafens, stehen die Oldtimer unter alten Olivenbäumen. Bravo zieht die Plastikplanen in der Morgensonne ab, darunter kommen nasse Autos zum Vorschein. "Nur eine Nacht, und die Autos sind vollkommen feucht", schimpft er. Feuchtigkeit ist auf Mallorca schon immer ein Problem gewesen.

Bravo steckte seine Ersparnisse in die Autos

Bravo kaufte seinen Fuhrpark aus Valencia, Girona, Mallorca und Großbritannien zusammen, alle Autos stammen von Privatleuten. "Einen Kredit habe ich nicht aufgenommen", behauptet er, seine Ersparnisse habe er in die Autos gesteckt. Eine riskante Sache. Da Bravo weder einen Werbeetat noch gute Verbindungen zu den Hotels der Insel hatte, lief die Vermietung im ersten Jahr sehr schleppend an. "Wenn Touristen einen Flyer in die Hand gedrückt bekommen, auf dem ein paar schöne Autos abgebildet sind, sagen sie: Oh ja, okay, fein, und werfen ihn in die nächste Mülltonne", ist sich der Jungunternehmer sicher.

Etwas völlig anderes wäre es, eines der Gefährte direkt in Augenschein nehmen und anfassen zu können. "Dafür bräuchte ich einen Showroom in Palma", sinniert Bravo. Doch erstens wären solche Showrooms in guter Lage sehr schwer zu bekommen, und zweitens zu teuer für ihn. Nicht sehr gut zu sprechen ist Bravo auch auf die wirtschaftliche Unterstützung für Existenzgründer in Spanien. "Die spanische Regierung redet immer davon, Existenzgründer zu unterstützen, doch tatsächlich legt sie ihnen nur Hürden in den Weg", schimpft er. Gerade seien die monatlichen Beiträge für die Selbständigen, die "autonomos" auf rund 350 Euro pro Monat erhöht worden. Er könne es sich in diesem Jahr auch nicht mehr leisten, seinen Bruder als Mechaniker einzustellen.

Es ist schwierig eine Versicherung zu finden

Jetzt ist Kleinunternehmer Bravo dabei, Hoteliers anzusprechen, um Pakete mit Übernachtungen und Oldtimer inklusive zu schnüren. "Die meisten wissen ja noch gar nicht, dass es mich gibt", beschreibt er sein größtes Problem. Doch vielleicht wird diese Saison ja besser. Gerade hat ein Event-Veranstalter angerufen, der fünf oder sechs Fahrzeuge für ein Firmenevent eines Konzerns auf Mallorca mieten will. "Sie wissen aber, dass Sie pro Fahrzeug 1000 Euro Kaution hinterlegen müssen?", sagt Bravo auf Spanisch in sein Handy.

Es sei äußerst schwierig gewesen, eine Versicherung zu finden, die seine Oldies versichert, erzählt er, und ohne jene Kaution sei es unmöglich, die Autos zu vermieten. Fahren könne sie hingegen jeder, der einen Autoführerschein hat. In einer kurzen Einführung erklärt Bravo die Besonderheiten des jeweiligen Fahrzeugs. Besonders das Anlassen will geübt sein. Beim Triumph muss man den Motor rund eine Minute bei einer bestimmten Drehzahl warm laufen lassen, ehe man losfährt.

Dafür werden die Touren in romantische Inseldörfer wie Costitx oder Algaida zu echten Erlebnissen. Wenn man auf dem Dorfplatz parkt, bleiben ältere Männer mit ihrem Baguette unter dem Arm stehen, um erst mal "mira que bueno" zu rufen, und sich dann begeistert nach Details des Wagens zu erkundigen. Das einprägsamste Erlebnis ist jedoch die Fahrt ins Tramuntana-Gebirge, wo die Sportwagen zeigen können, was sie immer noch draufhaben.

Infos unter: www.mallorcadriving.com

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: